Preußisches Zündnadelgewehr M/41


Geschichte


Die Entwicklung des preußischen Zündnadelgewehrs ist aufs engste mit seinem Konstrukteur Nikolaus Dreyse verbunden . 1787 in Sömmerda geboren, kam dieser 1809 als Schlossergeselle auf

Johann Nikolaus DreyseWanderschaft in die Fabrik von Samuel Pauly in Paris., Dieser arbeitete gerade an der Entwicklung eines kriegsbrauchbaren Hinterladers, für dessen Entwicklung Napoleon Bonaparte einen Preis ausgesetzt hatte. Hier lernte Dreyse auch chemische Knallpräparate kennen und die langjährige Beschäftigung mit dieser Materie führte nach seiner Rückkehr in die Heimat Sömmerda im Jahre 1814 zur Gründung einer Zündhütchenfabrik. Schließlich war gerade eben die neu aufgekommene Perkussionszündung dabei, den Waffenmarkt zu revolutionieren und das Geschäft mit den dazu notwendigen Zündhütchen versprach Aussicht auf nicht unerheblichen Gewinn.

In dieser Fabrik ist auch die Idee zur Nadelzündung entstanden. Bereits 1827 legte Dreyse einen Vorderlader mit Nadelzündung vor und entwickelte 1828 eine Einheitspatrone, die zum erstenmal Zündmittel, Treibmittel und Geschoss enthielt. Konsequente Entwicklungs- und Konstruktionsarbeit mit dem System der Nadelzündung führte schließlich zu einem Militärhinterladergewehr, welches von 1839 bis 1840 bei verschiedenen preußischen Truppenteilen erprobt wurde. Endlich befahl der preußische König am 4. Dezember 1840 die Anfertigung von zunächst 60.000 Zündnadelgewehren mit entsprechender Munition. Die Produktion dieser zum Staatsgeheimnis erklärten und mit der Tarnbezeichnung „leichtes Perkussionsgewehr M/41“ versehenen Waffen begann im Herbst 1841 in der neu errichteten Fabrik von Dreyse in Sömmerda. Die fertigen Gewehre wurden zunächst in das Berliner Zeughaus eingelagert, dann aber wegen der revolutionären Ereignisse 1848 in Baden und Sachsen an die Füsilier-Bataillone der preußischen Linienregimenter ausgegeben .

Das hier vorgestellte Zündnadelgewehr M/41 ist im Unterschied zu den in den ersten Jahren bis ca. 1847 gefertigten Waffen mit drei Modifikationen versehen worden: Die offensichtlichste und auf einen Blick erkennbare Änderung betrifft den Abzugsbügel - die bisher an seiner Handauflage vorhandene schneckenförmige Aufrollung fehlt. Wohl gleichzeitig mit der Einführung der Patrone M/47 mit Spitzgeschoss erhielten die Zündnadelgewehre eine andere, insgesamt höhere Visierung: die größere der beiden beweglichen Klappen bekam anstelle des bisherigen Lochvisiers einen segment- oder halbmondförmigen Durchbruch, was eine deutliche Steigerung des Visierbereichs auf 700 Schritt mit sich brachte. Die letzte Änderung betraf die Bajonetthalterung, die von nun an für ein Tüllenbajonett mit Sperrring nach französischem Vorbild ausgelegt war. Die bisher verwendete, löffelartige Feder, die man vom Vorgängermodell M 1839 übernommen hatte, hatte sich nicht bewährt .

Nach einem auf den Patentrechten Dreyses basierenden Vertrag aus dem Jahre 1849 mit dem preußischen Kriegsministerium hatte sich dieser zunächst die Alleinherstellung seiner Gewehre ausbedungen. Da seine Fabrik aber bei weitem nicht in der Lage war, den inzwischen notwendigen Bedarf an Zündnadelwaffen zu decken, willigte Dreyse schließlich ein, daß die staatlichen Gewehrfabriken Danzig und Saarn die Produktion ebenfalls aufnahmen. Die unter privater Leitung der Gebrüder Schickler operierende Gewehrfabrik in Potsdam-Spandau aber war, weil eben privat und nicht staatlich, von diesen Lizenzverträgen ausgenommen, obwohl nach Beendigung der Perkussionierungsarbeiten an den Gewehren M 1809/12 und der Neufertigung der Gewehre M 1839 die Fabrik faktisch ohne Aufträge war. Dies führte letztendlich zur Kündigung der seit 1723 bestehenden Verträge mit der Gewehrfabrik, in der Folge aber auch dazu, daß nun auch die zwischenzeitlich ganz nach Spandau verlegte, nunmehr staatliche Fabrik ab 1852 mit der Fertigung von Zündnadelwaffen nach dem System Dreyse beginnen konnte .

Es wurden verhältnismäßig große Mengen gefertigt; beim Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges 1870 befanden sich 359951 Zündnadelgewehre M/41 bei der Truppe und 88559 in den Artilleriedepots. Nach Abschluß der Mobilmachung (Ende Juli 1870) befanden sich noch 65999 Gewehre in den Artilleriedepots. Das Zündnadelgewehr M/41 wurde nach und nach durch das verbesserte Zündnadelgewehr M/62 abgelöst.

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