Mehrschüssiges Hinterlader - Steinschloss – Scheibenpistolenpaar von Giacomo Berselli Roma um 1700 im Kaliber 12mm

Text u. Bilder: Thies & Schmid Schwäbische Waffenauktionen GmbH

Im April 2022 wurde bei Thies & Schmid ein mehrschüssiges Pistolenpaar des Lorenzoni- Systems von Giacomo Berselli in Rom (ca. 1680 -1720) versteigert. Bei einem Raufpreis von 10000 € wurde das Paar dann bei 24000 € zugeschlagen.

Die Erfindung dieses seltenen Repetiersystems um 1680 wird allgemein Michele Lorenzoni in Florenz zuzuschreiben. Hierbei wird durch das Umlegen des Ladehebels der Kammer Pulver und Kugel zugeführt. Gleichzeitig wird der Hahn gespannt und die Pfanne mit Zündpulver versehen.

Das sequentielle Schema des Lorenzoni-Systems: A - Wenn der Hebel "d" gedreht wird, trifft eine Kugel "b" auf die Bolzenanordnung "a" und gleichzeitig wird das Pulver in die Kammer "c" gegossen; B - Kugel "b" trifft die Bohrung und Hebel "d" geht nach unten, bis er stoppt. In diesem Fall wird der Abzug mit dem Feuerstein gespannt und das Grundierungspulver fällt auf das Regal, das vom Feuerstein verschlossen wird. B - Jetzt steht die Pulverkammer "c" gegen die Kugel im Lauf und das Loch in der Bolzenanordnung (hier nicht gezeigt) gegen die Pulverablage. Um einen Schuss zu machen, muss man den Abzug betätigen!

https://de.topwar.ru/182112-skorostrelki-mikajelja-lorenconi.html

Die Erfindung von Lorenzoni wird zwar auch dem italienischen Büchsenmacher Giacomo Berselli aus Bologna und Rom zugeschrieben, was jedoch seine Verdienste nicht beeinträchtigt. Darüber hinaus stellte Lorenzoni nicht nur Pistolen, sondern auch Pistolen mit drei Versionen seines Mechanismus her, die sich nur in der Position des Pulverbehälters und der Installation zusätzlicher Geräte unterschieden.

Literatur:

Harold L. Peterson, Alte Feuerwaffen, München, 1966, S.233

Arne Hoff, feuerwaffen II, Braunschweig,1969, S.296-294

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Das hier vorgestellte Paar ist von Giacomo Berselli (ca. 1680 -1720) welcher aus Bologna stammte und in Rom arbeitete.

Es wird im Auktionskatalog wie fogt beschrieben:

Sehr schönes, fast neuwertig erhaltenes, Hinterlader – Steinschlosspistolen - Paar von Berselli in Rom, welches aufgrund seiner Visierung und Lauflänge von ca. 42 cm als Scheibenwaffe ausgelegt ist, mit außergewöhnlicher Ladevorrichtung. Die Schlossplatte welche vom Kolben ausgehend über das Schwanzschraubengehäuse reicht trägt eine aufgesetzte geschlossene Batterie. Der Hahndeckel öffnet sich beim Vorschellen des im Stil des Barock gehaltenen Hahnes. Die Schlossplatte selbst, wie die darauf befindlichen Anbausteile (Hahn, geschlossene Batterie mit Batterie und verdeckter Pfanne) sind schauseitig mit fein geschnittenem Rankenwerk verziert. Gehalten wird die Schlossplatte im Bereich des Kolbens von einer gegenüberliegenden Schraube welche mit einem in Eisen geschnittenem Blatt unterlegt ist, sowie von Stiften welche in das Schwanzschraubengehäuse reichen.

Das Schwanzschraubengehäuse, in welches der Lauf eingeschraubt ist, besitzt eine drehbar gelagerte Trommel aus Messing welche auf der von der Schlossplatte abgewandten Seite mittels einer turmartig aufgeschraubten eisernen Platte, die mit einem Hebel verbunden ist, gehalten und gesteuert wird. Auf der Schlossplattenseite begrenzt eine auf die Trommel aufgeschraubte Platte den Radius der Trommel so, dass die in der Trommel eingebrachte Bohrung zur Aufnahme der Ladung einmal mit der Ladebohrung an der Unterseite des Schwanzschraubengehäuses und nach Schwenken der Trommel mit dem auf der gegenüberliegenden Seite angebrachten Hebel vor dem hinteren Laufende zu liegen kommt.

Die Trommel ist auf der Schlossplattenseite mit der Signatur Giacomo Berselli versehen.

Der in das Schwanzschraubengehäuse eingeschraubte leicht konisch gehaltene Lauf geht von achtkantig in rund über und weist als Verzierung neben feinem Eisenschnitt am Ansatz drei doppelt geführte Einschnürungen auf. Markant ist das auf den Lauf geschobene, hoch aufragende massive Korn.

Die Visierung besteht aus dem bereits genannten Korn und breit ausgeschnittener V – förmiger Kimme auf dem Gehäuse. Der Abzugsbügel ist formschön, dezent ausgeführt mit eingeschnittener Blüte und Ranke. Er reicht weit in den Kolbenhals. Das Gehäuse bildet zugleich die Abzugsplatte wobei technisch bedingt der Abzug seitlich versetzt ist. Das Gehäuse ist mit feinen eingeschnittenen Arabesken verziert.

Konstruktionsbedingt besteht der aus Nussbaumholz gearbeitete Schaft aus Vorderschaft mit dezent erhabenen Ranken an den Seiten und einem separaten Kolben, welcher beidseitig im Bereich der Schlossplatte und der auslaufenden Schwanzschraube erhaben ausgeführt ist. Die langen, mit Muster versehenen Federn sind von dem dezent gehaltenen eisernen Knaufabschluss, welcher als Abschluss eine plastisch erhabene, mit Lorbeer bekrönte Büste im Medaillon aufweist, getrennt. Der hölzerne Ladestock mit halbrunder Metallkappe wird einmal von einer geschnürten Hülse und dem hülsenförmig, gestaltetem, geschnürtem Einschub gehalten, welcher noch weiter spitz zulaufend in den Vorderschaft reicht.

Ein sehr schön erhaltenes, technisch hochinteressantes, außergewöhnliches Pistolenpaar um 1700 in meisterlicher Qualität.