Aptierter Chassepotkarabiner für die württembergischen Dragoner.


Geschichte


Nach dem Krieg 1870/71 war zwar auch für die Kavallerie ein dem Infanteriegewehr M/71 entsprechender Karabiner vorgesehen, jedoch waren die Gewehrfabriken mit der Produktion der Infanteriegewehre derart ausgelastet, dass die Karabinerproduktion hintan gestellt werden musste. Für den Übergang wurde, da man im Krieg von 1870/71 von deutschen Truppen sehr große Mengen (ca. 600000 Stück ) an französischer Zündnadelgewehren und Karabinern nach dem System Chassepot mit der entsprechenden Munition erbeutet hatte, in Preußen folgende Anordnung zur vorläufigen Bewaffnung der Kavallerie mit Chassepotwaffen getroffen:

„Laut einer Allerhöchsten Ordre vom 6. März 1873 soll, bis zur Fertigstellung eines dem Infanterie-Gewehr M/71 entsprechender Karabiner, die interimistische Bewaffnung der Kavallerie mit Chassepot-Karabinern eintreten.

Mit derselben werden bewaffnet:

a.) sämtliche leichte Kavallerie-Regimenter an Stelle des Zündnadel-Karabiners;

b.) von jeder Eskadron der Ulanen-Regimenter und der schweren Reiter-Regimenter 32 Gemeine, unter Fortfall der gleichen Anzahl von Kavallerie-Pistolen;

c.) die berittene Mannschaften der Trainbataillone und Administrationen, die Handwerker, die Reserve-Fahrer bei den Proviant- und Bäckerei-Kolonnen, sowie die Krankenträger der Sanitäts-Detachements, unter Wegfall der bisher etatmäßigen Schusswaffen.

Mit dem fertigen französischen Karabiner M/66 werden die drei Garde- und sechzehn Linien-Ulanen-Regimenter ausgerüstet.

Für die leichten Kavallerie-Regimenter des stehenden Heeres und die Reserve-Kavallerie-Regimenter, sowie die unter c aufgeführten Mannschaften, wird die erforderliche Anzahl von Chassepot-Gewehren bis zur Länge des Chassepot-Karabiners verkürzt und für den Kavallerie-Gebrauch aptiert.

Diese aptierten Chassepot-Karabiner unterscheiden sich nur in der Schäftung und der Garnitur (kein Messing), sowie in der Visiereinrichtung.“

Nach der obigen Vorschrift wurde den Ulanen der Chassepot-Karabiner 1866 in der vorliegenden Form übergeben, während man die übrige Kavallerie mit auf Karabinerlänge gekürzten Chassepot-Gewehren ausgerüstete. Hierbei wurde der Lauf vor dem Oberring auf eine Länge von 670 mm gekürzt, ein neues Korn mit zwei Schutzbacken auf den Oberring gelötet, der Kammerstängel topfenförmig geschmiedet und nach unten rechtwinklig abgebogen und der Entladestock durch einen neuen, verkürzten ersetzt. Während beim Chassepot-Karabiner der Lauf und der Systemkasten brünniert sind, wurden die Metallteile des aptierten Karabiners blank belassen.



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