Die Württembergische Kavalleriepistole M 1862 mit glattem Lauf


Geschichte


In Württemberg wurden schon Versuche mit kleinkalibrigen Waffen durchgeführt, als sich 1856 die Staaten des 8. Armeecorps zur Annahme des österreichischen Kalibers von 13,9 mm entschieden hatten. Auf der Heidelberger Konferenz nahmen die drei Staaten Hessen, Baden und Württemberg „vereint“ die Konstruktion des Oberleutnant Breithaupt an. Wahrscheinlich rührt daher die eigentümliche Bezeichnung „Vereinsgewehr“.

Im Gegensatz zu den beiden anderen Staaten stellte Württemberg seine gesamte Bewaffnung auf das neue Kaliber um. Infanterie, Artillerie, Pioniere und natürlich auch die Reiterei erhielten neue gezogene Waffen im kleinen Kaliber.

Die Waffen sind in ihren Details weitmöglichst dem Infanteriegewehr nachgeformt. Dies betrifft das Schloß, den Zündstollen, die Laufbefestigung und den Ladestock. Alle Waffen haben Nußbaumschäfte und Eisengarnituren. Die Gewehrfabrik in Oberndorf war durch die Produktion der neuen kleinkalibrigen Waffen derart ausgelastet, daß man auch Aufträge an private Suhler Waffenfabriken vergeben mußte. So wurden die Reiterkarabiner komplett und die Waffen der Infanterie, Pioniere und Artillerie teilweise in Suhl gefertigt. Nur die Pistole 1862 wurde allein in der Gewehrfabrik Oberndorf hergestellt.

Es wurden 1862/63 2 Muster und 1950 und 1863/64 400; zusammen 2350 Pistolen 1862 in Oberndorf hergestellt.

Die Pistole 1862 wurde ausschließlich von den Reiterregimentern verwendet, die glatten Pistolen wurden an die Artillerie und den Train abgegeben.

Von der Pistole 1862 existiert auch ein Exemplar mit glattem Lauf. Neben dem glatten Lauf unterscheidet sie sich von der gezogenen Pistole durch die einfachere Visierung. Sie hat auf dem Lauf nur ein kleineres eckiges Korn und als Kimme dient der Schlitz der schräg eingesetzten Kreutzschraube. Außer der Beschriftung "KÖNGL. WÜRT. FABRIK." auf der Schlossplatte hat sie keinerlei Marken oder Nummern. Die Verwendung dieser Pistole ist nicht bekannt.



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