Der bayerische Kavalleriekarabiner M 1826


Geschichte


Text: Udo Lander

Ab 1806 begann in den bayerischen Gewehrfabriken Amberg und Fortschau die Produktion einer neuen Pistole, von der bis 1816 insgesamt 7.827 Pistolen hergestellt wurden. Die Amberger Pistolen M 1804 unterscheiden sich von ihren Fortschauer Pendants lediglich in der Signatur der Schlossplatte, bei der die Adresse „AMBERG“ entweder in Druckbuchstaben oder kursiv oder nur mit einem „A“ mit oder ohne Jahreszahl vorkommt. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist das Messingkorn, welches bei der Pistole aus Fortschau generell auf dem vorderen, bei der Amberger Pistole aber auf dem hinteren Bund des Laufrings aufgelötet ist.

Für Fortschau ist nach 1809 keine weitere Fertigung von Pistolen mehr nachweisbar und die Fertigungskapazität der Gewehrfabrik Amberg konnte den gewaltigen Bedarf an Feuerwaffen für die Armee alleine auch nicht decken. So blieb die Pistolenfertigung weit hinter dem zurück, was in den Jahren bis 1815 benötigt wurde. Andauernde Kriegsverluste und dazu eine fortschreitende Erhöhung der Sollstärke der bayerischen Armee von 30.426 Mann im Jahr 1804 auf 75.802 Mann im Jahre 1815 überstiegen die Möglichkeiten der Amberger Fabrik bei weitem.

Suhl hilft

In dieser Situation blieb der bayerischen Militärverwaltung nichts anderes übrig, als sich an die leistungsfähige Suhler Waffenindustrie zu wenden. So schloss man Lieferverträge mit den dortigen Fabrikanten Spangenberg und Heinrich Anschütz, die zwischen 1805 und 1818 unter anderem mehr als 10.000 Pistolen des Modells 1804 nach Bayern lieferten.

Verbesserungsbemühungen

Schon seit etwa 1820 hatte man sich in Bayern Gedanken gemacht, wie die Handfeuerwaffen der Armee zu verbessern wären und man bemühte sich, diesem Ziel durch langjährige, teils aufwändige Versuche näherzukommen. Insbesondere die Verbesserung der bayerischen Feuerwaffen hinsichtlich ihrer Handhabung aber auch deren Funktionalität hatte oberste Priorität.

Geprüft wurde unter anderem die Form des Zündkanals sowie der Abstand des Zündlochs von der Platte der Schwanzschraube. Auch die Befestigung des Abzugsblechs und Abzugsbügels im Schaft, die Abrundung der Kanten an der Garnitur und des Schlosses sowie an den außenliegenden Schraubenköpfen wurden genauso einer Prüfung unterzogen wie die Formen und das Material der Batterie sowie die Lage des Feuersteins im Hahn. Selbst die Sorgfalt bei der Herstellung der Waffen in der Gewehrfabrik, die Härtung der Waffenteile und die Güteprüfung nebst den dabei zu schlagenden Stempel wurde kritisch untersucht. Schließlich gab es gab sogar Überlegungen und später nicht realisierte Vorschläge, in Fürstenfeldbruck zusätzlich eine neue Gewehrfabrik zu etablieren Das Ergebnis all dieser Bemühungen war letztlich die Modellfamilie „1826“, zu der neben Gewehren und Karabinern auch eine Steinschlosspistole gehörte.

Modellfestlegung

Nach Abschluss aller Versuche fertigte die Gewehrfabrik in Amberg 1826 je eine Musterwaffe von Gewehr, Karabiner und Pistole, die nach wie vor die Form und Maße der Modelle von 1804 hatten. Allerdings sind zumindest teilweise Versuchsergebnisse für diese Muster übernommen worden. Danach hat man diese Musterwaffen am 8. Juli 1826 dem Armeekommando übergeben, welches diese zusammen mit den zugehörigen Dimensionstabellen dem König vorlegte. Schließlich wurden am 17. Dezember 1826 zum ersten Mal mit dem Siegel des Kriegsministeriums versehene Modelle eines Gewehrs, eines Karabiners und einer Pistole ausgegeben, die als Vorlagemuster zur Fertigung und Abnahme dienen sollten.

Der Karabiner 1826 ist eine Modifikation des Karabiners 1804. in die Versuche, die zur Feststellung des "Gewehrs neuer Art" führten, waren auch die Kavalleriewaffen einbezogen worden. Sie bekamen die neue, glatte Schwanzschraube und das aufgetrichterte Zündloch neuer Art. Sonst änderte sich an den alten Mustern so gut wie nichts.

Vergleicht man die in den Dimensionstabellen zu den Waffen von 1804 und 1826 angegebenen Maße miteinander, zeigt sich, dass die Unterschiede zu den Vorgängermustern M 1804 nur marginaler Art und wenn, dann nur in sehr geringen Abweichungen feststellbar sind.

Lediglich die ab der Mitte der 1820er-Jahre auf dem Schlossblech eingeprägte Jahreszahl der Herstellung unter einem „A“ für Amberg, ab dem Beginn der 1830er-Jahre „AMBERG“ mit Jahreszahl im Halbkreis über einer Krone sind die einzigen sicheren Hinweise für die Modellzuordnung. Nach heutiger Sicht sind dies jedoch keine Kriterien, nach denen man von einem neuen Waffenmodell sprechen kann. Da jedoch die bayerische Armee sich dazu entschieden hat, sollte das auch heute immer noch bindend sein.

Der Karabiner M 1826 in der originalen Steinschlossversion ist heute extrem selten, da nahezu der gesamte Bestand ab der Mitte der 1840er-Jahre perkussioniert wurde und nur verschwindend wenige Exemplare diesen Umbauarbeiten entgingen.

Waffen der Modelle 1826 fertigte nur die Gewehrfabrik und zwar nur 10 Jahre lang, dann auch nur in begrenztem Umfang, zur Ergänzung des Bestandes, und man aptierte fast alle auf Perkussion. Es wurden insgesamt 5520 Stück aptiert.



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