Das Preußisches Zündnadelpioniergewehr M/69
Geschichte
Mit AKO vom 16.11.1865 wurde die Umänderung der bei den Jägerbataillonen durch Einführung der Büchse M/65 entbehrlich gewordenen Zündnadelbüchsen M/54 in Zündnadel-Pioniergewehre angeordnet und ein unverzüglicher Arbeitsbeginn befohlen. Zeitgleich erging der Befehl zur Einführung von Pionier-Faschinenmessern als blanke Waffe. Erst nach Einführung des Zündnadel-Pioniergewehrs M/69 durch AKO vom 21. Mai 1869 erhielt die abgeänderte Büchse M/54 die Bezeichnung „Zündnadel-Pioniergewehr UM“. (Die Modellbezeichnung der Büchse M 54 blieb erhalten und wurde nicht ausgeschliffen.) Sie war durch folgernde Änderungen der Ursprungswaffe entstanden:
- Kürzung um 140mm
- Entfernung der Pike und Ausfütterung der Nut mit Holz
- Anbringen eines Nockens an der rechten Laufseite zur Aufnahme des Faschinenmessers
- Wegfall der Laufringe und Verbindung von Lauf und Schaft durch Kreuzschraube, Querbolzen des oberen Riemenbügels und einer Schraube am Mündungsband
- Wegfall der Visiereinrichtung mit Standvisier und vier Klappen
- Anbringen einer neuen Einrichtung mit Standvisier und einer Klappe
Die Kolbenbacke der Ursprungswaffe blieb ebenso erhalten, wie die Länge des Zylinderverschlusses. Ein Entladestock war nicht mehr vorhanden. Da der Entladestock fehlte, konnten die Pioniergewehre U/M nicht zur Pyramide zusammengestellt werden. Es wurde deshalb ein spezieller Mündungsdeckel mit einem eisernen Kaken eingeführt. Ein solcher wurde im DWJ 1991 Heft 7 Seite 1086 beschrieben und abgebildet. In der Vorschrift "Leitfaden zum Unterricht in der Kenntniß und Behandlung des Zündnadel-Pionier-Gewehres" wird hierzu ausgeführt:
Der Mündungsdeckel soll die inneren Wände des Laufes gegen die schädlichen Einflüss der Feutigkeit, des Sandes, Staubes ec., sowie das Korn gegen Bestoßung schützen. Er ist aus Messing und besteht aus der Platte und der Tülle. Letztere ist zum Schutz des Korns an ihrem oberen Teil hinten mit einem Mantel versehen, über welchen ein durch einen Wirbel festzustellender Überwurf greift, mittelst dessen zugleich der Deckel auf dem Gewehr festgehalten wird. Auf der Platte befindet sich ein eiserner Haken, welcher zum Zusammensetzen der Gewehr bestimmt ist.
Später wurde bei einigen Gewehren (warscheinlich erst nach 1868) unterhalb des Nasenbandes auf dem Vorderschaft eine ausschwenkbare Zusammensetzvorrichtung angebracht, mit der sich die Gewehre Zusammensetzen ließen.
Die Änderungen der Büchsen zu Pioniergewehren wurden in Sömmerda und in den staatlichen Gewehrfabriken ausgeführt. Bei der Mobilmachung 1870 waren insgesamt 12449 Zündnadelpioniergewehre vorhanden, die bis auf 628 Stück an die Truppe ausgegeben waren.
Am 25. Januar 1869 wurde für die preußischen Pioniere eine von Grund auf neu konstruierte Feuerwaffe eingeführt, die sich jedoch stark am Pioniergewehr U/M orientierte. Das Modell 69 unterscheidet sich nur geringfügig vom U/M (Umänderungsmodell aus der Pikenbüchse M/54). Das Modell 69 erhielt einen Entladestock, der durch zwei Röhrchen an der Stocknutr lief, in einem kugelförmigen Kopf endete und in einem ringförmigen Ansatz im Röhrchen federte. Die Befestigung von Lauf und Hülse im Schaft war wie beim Modell U/M. der Kolben hatte keine Backe, der Oberriemenbügel sitzt etwas mehr zur Mündung hin als beim U/M.
Visierung und Munition (Zündnadelkarabinerpatrone) waren die gleichen wie beim Pioniergewehr U/M. Da das M /69 durch den Entladestock zur Gewehrpyramide zusammengestellt werden konnte, wurde wieder ein normaler Mündungsschoner (d.h. ohne Haken des U/M) verwendet.
Beim Ausbruch des Deutsch-französischen Krieges 1870 befanden sich erst 2202 Pioniergewehre M/69 in den Artilleriedepots. Im Laufe des Krieges erhielten die Pioniere aus den Gewehrfabriken 3535 Pioniergewehre M/69.
Die Pioniergewehre wurde 1876 durch die Jägerbüchse Mod. 71 abgelöst.
Pionierfaschienenmesser
Mod. 65 |