Die preußische Husarenbüchse 1787
Geschichte
Text Udo Lander
Mit Kabinettsordre vom 3. April 1787 hatte Preußens König Friedrich Wilhelm II. die Änderung der Schäfte an den preußischen Infanteriegewehren angeordnet. Ausdrücklich war bestimmt worden, dass die neuen Schäfte für Gewehre und Karabiner einen längeren und stärker abgewinkelten Kolben erhalten sollten der „Kuhfuß“ verschwand und mit ihm das den Schaft an seiner dünnsten Stelle zusätzlich schwächende Daumenblech. Von nun an wurde die Herrscher-Chiffre auf der Nase des Kolbenblechs eingraviert.
Preußen modernisiert
Nach mehreren Jahren der Umarbeitung in den Depots und bei der Truppe selbst es waren immerhin mehr als 240 000 Waffen umzuändern besaßen die preußischen Soldaten nunmehr Gewehre und Karabiner, mit denen sie zum erstenmal richtig zielen konnten und nach einem neuen, den aktuellen militärischen Entwicklungen Rechnung tragenden Reglement auch durften.
Im Zuge dieser allgemeinen Einführung des Waffensystems 1787 ist mit Kabinettsordre vom 23. Oktober 1787 auch ein neues Muster einer Husarenbüchse eingeführt worden, deren Schaft ebenfalls eine zum genauen Zielen geeignete Kolbenabsenkung, aber keine Ladestocknut mehr besaß. Der Ladestock hing von nun an mittels einer an der Handhabungsseite angebrachten Öse am Bandelier.
Schlechte Erfahrung erzwingt Änderungen
Dieses neue Verfahren war die konsequente Umsetzung schlechter Erfahrungen: Schon seit 1742 waren je zehn Schützen jeder preußischen Husaren-Eskadron mit gezogenen Büchsen ausgestattet gewesen, welche in zwei unterschiedlichen Längen existierten und bis auf den gezogenen Lauf und die Visiereinrichtung im Großen und Ganzen mit den glatten Karabinern übereinstimmten.
Wenn die Karabiner oder auch die Büchsen im Gefecht mit der Laufmündung nach unten am Bandelier hingen, ist sowohl bei diesen Husarenbüchsen, als auch bei den Karabinern 1742 der Ladestock in vielen Fällen verloren gegangen, so dass die Feuerwaffen hinterher praktisch unbrauchbar waren. Dies konnte nun mit der neu konstruierten Husarenbüchse 1787 nicht mehr vorkommen und hatte zusätzlich noch den Vorteil, dass die Husaren mit dem Bandelierladestock gleichzeitig auch ihre zu diesem Zeitpunkt immer noch aktuellen Pistolen 1742 laden konnten, was mit deren hölzernen Ladestöcken immer ein höchst fragwürdiges Unterfangen war.
Gleichzeitig hatte man an der neuen Husarenbüchse 1787 die Laufstange nicht mehr an der linken Seite ihres eisernen Laufrings, sondern sozusagen an dessen Sechs-Uhr-Position angebracht, von wo die Laufstange erst senkrecht nach unten verlief, um dann im rechten Winkel nach hinten abzuschwenken. Dies hatte den entscheidenden Vorteil, dass die Büchse, wenn sie im Hang getragen wurde, also am Karabinerhaken des gelbledernen Bandeliers eingehakt war, grundsätzlich mit dem Lauf nach oben und vor allem mit dem Schloss nach außen vom Pferd weg hing, egal, wie man sie fallen ließ. Daraus ergab sich zwangsläufig, dass sich die im Lauf befindliche Kugel mit der Ladung durch die Erschütterungen des Reitens nicht mehr losrütteln konnte, ein Zustand, der, wenn er vom Reiter vor dem nächsten Schuss nicht bemerkt wurde, zur Laufsprengung oder Schlimmerem führen konnte.
Darüber hinaus hat man durch die Anordnung der Laufstange in Verbindung mit deren Laufring recht zuverlässig verhindert, dass sich durch eine unkontrollierte Berührung des gespanntem Hahns mit dem Pferdekörper ungewollt ein Schuss lösen konnte.
Das breite Karabinerbandelier wurde über die linke Schulter getragen wurde, dagegen haben die Reiter die Patronentasche aus braunem Leder, auf deren Deckel sich der Namenszug des Königs befand, am schmalen Riemen über der rechten Schulter getragen.
Während die übrige Mannschaft der Husaren-Regimenter den glatten Husarenkarabiner 1742/87 führte, hat man zunächst je zwölf ausgesuchte Schützen pro Eskadron der Husaren-Regimenter N°1, 4, 5, 6, und N° 8 mit der neuen Husarenbüchse 1787ausgerüstet, welche bis zur Übernahme der neupreußischen Kavalleriebüchse 1811 in der Truppe verblieb. 1788 erhielten dann auch die Husaren-Regimenter N°2, 3 und 7 die neue Husarenbüchse, deren Schussleistungen im übrigen trotz des recht kurzen Laufes sehr hoch eingeschätzt wurden.
Die Existenz dieser Husarenbüchse bei der Kavallerie belegt, dass man sich in Preußen eifrigst darum bemühte, nach dem Vorbild der Jägertruppen oder Schützen der Infanterie unbedingt auch bei der Reiterei die neu aufgekommene taktische Möglichkeit zum zerstreuten Gefecht zu nutzen, wozu nun einmal gezogene Handfeuerwaffen für den gezielten Schuss unerlässlich waren.