Die Remington Rider Magazin Pistole


Geschichte


Joseph Rider Dem bei Remington von 1859 bis 1885 tätige Konstrukteur Joseph Rider ( 1817 - 1901) schwebte eine Taschenpistole etwa in der Größe des Double Deringer aber mit Mehrschusseinrichtung vor, die in Konkurrenz zu den Revolvern treten könnte. Heraus kam ein Deringer, der auf den ersten Blick ebenfalls zwei Läufe hat, wobei sich der untere beim genaueren Hinsehen als Röhrenmagazin erweist. Nun ist ein solches ja nichts Neues, wie die Unterhebelrepetierer belegen, die es schon gab (z.B. Henry und Winchester). Die Kleinheit der beabsichtigten Waffe verlangte jedoch eine völlig andere Konstruktion der Lade- und Verriegelungseinrichtung. Wie Rider dieses Problem löte, geht aus der Zeichnung hervor, für die er am 15. August 1871 das amerikanische Patent Nr. 118.152 erhielt. Bei der abgebildeten Konstruktion wird das Röhrenmagazin durch eine Öffnung im Rahmen beschickt, die Pistole fasst insgesamt 7 Patronen und der Abzug ist durch einen Bügel geschützt. Die Serie weist demgegenüber weder einen Abzugsbügel noch eine Ladeöffnung auf und das Röhrenmagazin wird von vorne befüllt, nachdem das Federrohr herausgenommen ist. Es fasst 5 Patronen, mit einer Patrone in der Kammer ist die Pistole sechsschüssig.

Die Funktion der Waffe erklärt sich am besten aus der Gebrauchsanweisung. Diese ist in dem deckel einer Schachtel geklebt, in der die Auslieferung zum Teil erfolgte. Etwas frei übersetzt lautet sie wie folgt:

Laden : Ziehe die Röhre aus dem Magazin, Halte die Waffe mit der Mündung nach oben, lass die Patronen, Rand voraus - in das Magazin fallen. Wenn es voll ist, setze die Röhre wieder in das Magazin ein und verriegele sie durch drehen bis sie einrastet.

Feuern : Ergreife die Pistole in der üblichen Art, drücke mit dem Daumen auf den Verriegelungsblock, so dass er nach unten geht bis er von der Rückstossfläche des Rahmens freikommt. Ziehe die Verriegelung samt dem Hahn nach hinten bis dieser einrastet und lass dann den Verriegelungsblock in einer sanften Bewegung nach vorne gleiten, wobei die Patrone in die Kammer geschoben wird. Bei Nichtgebrauch kann die in der Kammer befindliche Patrone in das Magazin zurückgebracht werden, indem man die Verriegelung zurückzieht und den Transporthebel nach untendrückt. Wenn sich die Patrone vor dem Magazin befindet, lässt man das Verriegelungsstück wieder nach vorne. Dies gewährleistet die Sicherheit beim Mitführen der Waffe. Es ist rasch zu verstehen, daß bei dieser Pistole dieselben Bewegungen den Hahn spannt und die Patrone in den Lauf bringt, wobei das Magazin ein sicherer Ort für die Patrone ist.

Soweit die Gebrauchsanleitung, die zeigt, dass der ziemlich komplizierte Mechanismus doch recht einfach zu handhaben ist. Rider hat es verstanden, die Verriegelungsidee "Rolling Block" den gegebenen verhältnissen anzupassen. Nicht ganz zufrieden war er offentsichtlich mit dem Federrohr, das beim Ladevorgang in der Hand gehalten oder in die Tasche gesteckt werden muß. Wie leicht könnte es auch "im Eifer des Gefechts" zu Boden fallen. Eine Verbesserung wurde ihm am 14. April 1873 unter der Nummer 141.590 patentiert, kam jedoch nie in die Fertigung. Bei dem einzigen Modell, das existiert, ist ein Ring über die runde Laufmündung geschoben, an dem das Magazinrohr drehbar befestigt ist. Es kippt nach unten wenn ein Auslöser auf der linken Rahmenseite betätigt wird und kann dann von hinten geladen werden.

Die Remington Rider Magazinpistole wurde von 1871 bis 1888 produziert und erreicht eine Stückzahl von etwa 10000 bis 15000. Diese Zahl ist geschätzt, da es keine Seriennummern gab. Die Waffe hat eine Gesamtlänge von 14,5 cm und einen 3" Lauf für Randfeuerpatronen .32 extra kurz. Die zweizeilige Signatur auf dem Lauf lautet E. REMINGTON & SONS, ILION, N. Y. / RIDERS PAT: 15, 1871. Die Remington Rider Magazinpistole ist eine der wenigen amerikanischen Waffenmodelle, bei denen gravierte Stücke viel häufiger sind ( ca. 80 % ) als unverzierte.

Hier nun die damaligen Preise (Auszug) :

Einsatzgehärtete Oberfläche $ 9,50
Einsatzgehärtete Oberfläche graviert $ 10,00
Vernickelt $ 10,00
Vernickelt und voll graviert $ 12,50
Vernickelt und Elfenbeingriffschalen $ 12,50
Vernickelt und Permuttgriffschalen $ 12,50


Rider hat sich für diese Magazinpistole eine ganz hervorragende Konstruktion ausgedacht, wie sie kaum eine andere Taschenwaffe des 19. Jahunders aufweist. Trotzdem wurde sie nicht zum "Renner". Offensichtlich verließen sich die Käufer im Hinblick auf die oft rauhen Einsatzbedingungen lieber auf einfachere, robustere Modelle mit wirkungsvollerer Munition.

Geschichte Technik Techn. Daten Literatur Zum Anfang