Der preußische Kavalleriekarabiner 1821


Geschichte


Text Udo Lander

Über die Neukonstruktion oder Neufertigung von Karabinern für die preußische Reiterei in der Zeit der Befreiungskriege konnten in den bisher vorgefundenen, recht umfangreichen Quellen bis heute leider keine eindeutigen Hinweise gefunden werden.

Erst nach 1820, so zumindest belegt durch datierte Realstücke, begann die Produktion eines neuen Steinschlosskarabiners, bei dessen Entwurf man sich zum einen an der Kavalleriebüchse M 1811, aber auch an der ebenfalls neu konzipierten Pistole M 1823 orientiert hatte. So entspricht die Sattelstange mit Halterung und Laufring sowie der Abzugsbügel mit seiner charakteristischen Handauflage exakt den adäquaten Teilen der Kavalleriebüchse M 1811, während der Mündungsring, der nun zum erstenmal Schaft und Lauf umfasst und das Steinschloss mit demjenigen der Kavalleriepistole M 1823 nahezu identisch ist.

Nachdem feststeht, dass ein Neupreußischer Kavalleriekarabiner schon im Februar 1821 dem König vorgelegen hat und auf dem Lauf eines weiteren Karabiners dieses Musters aus der Saarner Fertigung die Jahreszahl 1822 eingeschlagen ist, scheint sich zu bestätigen, dass diese Waffe nicht erst 1823, sondern mit ziemlicher Sicherheit spätestens in den Jahren 1820/1821 eingeführt worden ist. Dieses frühere Einführungsdatum scheint auch zudem logisch, da für den Neupreußischen Kavalleriekarabiner die Abmessungen der Kavalleriebüchse von 1811 genommen worden sind.

Anzumerken ist, daß der Karabiner M 1821 offensichtlich in zwei unterschiedlichen Varianten produziert wurde: Während die in der Gewehrfabrik Potsdam hergestellten Karabiner lediglich den Mündungsring, den Laufring der Sattelstange und die Kreuzschraube verwendeten, besitzt ein in der Gewehrfabrik Neiße zur selben Zeit gefertigter Karabiner M 1821 zusätzlich einen Schieber am Vorderschaft entsprechend dem Vorbild der Kavalleriebüchse M 1811.

Der Kavalleriekarabiner M 1821, letzter preußischer Steinschlosskarabiner überhaupt, gehörte neben einer Pistole zur Bewaffnung der Mannschaften der Dragoner- und Husaren-Regimenter, während die Kürassier- und Ulanen-Regimenter ab 1830 nur 32 Karabiner je Eskadron besaßen. In den 40er-Jahren wurden die dazu noch tauglichen Karabiner auf das Perkussionssystem umgebaut.

Entsprechend der "Instruktion über die perkussionierten Kavallerieschusswaffen" wurden die Steinschlosskarabiner M 1821 ab ca. 1849 auf das Perkussionssystem umgebaut. Nach der Kabinettsordre vom 13. November 1851 führten die Kavalleristen nur noch eine Schusswaffe. Die Kürassiere und Ulanen führten eine Perkussionspistole, die Husaren und Dragoner dagegen erhielten den perkussionierten Karabiner M 1821 U/M, wobei deren Unteroffiziere und Trompeter nach wie vor mit einer Pistole bewaffnet waren.

Anlässlich der Mobilmachung 1870/71 waren in der preußischen Armee noch 17298 Karabiner UM vorhanden. Davon befanden sich am 15. Juli 1870 bei der Truppe 5436 und in den Depots 11862 Stück. Von diesen wurden bis Ende Juli 1870 noch 1934 an die Truppe ausgegeben.

Die Karabiner wurden schließlich durch den Zündnadelkarabiner M 57 ersetzt.



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