Exerzier-Stutzen für die württembergischen Scharfschützen


Geschichte


1842 wurden von jeder Kompanie 3 Mann zu Scharfschützen ernannt, somit bestand nun jede Kompanie im Frieden aus 3 Scharfschützen, 10 Schützen und 118 Mann. Im Krieg aus 10 Scharfschützen, 50 Schützen und 220 Mann. Die gesamte Infanterie im Krieg aus 640 Scharfschützen und 3200 Schützen.

Für die 24 Scharfschützen je Regiment sollten Büchsen beschafft werden. Nach Versuchen mit verschieden gezogenen Büchsen und Gewehren unter der Leitung von Generalleutnant von Brand wurden zunächst halbgeschäftete zweizügige Büchsen nach Roos beschafft. Diese Büchsen haben teilweise Damastläufe und eine Aufpflanzvorrichtung für ein Dreikantbajonett. Gleichzeitig wurde aber auch eine Büchse nach der Konstruktion des Schweizer Ingenieurs J. Wild geprüft. Nach ausgiebigen Versuchen wurde dann eine zwölfzügige Büchse nach dem Wildschen System angenommen. Die Büchse 1846 ist ganz geschäftet, hat 12 Züge, Kaliber 16,4/17,3 mm, ein Quadrantenvisier und eine Aufpflanzvorrichtung für ein zweischneidiges Faschinenmesser.

Die Scharfschützen und –unteroffiziere erhielten als Auszeichnung auf der linken Brustseite grüne, aus Wolle geflochtene Schnüre mit einem weißen Metallhörnchen. Sie waren mit der zwölfzügige Büchse nach Wild bewaffnet und erhielten außerdem noch sogenannte Exerzier-Stutzer. Diese Exerzier-Stutzer oder Exerzierbüchsen wurden aus den glatten Schützengewehren durch Abschneiden derselben bis auf die Länge der Büchsen gewonnen. Hierbei wurden Schaft, Lauf und Ladestock gekürzt, das Korn, Bajonettwarze und die Riemenbügel nach hinten versetzt und mit dem Büchsenriemen versehen.

Angehöriger der Stuttgarter Jugendwehr mit dem Exerzier-Stutzer.

Die Büchsen kamen nur bei Zielübungen, beim Scheibenschießen, bei Paraden, bei Musterungen und Besichtigungen vom Kompanie-Kommando aufwärts, sowie bei Ausmärschen in Gebrauch. Die Exerzier-Stutzer dagegen wurden zu allen taktischen Übungen, sowie im Wachdienst verwendet.

Im Jahre 1855 nach Einführung des Minie-Systems bei der Infanterie wurden auch die Wildschen Büchsen der seitherigen Scharfschützen in Miniegewehre umgewandelt und die Scharfschützen abgeschafft. Der Unterschied zwischen Schützen und Scharfschützen hörte auf, das Schützeninstitut an sich wurde noch beibehalten. Die geänderten Büchsen wurden auf die Schützen verteilt.

Die Einführung der kleinkalibrigen Waffen und die Errichtung von drei Jägerbataillonen hatte zur Folge, dass nach 1859 das ganze Schützeninstitut in seiner ursprünglichen Benennung und Bestimmung verschwand, die Büchsen und die Exerzier-Stutzer wurden eingezogen.

Nach einer Aufstellung vom 12. Dezember 1863 waren neben 1088 Büchsen noch 723 Exerzier-Stutzer vorhanden. Sie wurden in als “kurze weißgarnierte glatte Infanteriegewehre“ aufgeführt; 473 von ihnen befanden sich im Arsenal, der Rest - 250 Stück - bei der Stuttgarter Jugendwehr.


Friedrich


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