Württembergischer Fußjäger-Säbel um 1800
Geschichte
In schwerer Zeit bestieg am 23. Dezember 1797 Friedrich II. im Alter von 43 Jahren den württembergischen Herzogsthron. Württemberg hatte in den beiden vergangenen Jahren unter den Stürmen des ersten Koalitionskriegs zu leiden gehabt, als die französischen Heerscharen unter Moreau über das schwache württembergische Truppenhäuflein Haustruppen und Landmiliz unter dem damaligen Erbprinzen Friedrich - hinweg ins Land eingebrochen waren. Sechs Millionen Gulden für Lieferungen und Kontributionen und schließlich die Abtretungen der Grafschaft Mömpelgard hatte der mit der Republik Frankreich geschlossene Sonderfriede das Land gekostet.
Württembergs Kriegsmacht, zusammengesetzt aus den rein württembergischen Haustruppen und dem zu den Truppen des Schwäbischen Kreises zu stellende Kontingent, betrug 4264 Mann und 495 Pferde. Für die Landesverteidigung sollten außerdem noch 14000 Mann an Landmiliz zur Verfügung stehen, eine Einrichtung des Herzogs Ludwig Eugen vom Jahre 1794, auf welche die Landstände sehr viel gaben, die sich aber 1796 nicht bewährt hatte. Württemberg war mit diesen Truppen völlig auf den Schutz durch österreichische Truppen angewiesen. Dies war doch eine recht unsichere Sache, da die Österreicher weniger um die kleinen deutschen Staaten, sondern mehr um den Schutz ihrer Erblande besorgt waren.
Mit fester Hand nahm deshalb Herzog Friedrich die Neugestaltung des Heeres in Angriff und setzte sie schließlich gegen den Willen und ohne Mitwirkung der Landstände durch. Am 12 September 1798 wurden zunächst aus den bestehenden Infanterietruppenteilen ein Grenadier- und fünf Musketierbataillone gebildet, die Reiterei in einem Regiment zu vier Eskadrons vereinigt und die Artillerie etwas verstärkt.
Das noch junge Heer sollte bald seine erste Feuertaufe erhalten. Die Franzosen waren zu Beginn des zweiten Koalitionskrieges im Frühjahr 1799 trotz des noch bestehenden Neutralitätsvertrags in Württemberg eingefallen. Als ein Teil der französischen Rheinarmee unter General Ney im August 1799 gegen Heilbronn vorging, sandte Herzog Friedrich auf die dringende Bitte des Führers der dort stehenden schwachen österreichischen Kräfte die Hälfte seiner Truppen den Österreichern zu Hilfe. Bei Nordheim und Laufen bestanden die Württemberger tapfer die Feuerprobe, wurden aber durch die französische Übermacht bis Bietigheim zurückgeworfen. Erst als Erzherzog Karl in Gewaltmärschen von der Schweizer Grenze herbeieilte, gingen die Franzosen wieder über den Rhein zurück.
Nicht nur bei diesem Gefecht sondern auch schon 1796 hatten die Württemberger die Überlegenheit der neuen Taktik der französischen Revolutionsheere über die starre Linientaktik der friederizianischen Zeit am eigenen Leib verspürt. Für die ungeübten, dafür umso kampflustigeren lebhaften Scharen war die bisherige Linientaktik ungeeignet, das Vorgehen langer geschlossener Bataillonslinien im Gleichschritt war für sie ein Ding der Unmöglichkeit. Daher nahmen die französischen Führer der Revolutionszeit von dem Reglement von 1791, das noch ganz nach den Grundsätzen der alten Schule aufgebaut war nur das heraus, was sich mit den ungeübten Truppen ausführen ließ. So entwickelte sich im Laufe der Zeit eine völlig neue Taktik. Statt der wenigen bisher an den Flanken eingesetzten Schützen, verwendeten sie nun Schützenschwärme, welche mit ihrem Feuer den Angriff einleiteten. Diesen Schützenschwarm folgte nun das zweit Treffen, nicht wie bisher in dreigliedriger Linien, sondern in Kolonnenformation. Diese Kolonnen führten mit kräftigem Stoß den durch das Feuer des ersten Treffens eingeleiteten Angriff zur Entscheidung.
Herzog Friedrich, der selbst das Gefechtsfeld von Laufen und Nordheim besucht hatte, entschloss sich zur Schaffung einer Truppe, die der französischen leichten Infanterie entsprechend zur Durchführung der neuen erfolgreichen Taktik befähigt sein sollte. Er ließ aus den bestehenden sechs Bataillonen die gelernten Jägerburschen entnehmen, außerdem wurden im ganzen Land kräftige junge Leute ausgehoben, welche als Mitglieder bestehender Schützengesellschaften oder durch sonstige Tätigkeiten mit Gebrauch der Büchse vertraut waren. Am 6. Oktober 1799 erging dann folgendes Allerhöchste Dekret an den Herzoglichen Kriegsrat:
“Seine Herzogliche Durchlaucht machen hiermit folgendes zur gehörigen Nachachtung bekannt: Zu dem Grenadier-Bataillon von Zobel wird hiermit eine Jäger-Companie errichtet, welche bestehen soll aus: 1 Capitaine, 2 Leutnants, 1 Ober-Jäger, 4 Premier-Jäger, 1 Feldscher, 1 Fourier, 2 Wald-Hornisten mit Trompeter-Gage, 90 Jäger welche sämtlich Gage wie die Grenadiers erhalten. Hierzu soll kommen Hauptmann Scharffenstein, Leutnant von Dernbach, Leutnant Scheidemantel und die von den Bataillons configuirten Jäger und Schützen und der sich gemeldete und bereits assentirte Jäger, aus denen auf Herzogliche Genehmigung die erforderliche Anzahl Ober- und Premier-Jäger auszuziehen sind.
