Das preußische Grenzaufsehergewehr

altes Modell


Geschichte


Text : Udo Lander

Bei dem hier vorgestellten Gewehr könnte es sich wohl um das Vorgängermuster des Grenzaufsehergewehrs 1844 handeln.

Preußen, Grenzaufsehergewehr um 1840

Nussbaumvollschaft mit Wangenausschnitt am Kolben links, Messingbeschläge, bestehend aus drei rechtsseitig federarretierten Laufringen, Kolbenkappe und l-förmigem, gewölbtem Schlossgegenblech, Abzugsbügel mit Einhakmontage. Riemenösen am vorderen Laufring und an der Vorderseite des Abzugsbügels beweglich vernietet. Runder, am Pulversack kantiger Lauf mit Bajonettwarze an der Unterseite, 25 mm hinter der Mündung. Perkussionsschloss mit gewölbtem Perkussionshahn, Nuss mit Ruhrast, durch Batteriefeder unterstützter Piston-Sicherungsflügel. Pistonsockel mit Piston für kleine Zündhütchen mit Reinigungsschraube, entsprechend der preußischen Jägerbüchse M 1810/35UM. Eiserner Ladestock mit verdicktem Kopf und Endgewinde zum Aufschrauben eines Krätzers. Kimme auf dem Schwanzschraubenblatt, Messingkorn auf dem vorderen Laufring. "F W " unter Krone als Superrevisionsstempel am Kolben rechts. Kontrollstempel "S " unter Krone und ein weiterer kleiner Revisionsstempel im Schaft auf der Schlossgegenseite. Seriennummer "48" auf allen Teilen (auch auf dem kleinen Piston und Ladestock). "V" unter Krone als Vorratsstempel und Nachweis des Staatsbesitzes von 1892

Merkmale und Datierung

Zwei Dinge sind an diesem von der Steinschloss- zur Perkussionszündung umgebauten Gewehr auffallend. Zum einen stimmt die Gesamtlänge bis auf wenige fertigungstechnisch normale Millimeter mit der oben beschriebenen Waffe der Grenzaufseher überein. Zum andern ist das Vorhandensein einer Pistonsicherung an einem Gewehr eigentlich von vornherein eher ungewöhnlich, stimmt jedoch mit dem oben beschriebenen Grenzaufsehergewehr exakt überein.

Besonders ins Auge aber springt dem Kenner sofort die Form des Pistonsockels mit Reinigungsschraube, welcher in dieser eckigen Art an preußischen Waffen außer an den perkussionierten Jägerbüchsen M 1810/35UM nirgendwo sonst nachgewiesen werden kann. Dies aber dokumentiert sehr deutlich den Zeitpunkt der Aptierung dieser Waffe in der Potsdamer Fabrik: Sie geschah, davon ist auszugehen, ziemlich zeitgleich mit der Perkussionierung der genannten Jägerbüchsen um 1835, sicherlich aber vor 1840. In jenem Jahr begann die Produktion des Infanteriegewehrs M 1839 mit neuem Schloss und neuem Pistonsockel, so dass eine Fertigung des Grenzaufsehergewehrs immer noch mit altem Schloss und eckigem Pistonsockel alleine aus werkzeugtechnischer Sicht nicht mehr vorstellbar ist.

Wann allerdings die ursprüngliche Steinschlossversion dieses Gewehres gefertigt wurde, ist nicht festzustellen, man kann aber wegen der großen formalen Übereinstimmung mit dem preußischen Infanteriegewehr M 1809/12 annehmen, dass auch dieses ältere Grenzaufsehergewehr in etwa dem selben Zeitraum entstand, in dem das Steinschloss-Infanteriegewehr gefertigt wurde.


Badische Grenzaufseher um 1848


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