Badisches Zündnadel-Versuchsgewehr

Badisches Zündnadel- Versuchsgewehr mit dem System Spangenberg und Sauer.

Da dieses System nicht angenommen wurde, dürften auch nur wenige Exemplare als Versuchsmuster gebaut worden sein. So ist es wohl ein Glücksfall, als im Jahre 2014 bei Hermann Historica ein Exemplar dieses seltenen Gewehrs in neuwertigem Zustand versteigert wurde.

Bei dieser Waffe handelt es sich um ein badisches Infanteriegewehr M 57 (sogen. Vereinsgewehr) im Kaliber 13,9 mm welches mit dem Zündnadelsystem Spangenberg und Sauer versehen wurde. Bei dem Umbau wurde der Lauf hinten vor der Schwanzschraube auf das für die Anbringung des Verschlusses notwendige Maß abgeschnitten und nach dem Bohren des Patronenlagers mit einem Gewinde für die Aufnahme des Zündnadelsystems mit Abzug versehen. Bedingt durch den langen Zündnadel-Verschluss musste das Gewehr neu geschäftet werden. Das Quadrantenvisier mit untenliegender Skala 2-10 und alle Beschläge wurden wiederverwendet. Aus dem Ladestock wurde ein Entladestock mit Messingkopf an dem einen und Gewinde an dem anderen Ende. Auch das Laufkaliber von 13,9 mm blieb unverändert. Das Geschoss der Papierpatrone sollte direkt ohne Spiegel in den Zügen geführt werden; die Zündpille befand sich in einer Pappscheibe hinter zwei getalgte Filzscheiben am Boden der Patrone.

Es wurden keine neuen Firmenzeichen oder Abnahmen angebracht. Vorhanden sind nur die alten Abnahmen und Nummern, wie „C“ unter Krone vor dem Visier, die Waffennummer 3916 und die badische Punze auf dem Entladestock.

Entstanden ist ein Zündnadelgewehr im Kaliber 13,9mm mit einem selbstspannenden Zündnadelsystem mit Staubdeckel und Sicherungshebel, welches nur unwesentlich länger und schwerer war als das badische Vorderladerinfanteriegewehr M/57. Mit dem Muster wollte man wohl dem badischen Kriegsministerium eine Möglichkeit offerieren, die vorhandenen Infanteriegewehre M/57, welche 1861 bei Spangenberg, Sauer und Sturm sowie bei Hänel gefertigt wurden auf einfache Weise in Hinterlader umzurüsten.

Ausführliche Beschreibung im Kuratoriums Kurier Nr. 17, Frühjahr 2018