Die Uniformierung nach dem Schnitt der übrigen Infanterie-Uniform ist dunkelgrün, schwarz Aufklapp mit grünem Futter, weiße Knöpfe, dunkelgrüne lange Beinkleider, weißes Gilet, kurze leichte Stiefel, ein runder Filzhut, der vorn aufgeschlagen ein F II und ein grünes Büschel. An der Säbel-Kuppel, welche von schwarzem Leder sein muss, soll die Cartouche von gleichem Leder befestigt sein und vorn sitzen. Sowohl Seitengewehr als Cartouche wird der Oberistleutnant und Artillerie-Kommandant von Camrer herbeizuschaffen haben. Offiziers-Röcke sind nach dem Schnitt der Übrigen, ebenso Farbe der Röcke und Beinkleider, zum Ausrucken tragen die Offiziers Hüte wie die Gemeinen, Säbel und Büchse.“
Anfänglich teils "Jäger-", teils "Feldjägerkompanie" genannt, führte sie vom Dezember 1799 ab die bestimmte Bezeichnung "Herzogliche Fußjäger-Kompanie". Die Kompanie wurde rechte Flügelkompanie des Grenadierbataillons von Zobel und kam zu diesem nach Stuttgart in Garnison. Die schwarze Besetzung der grünen Uniform verschaffte der Kompanie im Volksmund den Namen "schwarze Jäger".
Sofort nach der Errichtung der Kompanie ließ Herzog Friedrich eine Vorschrift für die besondere, von der Infanterie abweichende Ausbildung der Jäger ausarbeiten.
Der taktischen Bestimmung der Jäger entsprechend wurden besondere Anforderungen an sie gestellt. Zum geschlossenen Exerzieren, das die Jäger wie die Infanterie beherrschen mussten, trat bei ihnen noch das Fechten in der geöffneten Ordnung. Dabei war die Rotte und auch der einzelne Mann mehr sich selbst überlassen, er musste nach eigenem Geschick und Verständnis selbständig handeln. Es wurde geschickte Geländebenutzung und gutes, kaltblütiges Schießen von den Jägern verlangt, seine Schießleistung musste ungleich besser sein als die der Musketiers, denn der Jäger war es, der durch sein "Tirailliren und Plänkeln" den Bajonettangriff der geschlossenen Kolonnen der Musketierbataillone vorbereiten sollte. Kam die Infanterie während des Gefechts überhaupt zum Feuern, so war es nur ein in der geschlossenen Abteilung abgegebenes Salvenfeuer, bei dem von einer sorgfältigen Abgabe des Einzelschusses keine Rede sein konnte. Dafür waren die Jäger freilich auch mit einer besseren Waffe ausgerüstet. Während die Infanterie mit dem schweren, mit Bajonett versehenen, glatten Steinschlossgewehr bewaffnet war, trugen die Jäger eine kurze, leichte und handliche Kugelbüchse mit gezogenem Lauf, welche sehr gute Schussleistung aufwies. Das Seitengewehr, später Hirschfänger genannt, konnte nicht aufgepflanzt werden, da die Jäger ja ausdrücklich nicht zum Kampf mit der blanken Waffe bestimmt waren. Die Patronen mussten die Jäger im Gegensatz zur Infanterie, welche die fertige Munition erhielt, selbst "laborieren", sie empfingen dazu nur die erforderlichen Stoffe. Jeder Mann führte ein "Kugelmöbel" und einen “Kugelbohrer“ mit sich. Die Büchsen lieferten Suhler Büchsenmacher und Pistor aus Schmalkalden. Es wurden aber auch württembergische Büchsenmacher berücksichtigt; so lieferte z. B. Hofbüchsenmacher Hampel aus Ludwigsburg im Jahre 1801 Kugelbüchsen an das herzogliche Fußjäger Korps.
Der "Fußjäger-Säbel" (oder nichtaufpflanzbarer Hirschfänger der Fußjäger)
Der nichtaufpflanzbare messingmontierte Hirschfänger besitzt terzseitig eine Pariermuschel, einen Griffbügel, welcher in der Parierstange ausläuft und eine Griffhülse aus Hirschhorn. Die gebogene Klinge ist einschneidig mit beidseitigen flachen Hohlkehlen. An Gravuren finden sich auf der Terzseite ein gekröntes "F II" (für Kurfürst Friedrich II) und "JAEGER BATIL" , auf der Quartseite unter Krone das kurfürstliche Wappen (im ovalen, mit einer Lorbeergirlande verziertem Schilde rechts die Sturmfahne, links die drei Hirschhörner; das Ganze zwischen zwei gekreuzten Palmzweigen) nebst der Jahreszahl "1805". Die Scheide ist aus schwarzem Leder mit Messingbeschlägen. Auf dem Mundblech befindet sich ein Tragehaken.