Hirschfänger M / 71


Geschichte


Zur Jägerbüchse M/71 wurde als Beiwaffe der Hirschfänger M/71 befohlen. Das Vorbild für den M/71 war der Hirschfänger M/65. Gefäßform und Klinge waren gleich geblieben. Fünf Nieten im Griff - statt drei beim alten Modell - und in der Parierstange eine kleinere Bohrung für den Lauf sind die äußeren Unterscheidungsmerkmale des neunen Hirschfängers M/71 vom Vormodell M/65.

Sächs. JägerbataillonDie ersten Hirschfänger M/71 aus der Produktion des Jahres 1871/72 stammten vom Solinger Hersteller P.D. Lüdenschloß. 1875 stellte die Solinger Firmen W.R. Kirschbaum und P.D. Lüdenschloß weitere neue Hirschfänger her; 1876 lieferte nur noch Lüdenschloß. Im Jahre 1880 lieferte der Suhler Hersteller Gebr. Simson die Klingen und die Gewehrfabrik erfurt erledigte die Endmontage. 1883 erhielt nur die Firma Weyersberg, Kirschbaum & Co einen Auftrag über komplette Hirschfänger und zusätzlich zur Lirferung von Klingen an die gewehrfabrik Erfurt; dort wurden dann die gefäße montiert und die Waffe komplettiert. 1885 lieferte wieder Weyersberg, kirschbaum & Co nur die Klingen, die Gewehrfabrik Erfurt führte die Endmontage aus. Einen letzten Auftrag zur Lieferung von Hirschfängerklingen erhielt W.K.C. im Jahre 1886 von der Erfurter Gewehrfabrik, bei der dann auch die Fertigung der Waffen erfolgte.

Folgende Jäger- und Schützen-Bataillone führten den Hirschfänger M/71 zu den Jägerbüchsen M/71, (den Infanteriegewehren M/71/84 mit Einschränkung und Gewehren 88):

Das preußischen Garde-Jäger- und Garde-Schützen-Bataillon, sowie die Jägerbataillone Nr. 1 bis 11 und das Großherzoglich Mecklenburgische-Jäger-Bataillon Nr. 14.

Die zwei Königl. Sächsischen Jäger-Bataillone Nr.12 und 13. (Das Königl. Sächs. Schützen-Regiment Prinz Georg Nr. 108 war nicht mit der Jägerbüchsen M/71 und dem Hirschfänger M/71 bewaffnet.)

Der Hirschfänger M/71 wurde auch zum nachfogenden Magazingewehr, dem Infanteriegewehr 71/84, welches das Gardeschützen-Bataillon im Sommer 1886 erhielt und zum Gewehr 88, das 1890 ausgegeben wurde, geführt.

Aber nicht nur Jäger und Schützen waren mit der Büchse M/71 nebst Hirschfänger bewaffnet. Aus den entsprechenden Verfügungen und Befehlen der Chefs der Admiralität, von Stosch, ist klar ersichtlich, dass auch große Teile der Marine mit Büchse und Hirschfänger M/71 ausgestattet waren.

Es sind Hirschfänger mit Truppenstempeln der Kaiserlichen Marine (K.M. und Waffennummer), der Matrosen-Division (I. oder II. M.D. und Waffennummer), der Matrosen-Artillerie-Abteilung (M.A.A. und Waffennummer), der Seebataillone (S.B. und Waffennummer), der Marinestation der Ostsee in Kiel (O. und Waffennummer) sowie die Schiffsjungen-Abteilungen zu finden.

SeebataillonSo lautet ein Befehl zu den "Bestimmungen über die Handwaffen-Ausrüstung S.M. Schiffe und Fahrzeuge", gegeben zu Berlin am 19.11,1875 vom Chef der Admiralität, inhaltlich folgendewrmaßen: Ab sofort werden, bei Indienststellung S.M. Schiffe und Fahrzeuge, keine Zündnadelbüchsen M/54, Entermesser, Zubehörstücke und Reserveteile mehr mitgegeben. Statt dessen behalten kommandierte Soldaten einer Matrosen-Division oder Schiffsjungen-Abteilung und alle an Bord S:M: Panzerfregatten kommandierte See-Soldaten-Detachements die ihnen an Land bereits übergebene Jägerbüchse mit zugehörigem Hirschfänger, Zubehör und Lederzeug und nehmen sie mit an Bord. für Kadetten gilt die gleiche Regelung.

Der Befehl wird am 10.12.1875 auf die Matrosen-Division und Schiffjungen-Abteilung grundsätzlich erweitert. Mit Order vom 28.03.1884 sollten auch die Werft-Divisionen anstelle des Zündnadelgewehrs die Jägerbüchse M/71 mit Hirschfänger erhalten. Marine-Infanterie und Matrosen-Artillerie werden nicht mit der Büchse M/71, sondern mit dem Gewehr 71/84 ausgerüstet.

Die beiden Werft-Divisionen führten bis 1906 Jägerbüchsen M/71 mit Hirschfänger. Mit der Einführung des Hirschfängers schieden Enterbeile und auch Entermesser endgültig aus der Marine aus, da die Seitenwaffe M/71 zum Aufpflanzen und als Werkzeug völlig die an sie gestellten Anforderungen erfüllte.

Der Hirschfänger M/71 wurde bis Ende des 1. Weltkrieges von fast allen Marineteilen, zu Wasser und zu Land, einschließlich der U-Boot-Besatzungen - über unterschiedliche Zeiträume - geführt.

Mit der Einführung des Gewehrs M 71/84 kam auch das kurze Seitengewehr M 71/84 und löste den Hirschfänger M/71 ab. Gardejäger- und Gardeschützenbataillone behielten jedoch ihre M/71 und führten sie bis zur Umrüstung auf das Modell 98.


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