Die Bayerische Kolbenpistole M 1864
Geschichte
Text: Udo Lander
Schon kurz nach der allgemeinen Übernahme des Perkussionssystems und der Beendigung der entsprechenden Aptierungsmaßnahmen machte sich bei den führenden Militärmächten der Wunsch nach präziseren und technisch moderneren Waffen breit. Gezogene Waffen, aber auch immer mehr aufkommende Waffen mit diversen Hinterladekonstruktionen waren Grundlage dieser Wünsche. Die während des Krimkrieges 1853/56 gemachten Erfahrungen, aber auch das seit 1848 bekannt gewordene Geheimnis um das preußische Zündnadelgewehr brachten die Militärs allenthalben in Zugzwang, dem sich auch Bayern nicht entziehen konnte.
Dort hatte man 1858 das gezogene Vorderladersystem Podewils im süddeutschen Konventionskaliber 13,9mm für die Infanterie eingeführt, und so war es nur folgerichtig, dass man versuchte, dieses System auch auf die Waffen der Kavallerie zu übertragen.
Zwar versuchte man am Anfang aus Ersparnisgründen, die vorhandenen Perkussionspistolen mit gezogenen Läufen zu versehen, diese sogar mit einem Anschlagkolben nach badischem oder hannoverschem Vorbild auszurüsten, doch führte dieser Weg nicht zum gewünschten Ziel. Dies insbesondere deswegen, weil die runde Kolbenkappe der herkömmlichen Perkussionspistolen die sichere Fixierung eines Anschlagkolbens nach Meinung der bayerischen Techniker nicht zuließ. So erhielt die Gewehrfabrik Amberg im Jahre 1864 den Auftrag zur Abfertigung von 100 Kolbenpistolen nach vorgegebenem Muster, von denen zur praktischen Erprobung durch die Truppe jeweils 50 Pistolen an das 1. und das 2. Cjevaulegers-Regiment abgegeben werden sollten. Zu einer Einführung dieses Waffentyps kam es aber nicht mehr, die Pistole M/69 System Werder warf bereits ihre Schatten voraus.
102 Stück von der Gewehrfabrik für diese Truppenversuche angefertigte Pistolen in der Art des Gewehrs M 1858 Podewils sind schließlich im Dezember 1873 von der Inspektion der Artillerie und des Trains als überzählig und zum Verkauf gemeldet worden.