Die Braunschweigische Zündnadel-Kolbenpistole
M 1860/61
Geschichte
Text: Udo Lander
In dem Bemühen die gesamte Feuerwaffenausstattung der braunschweigischen Armee auf das preußische Zündnadelsystem Dreyse umzustellen, hatte sich das Kriegskollegium in Braunschweig mit herzoglicher Genehmigung dazu entschlossen, auch die Feuerwaffen der Kavallerie mit einzubeziehen. So erhielt das herzogliche Zeughaus im Jahre 1860 den Auftrag, eine Kolbenpistole mit Zündnadelmechanismus anzufertigen, die als Modell für zukünftige Lieferungen dienen sollte. Im Januar 1860 begannen bereits die Schießversuche mit im Zeughaus konstruierten Zündnadel-Kolbenpistole, die sich bis zum 7. April 1860 hinzogen. Die Versuche verliefen sehr erfolgreich und der Herzog befahl am 13. März 1861 die Beschaffung von 630 Zündnadel-Kolbenpistolen entsprechend der gesiegelten Probe anzuschaffen. Dazu war ausgeführt worden, dass 530 Pistolen mit Kolben und 100 Pistolen ohne Kolben anzuschaffen seien. Das Kriegskollegium gab diesen Befehl an die Zeughausdirektion weiter, die sich bereits am 21. März 1861 wegen der Lieferung der Pistolen an den Gewehrfabrikanten Crause in Herzberg wandte. Dieser übernahm den Auftrag.
Zwischenzeitlich aber hatte man sich im Kriegskollegium Gedanken über eine Kalibereinheitlichkeit bei allen braunschweigischen Handfeuerwaffen gemacht. Da das zu den Versuchen herangezogene Pistolenmuster aber mit einem Kaliber von 13,2 mm von demjenigen der Infanteriegewehre und Karabiner (15,43 mm) abwich, erfolgte am 4. Mai 1861 der Befehl an die Zeughausdirektion, bei Crause in Herzberg Kobenpistolen im Kaliber der Infanteriegewehre zu beschaffen. Daraufhin wurde aus Herzberg offensichtlich eine entsprechende Musterwaffe geliefert, denn ein Hauptmann Eberling von der Artillerie meldete am 17. August 1861 an die Zeughausdirektion, dass die Zündnadel-Kolbenpistole auf das Kaliber der Zündnadelgewehre gebracht sei.
Auf der Basis dieser Musterpistole lieferte die Gewehrfabrik Herzberg nun bis zum 22. August 1862 300 Zündnadel-Kolbenpistolen zu je 9 Thalern 15 Groschen. Zusammen mit 200 Kolben und 300 Reservezündnadeln kassierte Crause einschließlich der Revisionskosten für die Waffen 3391 Thaler 20 Groschen. Die zweite und abschließende Lieferung an Zündnadel-Kolbenpistolen im Umfang von 330 Stück inklusive Zubehör zum Gesamtpreis von 3776 Thaler 5 Groschen erfolgte am 23. März 1863. Vertragsgemäß hatte Crause damit 400 Zündnadelpistolen mit Kolben und 230 Pistolen ohne Kolben geliefert.