Das französisches Infanteriegewehr M 1777


Geschichte



Text: Dieter Wergen

General Jean-Baptiste Vaquette de Gribeauval (15. September 1715 – 9. Mai 1789), Generalinpsekteur der Artillerie widmete sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Revision des französischen Artilleriewesens. Dazu gehörte auch die Bearbeitung der Hand- und Faustfeuerwaffen der Armee.

Es entstand das in Europa vorbildlichste und fortschrittlichste Steinschloßgewehr, das Modell 1777. Die wesentlichsten Merkmale waren, wenn auch schon zum Teil beim Vorgängermodell eingeführt:

-ein kräftiger Hahn mit herzförmigem Ausschnitt der den leicht zerbrechlichen Schwanenhalshahn ablöste;

-eine Pulverpfanne aus Messing, die leichter herzustellen und zu reinigen war und in die das agressive Zündkraut nicht so starke zur Korrosionsspuren wie in den bisherigen Zündpfannen aus Eisen hinterlies.

-der Schaft und der Lauf wurde jetzt mit Ringen zusammengehalten, nicht wie bisher bei den Gewehren anderer Nationen durch Stifte, die durch den Schaft getrieben wurden und durch Ösen die unter dem Lauf gelötet waren, festgehalten wurden.

-der Schaft hatte eine zum Anschlagen des Gewehrs günstige Form mit einem Wangenausschnitt und einem leicht gefingerten Unterbügel.

Dieses Gewehr war, in unterschiedlicher Ausführung und Länge, die Standardwaffe der französischen Infanterie, der Kavallerie, der Artillerie und aller sonstigen Spezialtruppen bis 1815. Der jahrzehntelange Versuch der Waffenkonstrukteure alle Nationen war es Normenvorschriften einzuführen, die die Austauschbarkeit der einzelnen Teile eines Gewehrs garantierten. Dieses Ziel wurde mit dem Modell M 1777 und dem Nachfolder M 1777 corrigé an IX weitgehends erreicht.

Das M 1777 wurde zunächst in den Manufakturen St. Etienne, Maubeuge, und Charleville produziert, später auch in anderen Manufakturen Culembourg, Lüttich, Versailles, Turin, Tulle u.a.

Der Ladevorgang des M 1777 blieb allerdings konservativ. Kein zylindrisches Zündloch für die Selbstaufschüttung des Pulvers auf die Pfanne, kein konischer Ladestock- also weiter den Ladestock drehen beim Laden, keinen Feuerschirm an der Pfanne, der den Nachbarschützen vor dem herausfauchenden Feuerstrahl aus dem Zündloch schützte.

Das Gewehr wurde im Laufe seiner Dienstzeit da und dort mit Verbesserungen ausgestattet- grundsätzlich blieb es aber bis zum Ende des „Steinschloßzeitalters“ unverändert.

Das Gewehr wurde von vielen Nationen, mehr oder weniger, kopiert. Preußen entwickelte das Scharnhorstsche, Neupreußische Infanteriegewehr M 1809/12, Russland das Modell 1808, etc. - Abbilder des großen Vorbildes.

In den Freiheitskriegen war das französische M 1777 (und seine Abarten) in der preußischen Armee häufiger zu finden als Alt-oder Neupreußische Gewehre zusammen. Auch die mit Frankreich im Krieg verbündeten oder verfeindeten Staaten haben sich durchgängig mit diesen Beutegewehren bewaffnet.



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