Badischer Kavalleriekarabiner M 1816
Geschichte
Text: Udo Lander
Nach dem Ende der leidvollen und verlustreichen Kriegszeit der napoleonischen Ära bemühte sich Baden, seine arg mitgenommene Armee wieder auf einen normalen Ausrüstungsstand zu bringen.
Um die in der langen Kriegszeit durch chronischen Mangel an Waffen und den daraus resultierenden Zwang zur provisorischen Abhilfe entstandene Bewaffnungsvielfalt und Uneinheitlichkeit zu beenden, entwickelte man in der badischen Gewehrfabrik St.Blasien im Schwarzwald analog dem System des Infanteriegewehrs M 1813 neben einer Kavalleriepistole auch einen Karabiner für die badische Reiterei, die beide ab 1816 in die Truppe eingeführt wurden.
Die seit 1803 verwendeten Karabiner aus der Fertigung der Gewehrfabrik Pistor in Schmalkalden sind vermutlich schon ab 1812, mit dem Ende des Russlandfeldzuges, sicherlich aber ab Februar 1813 ausgemustert worden, da in diesem Jahr eine stattliche Lieferung von ehemals in Lüttich gefertigten Pistolen über die französische Manufaktur Mutzig in Baden eintrafen, deren Kaliber von 17,5mm von demjenigen der Pistor-Karabiner erheblich abwich, so dass bei Beibehaltung der Karabiner M 1803 die Reiter mit zweierlei Munition hätten ausgestattet werden müssen. Zu beachten ist auch der Umstand, dass die Pistor-Karabiner einen angelenkten, also fest mit der Waffe verbundenen Ladestock hatten, der somit zum Laden von Pistolen nicht verwendet werden konnte, so dass man davon ausgehen kann, dass die badische Reiterei in der Zweit zwischen 1803 und 1813 Pistolen mit eigenen Ladestöcken geführt hat. Ob es sich um Pistolen M an 13 französischer Herkunft oder um solche aus Pistor’scher Produktion gehandelt hat, geht aus den Akten leider nicht hervor.
Wie der Ersatz für die ab 1813 ausgemusterten Karabiner ausgesehen hat, lässt sich aus den vorhandenen Archivalien leider nicht mehr erkennen, doch kann man annehmen, dass die badische Reiterei von den verbündeten Franzosen analog den Verfahren bei der Infanterie die in den Feldzügen 18105 und 1809 erbeuteten österreichischen Karabiner M 1798 erhalten hat, deren Kaliber von 17,6mm dem französischen nahezu entsprach.
Diese Annahme ist umso wahrscheinlicher, als die in St. Blasien gefertigten neuen Karabiner dem österreichischen Modell in vielen Details entsprechen. So stimmt der Winkel zwischen Schaft und Kolben sowie die Kolbenform des badischen Karabiners exakt mit seinem österreichischen Pendant überein. Weiterhin besitzt der badische Karabiner wie sein Vorbild keine Ladestocknut, was bedeutete, dass der Ladestock separat am Bandelier getragen werden musste. Darüber hinaus ist anzumerken, dass der Karabiner aus St.Blasien wie sein österreichisches Vorbild einen bis an die Mündung reichenden Vorderschaft und einen doppelbündigen Laufring aus Messing besaß, welcher formgleich mit dem österreichischen Muster war.
Erst im Jahre 1838 sind die Karabiner aus St.Blasien in den Karlsruher Zeughauswerktstätten abgeändert worden: Sie erhielten einen Halbschaft und eine bessere Befestigungsart für den Abzug, die sogenannte „neue Stifteinrichtung“.
Dies geschah vermutlich in Anlehnung an französische und von dort inspirierte württembergische Waffenmuster, denn die Franzosen ebenso, wie die Württemberger hatten bereits 1816 bzw. 1825 Karabiner mit Halbschaft eingeführt, die Baden als Vorbild gedient haben mögen.
Die zur Halbschäftung umgebauten Karabiner M 1816 aus St. Blasien wurden schließlich in den 1840er-Jahren auf das Perkussionssystem umgeändert, ab 1853 nach Reorganisation der badischen Armee mit Einführung der Kolbenpistole M 1853 bei der Reiterei ausgemustert und an die Artillerie-Brigade weitergegeben, wo sie erst 1867 durch den Zündnadelkarabiner M/57 endgültig verdrängt wurden.
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