Österreichische Pistole vom Jahr 1770
Geschichte
Text: Joschi Schuy
Kaiser Joseph II. richtete im November 1767 an den HKR (Hofkriegsrat) den Antrag, alle Waffen in einem Kaliber anzuschaffen und anstelle des bisherigen „5/4 löthigen“, ein größeres Kaliber von „6/4 löthig“ zu wählen. Die verschiedenen Kaliber der Infanterie- und Kavalleriehandfeuerwaffen waren der Grund seines Bemühens, künftig alle Handfeuerwaffen in einem einheitlichen Kaliber anfertigen zu lassen.
In einem „Allunterthänigsten Vortrag“ an Kaiserin Maria Theresia, bittet der HKR um die Neubewaffnung der Kavallerie und die Einführung eines einheitlichen Kalibers. Aus dem Antrag geht hervor, dass bereits, und dies vermutlich im Zusammenhang mit dem Schreiben von Kaiser Joseph II. von November 1767, eine beachtliche Anzahl an Pistolen im Wiener Zeughaus eingelagert waren, an denen nicht näher bezeichnete Verbesserungen vorgenommen wurden. Möglicherweise könnten, da in weiterer Folge vom Auswechseln schadhafter Läufe der Pistole M 1744 und damit das Vergrößern des Kalibers von 5/4 auf 674 Loth angesprochen wurde, damit die nicht näher bezeichneten Verbesserungen gemeint sein.
Es ist die Rede davon „das 13650 paar Pistolen 6/4 löthig mit Eisen beschlagen im Zeughaus wirklich vorrätig“ sind. 5350 noch benötigt würden, die bis April 1771 angefertigt werden sollten. Im Akt werden die beiden Zahlen zusammengezählt und darauf hingewiesen, „dass diese 19000 paar Pistolen, die schon auf neue Art zugerichtet, und jedes paar einen besonderen eisernen Ladestock hat, werden für das Liechtensteinische Dragoner-Regiment zum Friedensfuß gerechnet 679 paar auf den Kriegsfuß vorbehalten 280 paar“ bleiben.
Unter dem besonderen „eisernen Ladstock“ war wohl gemeint, dass diese 19000 Stück anstelle des bisherigen hölzernen Ladestocks eben einen eisernen bekommen hatten, der ab dieser Zeit immer an einem Lederriemen oder später am Bandelier zu tragen war.
Interresant an dieser Information ist auch die Tatsache, dass im Jahre 1770 schon 13650 Paar in Eisen montierte Pistolen vorlagen, die bereits in den vorhergegangenen Jahren, vermutlich ab 1767, angefertigt worden waren. Durch diesen Hinweis möchte ich keine Verwirrung stiften, aber die Modellbezeichnung 1770 dürfte damit in Frage gestellt sein. Wir wollen aber aus Kontinuitätsgründen dabei bleiben.
Die weitere Verteilung der in Eisen montierten Pistolen erfolgte an zwei Chevaux Legers-Regimenter, die eine Zuteilung von 756 Paar für den Frieden erhielten und im Kriegsfalle weitere 1512 Paar erhalten sollten.
Den zehn Husarenregimentern wurde ein Friedensstand von je 763 Paar zugewiesen, für den Kriegsstand sollten insgesamt 5670 Paar im Zeughaus vorrätig sein. Als kleinere Posten wurden noch 88 Paar für die „Carabiniers-Regimenter“ und für jedes „Cuirahsier- und Dragoner-Regiment“ 77 Paar bereitgestellt.
Für die Spenker-Husaren in Siebenbürgen wurden 1284 Paar bereitgestellt. Für die slovonischen Husaren, die Husaren des Warasdiner Generalats, des Banater und Karlstädter generalats je 2380 Paar, zusammen 22700 Paar. Der Bedarf an Pistolen wurde laut Aufstellung ders HKR um 3777 Paar überschritten, die in Auftrag zu geben waren.
Genehmigung und Bestellung
Um den Vorrat zu decken und weitere kleinere Zuteilungen vornehmen zu können, wurde vom HKR der Antrag gestellt, KaiserinMaria Theresia möge eine Bestellung von „3750 Husaren Pistolen in der Penzenetrischen Fabrik“ genehmigen und da „viele gebrochene eiserne Ladstöcke in den Zeughäsern befindlich, wird man einen Theil davon zu einfachen eisernen Pistolen Ladestöcke verwenden, oder in soweit solche nicht thunlich sein, als altes Eisen verkaufen lassen“.
Maria Theresia geruhte ihre Anmerkung dem Antrag zuzufügen, dass „diese Anzeige nehme ich zur vergnüglichen Nachricht und begnehmige die von Hofkriegsrath ganz vorsichtig und wohl getroffene Anstalten vollkommen“.
Noch in dem selben Jahr wird mit dem „kaiserlich königlichen Commerzien Rath Herrn Anton von Penzenstein“ ein „Contrakt“ abgeschlossen, der ihn verpflichtete, vom „5. Mai 771 bis 772ten Jahres dreytausend siebenhundertfünfzig paare Hußarenpistolen, samt dazugehörigen 3750 Stück eiserene Pistolen-Ladstöcke, nach neuer Art, von Eisen montiert, und mit ein und ein halb löthigen Läufen, dann euseren Ladstöcken samt Wischer versehen auf seinen in den Erzherzogthümern österreich ob, und unter der Ennß befindlichen Fabriken richtig erzeugen zu lassen, und auf seine eigenen Kosten und Gefahr in das k.k. zeughaus anhero nach Wien anhero dargesterllt einzuliefern, dass solche dann ney introducirt, und versigleter hinaus gegebenen Muster in allen Theilen so viel als sie bey einer von freien Hand geschmiedeten Arbeit thun läßt. Ähnlich dann gleichförmig seyn sollen“.
Abverlangt wurde der Penzensteischen Fabrik die Garantie für eine gute Qualität der Läufe und im Falle, dass ei Lauf springen würde, er diesen unentgeltlich zu ersetzen habe. Der Beschuss der Läufe ging auf seine Kosten, Pulver und Blei dazu musste er gratis zur Verfügung stellen.
Der Preis für ein Paar Pistolen betrug 5 fl. 39 kr. Der vertrag wurde am 16. August 1770 unterschrieben.
Weiterverhandelt wurde dann noch über die gebrochenen eisernen Infanterieladestöcke aus dem Zeughaus in Wien, die der Herr „Commerzien Rath“ für 7 kr. das Stück in Zahlung nahm, und für die Lieferung neuer Ladestöcke den Preis von 12 kr. erhalten sollte.
Die Fertigstellung der neuen Pistolen wurden im Zuge eines Transportes nach Peterwadrein auch gleich für die Slovenischen Husaren 950 Paar der 6/4 löthigen Pistolen mitgegeben. Eine weitere Lieferung erhielten die Steirischen Grenzhusaren, ihnen wurden davon 234 Paar zugeteilt. Der restliche Teil verblieb im Zeughaus in Wien, wo er als Vorrat deponiert wurde.