Die Bayerische Wallbüchse 1831-60


Geschichte


Die urtümlich anmutenden schweren bayerischen Wallbüchsen waren für die Bewaffnung der Festungen bestimmt. Mit ihrer großen Reichweite und präzisen Schussleistung – die Visierschussweite betrug zunächst 600 Schritt – sollten sie den Beschuss von Zielen erlauben, die außerhalb der Reichweite der normalen Handfeuerwaffen lagen.

Nachdem man 1830 feststellte, dass von den vorhandenen veralteten 800 Wallflinten nur noch einige hundert durch Reparatur in einen einigermaßen brauchbaren Zustand würde überführen können, wurde beschlossen 200 bis 300 neue Wallbüchsen anfertigen zu lassen.

Es wurde beschlossen, einige neue Büchsen mit Perkussionsschloss herzustellen. So wurden zwecks Prüfung sieben Büchsen zur Festung Landau geschickt. Nach vergleichenden Versuchen und diversen Änderungen wurde die neue Wallbüchse am 11. September 1832 genehmigt und gesiegelt. Sie erhielt die Bezeichnung „Wallbüchse nach dem Modell vom Jahre 1831“. Sie wird wie folgt beschrieben: Länge 1275 mm, Lauflänge 908,9 mm, Gewicht 11,41 kg. Perkussionsschloss mit deutschem Stecher, Herstellersignat „AMBERG“ mit Jahr im Halbkreis über der Krone auf dem flachen, bündig im Holz liegenden, grau eingesetzten Schlossblech. Der brünierte Achtkantlauf wird nach vorn stärker; die Dralllänge beträgt 1830 mm, das Kaliber 22,2 mm; auf dem Pulversack oben sind das „GF“ im Oval, die Krone im Kasten und ein Revisionsstempel; der Lauf ist mit zwei Ösen und zwei Schiebern im Schaft festgelegt; ein Dachkorn aus Messing und ein Visier sind in den Lauf eingeschoben und damit seitlich regulierbar, die Kimme im Visiersockel ist für 200 Schritt Schussentfernung eingerichtet, zwei Klappen für 300 und 400 Schritt sind vor dem Stöckel, zwei Klappen für 500 und 600 Schritt hinter dem Stöckel aufstellbar. Der halbe Schaft endet vorn mit einem schweren Kopfbund, der vom vorderen der beiden Schieber gehalten wird; er hat eine Backe, einen Kugelkasten und etwa 85 mm Senkung. Die Teile der Garnitur sind aus Eisen und grau eingesetzt. Ein Abzugsbügel mit geschwungener Fingerauflage ist vorn mit einer Schraube zum Abzugsblech, hinten mit einer Holzschraube festgelegt. Der ganz in Holz eingelassene Ladestock mit Handgriff wurde getrennt mitgeführt. Als weitere Zubehör gab es eine eigene Kugelform, Lademaß, Kugelbohrer, Wischer, Ladehammer, Pflaster-Haueisen, Schraubenzieher und ein Etui für die Zündhütchen. Die Rundkugeln wurden gepflastert geladen.

Der Bedarf betrug für die sieben festen Plätze 514 Wallbüchsen. Da 52 Wallbüchsen als Reserve in die Zeughäuser kommen sollten und 288 schon vorhanden waren, mussten noch mindestens 278 Stück angefertigt werden.

1842 wurden an den Wallbüchsen am Schaft, Schloss (mit hinten rund endendem Schlossblech) und an den Garniturteilen. Diese neuen Büchsen werden heute als „Wallbüchse 1842“ bezeichnet.

1860 wurde für diese Wallbüchsen 1831-60 und 1842-60 ein neues, nach dem Podewil`schen System konstruiertes Geschoss eingeführt, mit dem wesentlich weiter und präziser geschossen werden konnte. Die Büchsen erhielten dazu eine nach Podewils abgeänderte Schwanzschraube und ein neues Visier; Kimme für 300 Schritt, Kimme bei senkrechtstehender Klappe für 200 Schritt; bei senkrechtstehender Klappe ist ein Visierschieber auf Teilungen von 400 bis 1200 Schritt einstellbar; eine Kimme in der Oberkante der aufgestellten Klappe für 1400 Schritt eingerichtet. Das ab 1860 für die aptierten Wallbüchsen bestimmte, gegossene zylindroogivale Expansionsgeschoss nach Podewils hat 22 mm Durchmesser, eine Hohlkehle und eine konische Vertiefung in der Bodenfläche, das Geschoss wiegt 101,7 g, die Ladung betrug 7,656g.

Am 16.10.1861 waren 657 „abgeänderte Wallbüchsen“ also „Wallbüchsen 1831-60“ und „Wallbüchsen 1842-60“ vorhanden, und sämtliche Plätze waren im Besitz ihres Sollstandes.

Bayern verkaufte mit Genehmigung des Kriegsministeriums vom 6.10.1877 seine Wallbüchsen mit Zubehör für 8 Mark je Stück, 1000 Patronen mit Zündhütchen für 36 Mark.

Geschichte Techn. Daten Bestempelung Literatur Zum Anfang