Jägerbüchse aus der Zeit Friedrich Wilhelm I. von Preußen (1713 - 1740)


Geschichte


Text aus A. Wirtgen; Die preußischen Handfeuerwaffen 1700 -1806, Supplementband, Bissendorf, 2007, S. 127

5.3.4.5. Jägerbüchse aus der Zeit Friedrich Wilhelms I. (?)

Sammlung Grunewald

Nachfolgend vorgestellte Büchse ist in der Zeit der Regierung von Friedrich Wilhelm I. entstanden . Nicht nur das mit „FWR“ unter Krone versehene Daumenblech weist auf diesen Zeitraum hin. Auch das Schloßblech, das neben der Bezeichnung „POTZDAMMAGAZ“ und „S et D“ auf der Innenseite die Meisterzeichen „IK“ führt, ist in den ersten Jahren nach Gründung der Gewehrfabrik gefertigt worden. Die staatliche Güteprüfung ist durch einen eingeschlagenen stilisierten preußischen Adler auf dem Schloßinnenblech dokumentiert. Am oberen Rand des Schloßblechs sind drei Einkerbungen angebacht, wie sie nur bei frühen Fertigungen vorkommen. Der Schaft ist aus Nußbaumholz herge- stellt und mit leichten runden Schaftverschneidungen versehen. Lediglich über dem Daumenblech bis zum Schwanzschraubenblatt und unterhalb des Spitzröhrchens sind barockartige Verschneidungen sichtbar. Auf dem Kolben finden sich leichte Verschneidungen und auf der linken Kolbenbacke ist ein achtstrahliger Stern aus schwarz-weißem Bein eingelegt, ebenso wie aus gleichem Material eine nicht identifizierte Figur.

In die rechte Kolbenseite ist ein Kolbenfach mit Schuber eingelassen. Das Nasenband ist aus Horn gefertigt. Ein hinterer Riemenbügel fehlt. Statt dessen ist ein Knopfangebracht, in dem der Gewehrriemen eingeknöpft wurde, so wie dies bei den meisten jagdlich genutzten Büchsen der Fall war. Besonders auffällig sind die Messingbeschläge. Abzugsbügel, Schloßgegenblech, und Röhrchen entsprechen weitgehend den Beschlägen der preußischen Jägerbüchse von 1811, also gar nicht dem Stil entsprechend, wie er bei jagdlichen Büchsen im frühen 18. Jahrhundert zu finden ist. Jäger in einem militärischen Verband hat es im frühen 18. Jahrhundert in Preußen nicht gegeben. Die relativ aufwendige Fertigung ei- ner Büchse in der Gewehrfabrik Potsdam/Spandau läßt vielmehr darauf schließen, daß sie möglicherweise „außer der Reihe“ für den König hergestellt wurde, was auch durch das Daumenblech zu erklären wäre. Friedrich Wilhelm war ein Gegner von allem Aufwendigen. Von daher wären auch die einfachen Messingbeschläge erklärbar.

Ähnliche Beschläge sind an jagdlichen Büchsen gelegentlich schon im 18. Jahrhundert zu finden, die von privaten Büchsenmachern hergestellt wurden; sie sind aber für dieses Jahrhundert atypisch. Der König war ein großer „Nimrod“. Was lag also näher, als daß die Gewehrfabrik dem König als Dank für seine stete Förderung der Institution Jagdbüchsen zum Geschenk machte. Nach den Überlieferungen soll die Gewehrfabrik fünf Büchsen an den König verschenkt haben. Nicht auszuschließen ist aber die Möglichkeit, daß die Büchse zur Ausrüstung von Forstbediensteten gehörte und die Waffe auch deshalb das Daumenblech mit den Initialen des Königs trägt, der ja der „Chef“ der Berufsjäger war.


Friedrich Wilhelm I. in Preußen im Harnisch mit Hermelinmantel, Marschallstab sowie Bruststern und Schulterband des Schwarzen Adlerordens (Gemälde von Antoine Pesne, um 1733)


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