Wie ein Kunde versuchte, eine Marktnische im Programm seinesLieferanten zu besetzen.

von Wolfgang Berk

Im Jahre 1851 ließ sich Robert Adams in England einen Revolver – Lauf und Rahmen aus einem Stück – durch ein Patent schützen. Da es aber der Firma Deane, Adams & Deane, deren Teilhaber er war, an Fertigungskapazitäten fehlte, ließ er seine Revolver zuerst nur von der Firma William Tranter in Birmingham für sich fertigen. Etwas später fertigte dann auch die Firma J.Brazier aus Wolverhampton für Robert Adams sowie auch in ganz geringer Menge die Firma Hollis & Sheath. Im Jahre 1853 ließ sich William Tranter von Robert Adams eine Lizenz geben, um so seinen bekannten Doppelabzug-Revolver fertigen zu können, für den er neben anderem 1853 ein Patent erworben hatte. Daneben lief allerdings die Auftragsfertigung des original Adams-Revolvers für Robert Adams weiter.

Im August 1856 erwirb William Tranter ein weiteres Patent, das ihm neben den Ladehebeln für sein 2. und 3. Modell Doppelabzug, auch das Double-Action Schloß für seinen Revolver 4. Modell schützte. Dazu noch ein Treble-Action Schloß, mit dessen Hilfe ein Doppelabzug-Revolver noch zusätzlich im Single-Action Modus geschossen werden konnte. Das Double-Action System wurde von Tranter mit seinem Revolver 4. Modell sofort praktisch umgesetzt. Damit glaubte Tranter, indem er das 3. Modell Doppelabzug und das 4. Modell Double-Action in der Fertigung nebeneinander laufen ließ, eigentlich alle Bedürfnisse potenzieller Kunden abdecken zu können. Das Treble-Action System verschwand in der Schublade.

Am 10.April 1859 ließ sich dann ein Kunde von William Tranter, der Pariser Büchsenmacher E.Lefaure, in Paris ein Patent erteilen, welches ihm den Umbau eines Tranter Doppelabzug-Revolvers auf ein Treble-Action Prinzip schützte. Wenn man bei solch einer geänderten Waffe den langen Vorspannabzug etwa ¾ durchzieht, so wird an diesem Punkt der Hammer des Revolvers durch eine zusätzliche Klinke arretiert. Diese Technik tangierte das Tranter Patent in keiner Weise. Wohl aber scheint es Tranter selbst tangiert zu haben, hatte er doch sein eigenes entsprechendes Patent bis dato ungenutzt in der Schublade.

Während die mir bekannten beiden Lefaure Umbauten die Nr. 9539T ( 3. Modell 80 bore ) und die Nr. 9955T ( 2. Modell 54 bore ) tragen, trägt der früheste mir bisher bekannte Treble Action Revolver original Tranter die Nr. 10005T ( 120 bore ). Es war also wohl so,daß durch die Konkurrenz von E. Lefaure, Tranter sich bemüßigt sah, eine dritte Produktionslinie zu installieren, seinen Treble-Action Revolver, häufig auch als „ Exportmodell“ bezeichnet, wofür es aber eigentlich keinen ausreichenden Grund gibt, da es genügend Waffen auch mit englischer Händleranschrift gibt. Damit dürfte Tranter allerdings E. Lefaure weitgehend das Wasser abgegraben haben, und es ist fraglich, ob Lefaure überhaupt so viele Waffenänderungen ausgeführt hat, daß er die Kosten für sein Patent wieder hereinbekommen hat.

Waffenbeschreibung:


Waffen-Nr.: 9539T

Kaliber. 80 bore

Lauflänge: 9,5 cm

Länge über alles: 25 cm

Beschriftung auf der Rahmenbrücke: Verkäufer: E. Lefaure Bte a Paris

Bilder: Waffe in Kasette; Waffe von links und rechts im entspannten Zustand, Waffe von links und rechts im gespannten Zustand.

Zusatzvermerk: Zusätzliche Klinke nicht durch Schraube, sondern durch einen Stift im Rahmen gesichert.(Sichtbar am rechten Fuß der Y-Feder). Hahnsporn in Schwalbenschwanztechnik in die Rückseite des spornlosen Originalhahns eingesetzt.

Festzustellen bleibt jedenfalls,daß Lefaure /Tranter-Umbauten äußerst selten sind!