Der Revolver Mle. 1892

Geschichte


Nach 1880 arbeitete man in allen großen Armeen an einer Umstellung der Bewaffnung auf das gerade erfundene rauchlose Pulver. Zu groß waren die Vorteile dieses Wundermittels, zu groß auch die Angst, der jeweilige Gegner/Erzfeind könnte bei der Einführung neuer Waffen schneller sein. Da der Übergang zum 8mm-Kaliber zu einer deutlichen Leistungssteigerung bei den Armeegewehren geführt hatte, war es naheliegend, auch entsprechende Revolver einzuführen, denn was für Gewehre richtig war, konnte doch für Revolver nicht falsch sein, dachte man jedenfalls.
In Frankreich arbeitete man seit 1884 an einem neuen Revolvermodell, daß den Revolver Modell 1873 ablösen sollte. Ende 1886 wurde festgelegt, das der neue Revolver vom „System Lebel“ sein sollte, was zu der weitverbreiteten Legende führte, der Revolver wäre eine Konstruktion von Nicolas Lebel. Das „System Lebel“ bezog sich aber nur darauf, daß die Laufinnenmaße, die Anzahl der Züge, der Drallwinkel und das Geschoßkaliber genau die gleichen waren wie beim 1886 eingeführten Armeegewehr, an dessen Entwicklung Nicolas Lebel maßgeblich mitgewirkt hatte.
1892 wurde der "Revolver d´Ordonnance 1892" (der außerhalb Frankreichs allgemein als Lebel-Revolver bezeichnet wird) eingeführt. Bei seiner Konstruktion wurde besonderer Wert auf Sicherheit und leichte Demontage gelegt.
Auffälligstes Merkmal des Revolver Modell 1892 ist die nach rechts ausschwenkbare Trommel. Das hatte seinen Grund nicht in technischen Notwendigkeiten, sondern in der Denkweise der französischen Generalität:
Theoretisch war es so: Ein Revolver war eine zusätzliche Waffe, hauptsächlich für Offiziere und Kavalleristen bestimmt. Deren Hauptwaffe, Säbel oder Degen, wurde natürlich mit der rechten Hand geführt. Für den Revolver blieb also nur die linke (freie) Hand. Wenn aber die Waffe (der Theorie nach) nur mit der linken Hand geschossen wird, ist es nur konsequent, die Trommel nach rechts ausschwenken zu lassen, damit die rechte Hand die Trommel mit Patronen füllen kann. Allerdings war Frankreich wohl das einzige Land, in dem Offiziere und Kavalleristen gleichzeitig fechten und schießen konnten, denn Armeerevolver anderer Staaten hatten immer eine nach links schwenkbare Trommel.
Der Lebel-Revolver hat eigentlich nur zwei Nachteile: Zum ersten ist da die äußerst material- und zeitaufwendige Fertigung, die den Revolver ungeeignet zur Ausrüstung moderner Massenarmeen machte. Wegen des hohen Fertigungsaufwandes war der Revolver auch recht teuer. So kostete zu Beginn des ersten Weltkrieges ein Lebel-Revolver 60 Goldfranc, das Armeegewehr Modell 1886 dagegen nur 43 Goldfranc.
Der Revolver wurde unter der Bezeichnung „Revolverul 1896" auch in Rumänien als Armeebewaffnung eingeführt.
(c)W.Finze; zuletzt geändert:
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