Deutsche Schützenvereine in Australien

von Stefan Salm

In den dreissiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts zog es schon eine Reihe deutscherverein Siedler, Forscher und Abenteurer nach dem fünften Kontinent. Eine Gruppe landete 1838 in Adelaide/Süd-australien mit einem lutherischen Pastor, August Kavel. 1841 lebten ca. 1800 deutsche Einwanderer unter den 14,000 Einwohnern Südaustraliens. Neben der Landwirtschaft, vornehmlich Weinbau, hielt man an einer anderen Tradition fest: dem Preis- und Königsschiessen. Bald wurden die ersten Schützenvereine gegründet, wie Adelaide Deutsche Schützengesellschaft – 1853; Tanunda Schützenverein – 1856; Lobethal - ca. 1860 und Hahndorf - 1864. Heute ist Hahndorf der einzige Verein, der noch nach deutscher Regel und Tradition schiesst, d.h. jeder Schuss ins Zentrum bringt 13 Punkte, bei 12 Schuss können 156 Punkte gewonnen werden. Es wird auf 200 yard (ca. 180 m) geschossen, die Zielscheibe ist 22 cm und das Zentrum 5 cm. Neben normalem Preisschiessen wird einmal im Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr um den Titel des Schützenkönigs geschossen. Seit dem Bestehen dieser Vereine hat 1991 das erstemal ein Schütze die möglichen 156 Punkte erreicht, ohne vorher einzuschiessen. 1957 war das letzte mal, dass ein Schützenkönig mit Schwarzpulver und. Bleikugeln mit 151 Punkten gewonnen hat.

Das erste Königsschiessen in Hahndorf fand am 9. November 1864 statt und wurde von einem Herrn F.H. Sonnemann aus einem Feld von 27 Schützen gewonnen. Der Preis war eine Silbermedaille und 3 Pfund (die damalige Währung). Geschossen wurde anfangs, bis fast Ende des 19. Jh. Mit Vorderladern. Der Schützenkönig 1897 gewann seinen Titel mit einem englischen Vorderlader Kaliber .455 von John Rigby mit einem Resultat von 133 Punkten. Englische Whitworth Gewehre waren sehr beliebt und brachten sehr gute Resultate. Es waren jedoch auch viele Gewehre die in Bayern, Württemberg, Preussen und anderswo in Deutschland hergestellt waren und mit den Einwanderern ins Land gekommen waren in Gebrauch. Es befinden sich noch eine Anzahl solcher Gewehre in Privatsammlungen, z.B. G.F. Störmer am Hartz, Klawitter aus Herzberg und F. Baader, München. Von ca. 1900 bis zum zweiten Weltkrieg waren Winchester High Wall beliebt. Diese wurden noch mit Schwarzpulver und Bleikugeln geladen, meistens Kal. .38.

Es folgt ein Auszug aus einem Zeitungsausschnitt aus der “guten alten Zeit” aus “South Australian Weekly Chronicle” vom Samstag, 14. April 1860 (aus dem Englischen übersetzt):

German Rifle Club Shooting Match

Das Preisschiessen fand am 9. April 1869 statt. Um 8 Uhr trafen sich die Teilnehmer und Gäste des Preisschiessens am Hamburg Hotel in Rundle Street. Man bestieg von festlich dekorierten Pferden gezogene Fahrzeuge und fuhr in Begleitung einer Blaskapelle hinaus auf die Farm des Mr. Osmond Gilles in den Adelaide Hills. Es wurden zwei grosse Zelte errichtet und mit Fähnchen geschmückt und es entstand schnell eine festliche Atmosphäre. Der Wettbewerb wurde von 20 Schützen begonnen. Jeder hatte zwölf Schuss, es wurde auf 150 yards geschossen und es konnten sechs Preise gewonnen werden.

Anschließend kam das Königsschiessen, wiederum 150 yeard, mit einer Zielscheibe von ca. 50cm Durchmesser und einem sehr kleinen Zentrum. Klub-Schützenkönig wurde ein Mr. Herzog.

Auch Mr. Gilles, der Besitzer des Grundstücks, versuchte sich mit einigen Schüssen – außer Konkurrenz. Er war sehr erfreut über das gelungene Unternehmen und versprach, die deutschen Brüder auch in Zukunft in ähnlicher Weise unterstützen zu wollen.

Bei Sonnenuntergang ging es zurück zur Stadt wo man mit Musik und wehenden Fähnchen einzog.

Wie man sieht hat sich im Schiess-Sport in 140 Jahren nicht viel geändert.