Die Bayerische Pistole M 1843


Geschichte


Text: Auszug aus Hans Reckendorf : Die Faustfeuerwaffen der Königlich Bayerischen Armee

Die bis Ende 1848 aptierten Pistolen M 1826/43 reichten nicht zur Deckung des Bedarfs an 1. und 2. Bewaffnung für Feld-, Ersatz- und Reservetruppen. Das Kriegsministerium schlug deshalb dem König vor, zur notwendigen Herstellung einer 2. Bewaffnung unteranderen 13000 Pistolen und zwar nach dem bereits 1843 festgelegten Modell bei ausländischen Fabriken zu bestellen.

Den Zuschlag bekam wohl Lüttich. Von dort wurden im Jahre 1851 (wie die Schlossblechsignierungen ausweisen) laut Auflistung der Zeughaushauptdirektion vom 24.4.1865 7000 Pistolen M/43 in die Zeughäuser geliefert wurden.

Nicht nur aus Lüttich bezog Bayern seine neuen Perkussionspistolen, auch die Gewehrfabrik Amberg lieferte 1850 und 1851 Pistolen M/43 (ebenfalls laut Signierungen von Schlossblechen), allerdings nur etwa 800 Stück.

Nur die Pistolen M/43 sind für die Bayerische Armee unmittelbar als Perkussionspistolen gebaut worden. Sie haben nur geringfügige Abweichungen von den aptierten Pistolen, welche sie aber sofort als Pistolen der heuen Fertigung ausweisen:

- Das Schlossblech ist nun gradflächig und liegt bündig im Holz.

- Es endet zum Griff hin nun mit einer Rundung und zeigt keinen Schraubenbolzen unterhalb des Pistonstückes, da die Schlagfeder nicht mehr von innen angeschraubt ist.

- Das Schlossblech ist nun mit „Amberg 1850“ oder „Amberg 1851“ jeweils im Halbkreis über der Krone stehend, oder mit „Lüttich 1851“ signiert.

- Das Abzugsblech, in das nun der Abzugsbügel vorne eingehakt ist, endet bei diesem Modell mit einer Rundung. Es ist ebenfalls bündig in das Schaftholz eingelassen. Der Fuß des Abzugsbügels ist also nicht mehr gestiftet.

- Der Abzugsstuhl ist nicht mehr getrennt hergestellt und auf das Abzugsblech aufgeschraubt oder vernietet. Der stärker gekrümmte Abzug hängt nun in Stützen, die mit dem Abzugsblech aus einem Stück gearbeitet sind.

- Das einfache Absehen ist nun an die Nase der Schwanzschraube angeschmiedet.

- Das Seitenblech ist nun halbrund über das Holzniveau angehoben.

Bei allen bayerischen Perkussionspistolen, geänderten oder neuen, ist der Kopf der kolbenseitigen Schlossschraube mit einem Körnerschlag gekennzeichnet; ein Körnerpunkt ist auch neben diesem Schraubenkopf auf das Seitenblech gesetzt. So können die beiden leicht unterschiedlich langen Schlossschrauben nicht mehr verwechselt werden.

Eine wichtige letzte Änderung zu allen Perkussionswaffen wurde durch die Versuche mit dem Infanteriegewehr M 1858 ausgelöst. Das Kriegsministerialreskript vom 23.6.1859 an das Artilleriekorpskommando legte u.a. fest:

„Die Zündkegelkonstruktion der Infanteriewaffen Muster 1858 soll für sämtliche Handfeuerwaffen der Armee angenommen werden, weshalb die bisherigen Zündkegel nach Maßgabe des Bedarfs und bei Neufertigungen durch Zündkegel neuer Art mit 0,04 -0,05 rh. Zoll Bohrungsdurchmesser des engeren Kanals zu ersetzen sind.“

Am 11.3.1860 vermerkte und verfügte das Kriegsministerium u. a. in dieser Frage:

„Die Gewehrfabrik beantragt nun hier die Änderung aller dienstbrauchbaren älteren Zündkegel in die vorgeschriebene Bohrung des neuen, durch einschrauben eines kupfernen Kernes nach den beigegebenen Proben, als in jeder Hinsicht von Vorteil. Im Genehmigungsfalle solle mit den Vorräten der Fabrik begonnen, diese gegen Zündkegel im Gebrauch der Truppen ausgetaucht und würde so der Ersatz überhaupt möglich rasch bewirkt werden.“

Dem gen. wird auf seinen Bericht bez. Betr. vom 5.1. Mts. f. weitere Verfügung eröffnet:

„Dass zum Vollzug der mit Ziff. 2. Des K.M.R. vom 23. Juni vor. Js. verordneten Maßnahme, die beantragte Abänderung der noch dienstbrauchbaren Zündkegel ältere Art nach den vorgelegten, anbei zurückgeschlossenen Proben (mit kupfernen Kern für den engen Kanal) hierdurch genehmigt werde“

Wenn man unversehrte bayerische Pistolen M1826/43, M1816/43 und M/43 betrachtet, wird man relativ häufig bemerken, dass diese mit den älteren und nach dem vorgenannten Reskript mittels Kupferkern geänderten Pistons versehen sind.

Auch die hier beschriebene Pistole ist mit dem geänderten Piston versehen (der alte ist mit einem Draht am Abzugsbügel befestigt).

Nach Einführung des Revolvers M/79 wurden nach K.M.R. vom 10.3.1880 alle noch in den Händen der Truppe befindlichen glatten Pistolen zurückgegeben und verkauft.


Das abgeänderte Piston

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