Eine Luntenschloßmuskete aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts


Geschichte


Text: Dieter Wergen

Das Luntenschloß war die erste mechanische Zündvorrichtung für eine Feuerwaffe und entstand

bereits Ende des 15. Jahrhunderts. Damit war im Prinzip das erste „Gewehr“ entwickelt worden, mit dem man halbwegs gezielt und vor allen Dingen nach dem Willen des Schützen feuern konnte. Die Luntenmuskete blieb bis zum Ende des 17. Jahrhunderts die Feuerwaffe der Infanterie. Trotz anfänglicher Ablehnung durch führende Militärs, verdrängte sie nach und nach die Piken aus den Gefechtshaufen der Landsknechte.

Das Luntenschloßgewehr war ein Fortschritt, aber es war umständlich zu handhaben, zumal die ersten Waffen dieser Art bis zu 20 kg wogen und nur mit einer Stützgabel abgefeuert werden konnten.

Um 1620, durch den Einfluss des Schwedenkönigs Gustav Adolf, wurden die Musketen erheblich leichter (5- 6 Kilo), die Stützgabel entfiel.

Die Blütezeit der Entwicklung der Luntenmuskete war der Dreißigjährige Krieg (1618-1648). In dieser Zeit wurden die Musketen in Massen hergestellt, vornehmlich in Suhl, Essen, Nürnberg und Lüttich.

Die Landsknechtausrüstung

Neben der Muskete, gegebenenfalls noch mit Stützgabel, mußte der Musketier noch weitere Ausrüstungsgegenstände mit sich herumschleppen: Am Bandelier trug er die „zwölf Apostel“, Holzbüchschen mit Lederüberzug, (damit auf dem Marsch die Dinger nicht klapperten), die eine Ladung Pulver enthielten. Ferner am Bandelier den Luntenverberger, ein gelöchertes Döschen, in der die brennende Lunte transportiert wurde. Auf dem Marsch allerdings brannte nur bei jedem 10ten oder 20ten Landsknecht die Lunte. Ferner befanden sich am Bandelier der Kugelbeutel aus Leder und das Pulverin, eine kleine Pulverflasche für das feine Zündpulver. Am Gürtel dann noch die Pulverflasche mit Ersatzpulver zum Auffüllen der Büchschen.

Handhabung der Muskete

Geladen wurde die Luntenschloßmuskete, wie alle anderen Vorderladerwaffen früher oder später auch: Pulver in den Lauf, danach Rollkugel mit Verdämmungmaterial (Leder- oder Stoffläppchen), anschließend mit dem Ladestock festgestampft. Nun etwas Zündkraut auf die Pfanne, die glimmende Lunte in den Hahn eingeklemmt, Zielen und den Hahn abdrücken. Die Spitze der brennenden Lunte entzündete das Pulver in der Pfanne, die entstehende Flamme schlägt durch das Zündloch in die Pulverladung im Lauf- der Schuß bricht.

Die Taktik der Musketiere

Beim Gefecht standen die Musketiere in drei Reihen hintereinander auf Lücke. Das Kommando zum abfeuern wurde gegeben, die Salve rauschte Richtung feindliche Linien. Nach dem Schuß machten die Schützen rechts und links um und verschwanden nach hinten durch die Reihen der Pikeniere um ihre Musketen neu zu laden. (weitere Einzelheiten zur Taktik siehe Literaturverzeichnis)

Allerlei „Mummenschanz“ und Aberglaube

Die Menschen im Mittelalter und in den Jahrhunderten danach, waren in der Regel sehr fromm, aber auch sehr abergläubisch, besonders die Landsknechte.

Den Teufel, den „schwarzen Jäger“, Geister und Dämonen galt es an ihrem teuflischen Tun zu hindern oder ihre Hilfe zu erflehen. Da gab es die Mär von der Freikugel und von silbernen Kugeln, die immer treffen. Man trug allerlei „Hukuspokus“ (z.B. Armbänder, Halsbänder mit Kruzifix usw.) mit sich herum und wollte sich so vor der Wirkung feindlicher Geschosse schützen. Symbole und Bilder wurden auch an der Kleidung und am Schaft der Gewehre angebracht, die auch diesen Schutz garantieren sollten.

So ist an dem vorgestellten Realstück ein Kranich (Storch?) eingeprägt, der eine Schlange im Schnabel hat: Das Gute besiegt das Böse!

Die vorgestellte Luntenschloßmuskete (Luntenmuskete) stellt ein exemplarisches Beispiel der Bewaffnung der Landsknechte/Musketiere im 17. Jahrhundert dar.


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