Die Selbstladepistole CZ 27


Geschichte


Im II.Weltkrieg griffen die deutschen Streitkräfte gern auf Waffen zurück, welche in etablierten Firmen in den besetzen Gebieten schon vor Kriegsbeginn hergestellt worden waren.

In der Ceská Zbrojovka in Strakonice wurde ab 1927 eine Pistole gefertigt, welche in der damaligen Tschechoslowakei als CZ27 bezeichnet wurde. Unter der deutschen Benennung Pistole Mod.27 sollte diese Faustfeuerwaffe die Fremdwaffe werden, die in der größten Stückzahl bei Wehrmacht, SS, Polizei und Organisation Todt Verwendung fand.

Geschichtlicher Hintergrund

Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages mussten viele der deutschen Waffenfirmen zumindest Teile ihre Produktionsanlagen abgeben – so auch die Firma Mauser in Oberndorf/Neckar. Die Neuordnung Europas nach dem I.Weltkrieg hatte die Tschechoslowakei entstehen lassen. Der junge Staat strebte als äußeres Zeichen seiner Souveränität sogleich nach einer Armee: ihm kam dabei sehr gelegen, dass die Oberndorfer Weltfirma hochwertige Maschinen verkaufen musste.

Bereits 1919 wurde daher die Ceská Zbrojovka („Tschechische Waffenfabrik“) aufgebaut, wobei man nicht allein Maschinen von Mauser erhielt sondern mit diesen auch Arbeitskräfte, die diese bedienen konnten.

Unter den in die Tschechoslowakei abgewanderten Mauser-Mitarbeitern befand sich auch der Ingenieur Josef Nickl, welcher bereits in Oberndorf mit verriegelten Taschenpistolen experimentiert hatte. Erste Versuchsstücke waren bereits bei Mauser gefertigt worden, doch erst in Strakonice entstand daraus die ‚Nickl-Pistole’ im Kaliber 9mm Nickl, die in Form der CZ22 dann zur Serienreife gelangte. Änderungen und Verbesserungen führten dann zunächst zur CZ24, die als tschechische Militär- und Polizeipistole im – gängigeren – Kaliber 9mm Browning kurz in großer Stückzahl gefertigt (eine Pistole von 1937 trägt die Seriennummer 190.483) und nach der Besetzung auch von deutschen Kontingenten als Pistole Mod.24(t) verwendet wurde.

Die hier vorgestellte CZ27 ist eine vereinfachte Weiterentwicklung der CZ24, bei der das Kaliber auf 7.65mm Browning reduziert und auf die formschlüssige Verrieglung verzichtet wurde. Beide Pistolen waren nebeneinander in der Produktion. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei wurde die Fertigung der CZ24 jedoch bald zugunsten der alleinigen Herstellung der CZ27 eingestellt.

Varianten

Bei einer Fertigungszeit von rund 20 Jahren und verschiedenen Auftraggebern – nicht zu vergessen die besondere Situation eines Weltkrieges – sind Abarten des Modelles zu erwarten.

Die ersten Stücke aus tschechischer Fertigung haben keine Beschriftung auf der linken Schlittenseite; auf der Oberseite des Verschlussstückes liest man Ceská Zbrojovka A.S.Praze. Auf dem Griffstück links gibt eine Jahreszahl die Entstehung an. Die Griffraster sind nur bei der Vorkriegsvariante schräg eingefräst.

Unter deutscher Kontrolle ging die Fertigung wohl rasch weiter. Die Beschriftung auf der linken Schlittenseite liest sich nun ‚Pistole Modell 27’, während man oben auf dem Verschlussstück ‚Böhmische Waffenfabrik A.G. in Prag’ findet. Die Angabe der Jahreszahl entfiel, die 4 Griffraster sind ab jetzt immer vertikal eingefräst.

Nach allgemein vorgenommener Codierung von Kriegsgerät hat die zweite deutsche Variante eine leere Schlittenoberseite, links steht dafür ‚fnh Pistole Modell 27’.

Beide ‚deutschen’ Varianten tragen entweder den militärischen Abnahmestempel Adler 76 auf der rechten Griffstückseite oberhalb der Griffschale oder – erheblich seltener – den Polizeistempel Adler-K links auf dem Abzugsbügel. Zivile Stücke sind sehr selten.

Nach dem II.Weltkrieg bauten die Tschechen die CZ27 zunächst aus vorhandenen Einzelteilen weiter, so dass man Pistolen mit ‚fnh’-Beschriftung und tschechischem Beschusszeichen mit Jahreszahl findet – 1.tschechische Nachkriegsvariante.

Die zweite tschechische Nachkriegsvariante hat eine leere linke Schlittenseite, obenauf liest man aber wieder Ceská Zbrojovka A.S.Praze.

Die dritte tschechische Version nach dem Krieg trägt nun linksseitig die Kaliberbezeichnung ‚Kal. 7,65’ und oben auf dem Verschlussstück wieder Ceská Zbrojovka A.S.Praze.

Bei der letzten Varianten findet man links auf dem Verschlussstück Ceská Zbrojovka Narodni Podnik (= ‚volkseigener Betrieb’) und die Kaliberangabe im Kreis.

Die Produktion ging bis etwa 1950, als die CZ27 in der VZOR50 eine Nachfolgerin mit Spannabzug fand.

Stückzahlen

Wenn man spekuliert, dass eine kontinuierliche Nummerierung durchgeführt wurde, kommt man auf diese Zahlen:

1) tschechische Vorkriegsfertigung - ca. 20.000

2) deutsche Kriegsfertigung - ca. 480.000

3) tschechische Nachkriegsfertigung - ca. 120.000

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