Aufpflanzbarer Hirschfänger der württembergischen Fußjäger um 1805


Geschichte


Am 6. Oktober 1799 erging von Herzog Friedrich von Württemberg folgendes Allerhöchste Dekret an den Herzoglichen Kriegsrat:

“Seine Herzogliche Durchlaucht machen hiermit folgendes zur gehörigen Nachachtung bekannt: Zu dem Grenadier-Bataillon von Zobel wird hiermit eine Jäger-Companie errichtet, welche bestehen soll aus: 1 Capitaine, 2 Leutnants, 1 Ober-Jäger, 4 Premier-Jäger, 1 Feldscher, 1 Fourier, 2 Wald-Hornisten mit Trompeter-Gage, 90 Jäger – welche sämtlich Gage wie die Grenadiers erhalten. Hierzu soll kommen Hauptmann Scharffenstein, Leutnant von Dernbach, Leutnant Scheidemantel und die von den Bataillons configuirten Jäger und Schützen und der sich gemeldete und bereits assentirte Jäger, aus denen auf Herzogliche Genehmigung die erforderliche Anzahl Ober- und Premier-Jäger auszuziehen sind.

FriedrichDie Uniformierung – nach dem Schnitt der übrigen Infanterie-Uniform – ist dunkelgrün, schwarz Aufklapp mit grünem Futter, weiße Knöpfe, dunkelgrüne lange Beinkleider, weißes Gilet, kurze leichte Stiefel, ein runder Filzhut, der vorn aufgeschlagen ein F II und ein grünes Büschel. An der Säbel-Kuppel, welche von schwarzem Leder sein muss, soll die Cartouche von gleichem Leder befestigt sein und vorn sitzen. Sowohl Seitengewehr als Cartouche wird der Oberistleutnant und Artillerie-Kommandant von Camrer herbeizuschaffen haben. Offiziers-Röcke sind nach dem Schnitt der Übrigen, ebenso Farbe der Röcke und Beinkleider, zum Ausrucken tragen die Offiziers Hüte wie die Gemeinen, Säbel und Büchse.“

Anfänglich teils "Jäger-", teils "Feldjägerkompanie" genannt, führte sie vom Dezember 1799 ab die bestimmte Bezeichnung "Herzogliche Fußjäger-Kompanie". Die Kompanie wurde rechte Flügelkompanie des Grenadierbataillons von Zobel und kam zu diesem nach Stuttgart in Garnison. Die schwarze Besetzung der grünen Uniform verschaffte der Kompanie im Volksmund den Namen "schwarze Jäger".

Sofort nach der Errichtung der Kompanie ließ Herzog Friedrich eine Vorschrift für die besondere, von der Infanterie abweichende Ausbildung der Jäger ausarbeiten.

Der taktischen Bestimmung der Jäger entsprechend wurden besondere Anforderungen an sie gestellt. Zum geschlossenen Exerzieren, das die Jäger wie die Infanterie beherrschen mussten, trat bei ihnen noch das Fechten in der geöffneten Ordnung. Dabei war die Rotte und auch der einzelne Mann mehr sich selbst überlassen, er musste nach eigenem Geschick und Verständnis selbständig handeln. Es wurde geschickte Geländebenutzung und gutes, kaltblütiges Schießen von den Jägern verlangt, seine Schießleistung musste ungleich besser sein als die der Musketiers, denn der Jäger war es, der durch sein "Tirailliren und Plänkeln" den Bajonettangriff der geschlossenen Kolonnen der Musketierbataillone vorbereiten sollte. Kam die Infanterie während des Gefechts überhaupt zum Feuern, so war es nur ein in der geschlossenen Abteilung abgegebenes Salvenfeuer, bei dem von einer sorgfältigen Abgabe des Einzelschusses keine Rede sein konnte. Dafür waren die Jäger freilich auch mit einer besseren Waffe ausgerüstet. Während die Infanterie mit dem schweren, mit Bajonett versehenen, glatten Steinschlossgewehr bewaffnet war, trugen die Jäger eine kurze, leichte und handliche Kugelbüchse mit gezogenem Lauf, welche sehr gute Schussleistung aufwies. Das Seitengewehr, später Hirschfänger genannt, konnte nicht aufgepflanzt werden, da die Jäger ja ausdrücklich nicht zum Kampf mit der blanken Waffe bestimmt waren. Die Patronen mussten die Jäger im Gegensatz zur Infanterie, welche die fertige Munition erhielt, selbst "laborieren", sie empfingen dazu nur die erforderlichen Stoffe. Jeder Mann führte ein "Kugelmöbel" und einen “Kugelbohrer“ mit sich. Die Büchsen lieferten Suhler Büchsenmacher und Pistor aus Schmalkalden. Es wurden aber auch württembergische Büchsenmacher berücksichtigt; so lieferte z. B. Hofbüchsenmacher Hampel aus Ludwigsburg im Jahre 1801 Kugelbüchsen an das herzogliche Fußjäger Korps.

Später wurde bedingt durch die schwierige Waffenbeschaffung bestimmt, dass die Leute des 1. Gliedes mit aufpflanzbarem Hirschfänger, die des 2. Gliedes mit gezogenem Katrabiner mit aufpflanzbarem Bajonet bewaffnet werden. Die Leute des 1.Gliedes trugen dazu weiterhin ihre bisherigen Büchsen, die des 2.Gliedes gleich den Unteroffizieren ihren alten, nichtaufpflanzbaren Säbel.

Am 6. Oktober 1805 meldete der Arsenaldirektor von Cammrer dem Kurfürsten, dass zur Herstellung der noch erforderlichen "Säbel" für die Fußjäger im Arsenal keine Klingen mehr vorhanden sind und die erforderlichen 60 Stück zur schleunigsten Lieferung gnädigst den Stuttgarter Schwertfegern zu übertragen. Der Stuttgarter Schwertfeger Kohl der jüngere lieferte dann auch am 17 Oktober 1805 an die Haustruppen "Fußjäger-Säbel" mit Sohlledernen Scheiden, geraden Klingen und Messinggarnitur.

Bei dem vorliegenden mit "H. KOHL" auf dem Griff gekennzeichneten aufpflanzbaren Hirschfänger handelt es sich wohl einen der 1805 gelieferten "Fußjäger-Säbel". Er hat einen glatten Messinggriff mit einer kastenförmigen Aufpflanzvorrichtung mit Haltefeder und gerader Parierstange mit nach unten gebogenem Parierlappen. Die gerade zweischneidige Klinge hat eine beidseitige durchgehende Hohlkehle mit Mittelspitze. Offensichtlich wurden alte Degenklingen, welche auf die entsprechende Länge gekürzt wurden verwendet. Die schwarze Lederscheide hat Messingbeschläge. Am Mundblech befindet sich ein eichelförmiger Tragehaken aus Messing. Der Griff ist an der Seite mit "90" und "H. KOHL" gekennzeichnet.

Maße: Gesamtlänge: 782 mm, Klingenlänge: 644 mm, Klingenbreite: 30 mm, Gewicht mit Scheide: 1064 g, ohne Scheide 798 g.

Der Hirschfänger kann auch auf die Exerzierbüchse aufgepflanzt werden.


Friedrich


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