Der Revolver M / 79
Geschichte
Text: Hans Reckendorf
Die einzige einheitlich für das Heer des Kaiserreiches und für die Kaiserliche Marine eingeführte Revolverkonstruktion hatte die preußische Gewehrprüfungskommision selbst zusammengestellt, so daß der Erfolg im Form der Annahme praktisch vorprogrammiert war. Das erste von zwei mit nur vier Jahren Abstand aufeinanderfolgenden Revolvermodellen mit gleicher Technik und gleichem Kaliber wurde mit A.K.O. vom 21.3.1879 grundsätzlich angenommen, und es löste in der Folgezeit die bis dahin geführten unterschiedlichen Faustfeuerwaffen der deutschen Teilstaaten ab. ( Zur Annahme der Revolver M / 79 und M / 83 siehe auch die Bücher "Die Faustfeuerwaffen der Königlich Bayerischen Armee", Hans Reckendorf, Dortmund 1981, Seite 485 ff und "Die Bayerischen Handwaffen", Hans Reckendorf, Dortmund 1989, Seite 253 ff ).
Der Revolver M / 79 ist eine sehr solide gefertigte, mit 181 mm Lauflänge und 345 mm Gesamtlänge etwas zu groß geratene sechsschüssige Waffe. Das einfache Hahnspannersystem übernahm die Kommission vom Smith & Wesson-Revolver Modell Russian, der vorher von ihr geprüft worden war.
"Lange Reichsrevolver", also die Revolver M /79, wurden gefertigt von einer Firmengruppe in Suhl, bestehend aus der Firma Spangenberg und Sauer, der Firma Schilling und der Firma Haenel (Fertigung etwa 70% aller Revolver M/79), der Firma Franz von Dreyse (Fertigung etwa 10% aller Revolver M/79) und den Gebrüdern Mauser (Fertigung etwa 10% aller Revolver M/79, sie gingen nur an Truppenteile der Königreiche Bayern und Württemberg).
Während die Revolver M7/9 der Suhler Firmengruppe und der Firma Dreyse gebräunt sind, trifft man bis auf äußerst seltene Ausnahmen nur schwarz brünierte Revolver M/79 der Firma Mauser an. (Zu den Signierungen und Stempelungen des Revolvers siehe die entsprechenden, zum Revolver M/83 gegebenen Hinweisen.)
Nicht nur die Schweiz, die den Revolver M/79 im Jahre 1880 neben anderen Konstruktionen prüfte, fand dessen Griff zu unförmig. Das Deutsche Reich nahm bereits 1883 ein kleineres und handlicheres Revolvermodell gleicher Konstruktion an, für dieselbe Patrone eingerichtet, und es stellte die Fertigung des Revolvers M/79 gleichzeitig ein. Etwa 50000 Revolver M/79 könnten gebaut worden sein.
Die Mannschaften der Kürassier-Regimenter behielten den Revolver M/79 bis zur Einführung des Karabiners M/71 im Jahre 1888, Unteroffiziere und Trompeter der Kürassier-Regimenter sowie der reitenden Jäger behielten ihn bis zur Einführung der Pistole 08. Die Kaiserliche Marine führte den Revolver M/79 sowohl zur Bewaffnung der schwimmenden Einheiten als auch für die Seebataillone, die Marine-Artillerie und die Verwaltung an Land ein und beließ ihn bis zur Auslieferung der Parabellum-Pistole im Jahre 1906.
( Zum Numeriern und Bezeichen preußischer Handwaffen siehe auch das Buch "Beiträge zur Geschichte der Handwaffen des Königreiches Preußen", Hans Reckendorf, Dortmund 1994, Seite 70 ff. 1889 wurde verfügt, daß in der Bezeichnung der Handwaffen und ihrer Munition künftig das "M" für Modell wegfalle. )
Der Revolver M/79 wurden in Taschen M/81 (in Bayern Tasche M/82) getragen, wovon es zwei nur leicht differente Ausführungen gab. Die Taschen ließen den Griff der Waffe frei und hatten keine Aufnahmemöglichkeit für Patronen und Zubehör. 18 Patronen, einen Putzstock, der auch als Entladestock diente, und einen zum Revolver gehörenden Schraubenzieher führten die fahrenden Revolverträger in einer Patronentasche mit. Die Kavalleristen trugen 18 Patronen und den Entladestock in der Kartusche am Bandelier.