Das preußische Scharfschützengewehr M 1787
Geschichte
Im Jahre 1787 wurden in Preußen bei der Infanterie besondere Schützen eingeführt, die bis zur Reorganisation des Heeres 1808 bestanden. Ein Unteroffizier und die zehn Schützen jeder Kompanie erhielten das sogenannte "Scharfschützengewehr 1787".
Bereits ab 1743 wurden schon gezogene Unteroffiziers-Gewehre mit Nußbaumschaft, stählernen Ladestöcken, Bajonett eingeführt. Seit dieser Zeit sind sechs Grenadierkorporale einer Kompanie mit diesen gezogenen Gewehren bewaffnet.
Aus diesem Gewehrmuster entstand 1787 das sogen. Scharfschützengewehr, mit dem seit dieser Zeit ein Unteroffizier und 10 Schützen je Grenadier- und Musketier-Kompanie ausgerüstet wurden. Dazu kamen 1805 bei der Garde noch je 10 Reserveschützen.
Bei den sieben Füsilierbrigaden führten seit 1806 22 Schützen je Kompanie solche Scharfschützengewehre. Bereits 1788 erhielten aber auch die Füsiliere 660 gezogene Schusswaffen. Es handelte sich hierbei jedoch um abgeänderte lange Husaren-Karabiner ohne Laufstange und mit einem Visier auf dem Lauf.
Die Schäfte des Scharfschützengewehrs von 1787 waren meist aus Nußbaum hergestellt, z. T. aber waren sie auch aus Ahorn, seltener aus Buche. Der Kolben besaß einen langen Anschlag. Er war schlank und mit einer Backe versehen. Zusätzlich erlaubte die günstige Kolbensenkung einwandfreies Zielen. Der Lauf besaß acht tiefe Züge, er war rund am Pulversack jedoch achtkantig. Über die Schwanzschraube heißt es in den Quellen, dass sis länger sei als die des alten Modells. Auf dem Lauf war ein Standvisier für 150 Schritte mit einer Klappe für 300 Schritte in eine schwalbenschwanzähnliche Ausnehmung eingeschoben. Das Messingkorn wurde auf den Lauf gelötet. Es fiel dachförmig von hinten nach vorn ab. Außer den Haften, mit denen der Lauf im Schaft gehalten wurde, befand sich auf der Laufunterseite, etwa in der Höhe des Korns, ein weitere Haft mit 2 Ösen. An dem mit 2 Stiften die Bajonettfeder befestigt war. Vor dieser Federhalterung war am Lauf ein ringförmiger Wulst stehen gelassen worden, dr ein zu tiefes Einschieben des Bajonetts verhindern sollte. Die Unterseite dieses Wulstes war für die Bajonettfeder eingefeilt.
Eine später durchgeführte Maßnahme, ausgeschossene Scharfschützengewehre bis zum Nasenblech zu kürzen und sie an die Jäger zu Exerzierzwecken auszugeben, hat zu dem in der Fachliteratur des vorigen Jahrhunderts weitverbreiteten Irrtum geführt, dass diese abgeschnittenen Schützengewehre als preußische Jägerbüchse seinen.
Laut A.K.O. vom 18. Februar 1790 wurde ein Krückstock (Stützstock) zu diesem Gewehr, mit der die alte Muskengabel des 17. Jahrhunderts wieder auferstand eingeführt.
In dieser Order heißt es:
"Da es sicher ist, dass auch der beste Schütze, besonders mit einem schweren Gewehr aus freier Hand nie so gewiß und sicher schießen kann, als wenn er der Vorteil hat, das Gewehr auf oder anlegen zu können, so haben Seine Königliche Majestät in dieser Rücksicht und um die Schützen mehr zu distinguieren für gut befunden, ihnen Stöcke zu accordieren. Diese Stöcke sollen indes nicht wie bei den Unteroffiziers aus spanischen Röhren bestehen, sondern aus Haseln, oder wo dergleichen etwa nicht vorhanden sein möchten, aus anderem harten und zähen Holz geschnitten und anstatt des Knopfes mit einer Art Gabel versehen und sodann im Dienst an der linken Seite des Rocks am Knopf getragen werden. Beim Vorziehen der Schützen und während des Manövers nehmen selbige den Stock an der Hand und bedienen sich dessen zum Auflegen des Gewehrs, wie solches beikommende Figur zeigt."
Der Haselstock wurde beim Ausmarsch ins Feld 1806 noch getragen (Kling).
Insgesamt wurden etwa 10000 Schützengewehre des Modells 1787 hergestellt.
|
Abbildung aus: Kling, C.: Geschichte der Bekleidung, Bewaffnung und Ausrüstung des Kgl. Preußischen Heeres, 3. Teil, die leichte Infanterie oder die Füsilierbataillone 1787-1809 und die Jäger 1744-1809 |