Der Jägerstutzen M1854 System Lorenz


Geschichte


1854 führte Österreich ein neues Infanteriegewehr mit gezogenem Lauf und dem damals kleinen Kaliber 13,9 mm ein. Es verschoss ein sogenanntes „Kompressionsgeschoss“ mit zwei tiefen Einschnitten im Schaft. Das Geschoss wurde beim Schuss von hinten her zusammengepresst, also „komprimiert“. Dadurch wurde es kürzer und zugleich stärker in die Züge gepresst.

Der Entwurf geht zurück auf den Werkmeister Josef Lorenz (1814-1879), welcher wegen seiner Leistungen bezüglich der Einführung von Kompressionsgeschossen zum Ober-Werkführer befördert worden war. Auf Grund der Verleihung des Ordens der Eisernen Krone III. Klasse im Mai 1861 wurde er von Kaiser Franz-Josef I. in den erblichen Ritterstand erhoben.

Es wurde aber nicht nur ein Infanteriegewehr eingeführt sondern eine ganze Modellreihe auf dieser Basis eingeführt. Für alle wurde die gleiche Patrone mit einer Pulverladung von 4 Gramm Pulver eingesetzt. Das Geschoss hatte eine Durchmesser von 13,7 und eine Länge von 25 mm. Beim Abfeuern in Folge der Kompression vergrößerte sich der Geschossdurchmesser im Führungsteil bis auf max. 14,3 mm und die Länge des Projektils schrumpfte um 2 bis 3 Millimeter.

Die Lorenz-Waffenfamilie bestand aus folgenden Modellen (in Klammer die Bezeichnung aus dem Leitfaden von 1859):

Infanteriegewehr M/1854 Nr. 1 (Infanteriegewehr mit Stöckelabsehen) Für die Masse der Infanterie.

Infanteriegewehr M/1854 Nr. 2 (Infanteriegewehr mit Federabsehen) Für die Unteroffiziere und die Schützen im dritten Glied, welche eine besondere Ausbildung im Präzisionsschießen erhalten hatten.

Dornstutzen M/54 (Stutzen mit Dorn) Für die das dritte Glied der Jägerbataillone.

Jägerstutzen M/54 (Stutzen ohne Dorn oder Jägerstutzen) Für die ersten beiden Glieder der Jägerbataillone.

Extra-Corps-Gewehr M/54 (Corpsgewehr) Für die Gendarmerie, die Pioniere und die Sanitätstruppen.

Später wurde für die Kavallerie noch die Kavalleriepistole M/1862 eingeführt.

1863 wurde das Infanteriegewehr M/54 Nr. 2 zum Einheitsmodell für die Infanterie erklärt. Das Modell Nr. 1 wurde ausgemustert. Auch die Jägerbewaffnung wurde geändert. Im selben Jahr wurden nun auch Expansionsgeschosse anstatt der bisherigen Kompressionsgeschosse für Gewehr, Stutzen und Pistole eingeführt.

Jägerstutzen M/54

Bei den Jägern waren anfangs zwei Stutzen eingeführt; der normale Stutzen mit einem dänischen Kreisbogenvisier bis 1000 Schritt für das erste und zweite Glied und der Dornstutzen mit einem solchen Visier bis 1200 Schritt für das dritte Glied. Außer dem durch das Dornsystem bedingten, aber äußerlich nicht sichtbaren Unterschied der Schwanzschraube hatten beide in der Größe unterschiedliche sogenannte dänische Bogen- oder Schlittenaufsätze.

Im Jahr 1863 entfiel der Dorn und die Stutzen wurden als solche mit kleinem und großen Visieraufsatz eigeteilt. Nach Einführung des Expansionsgeschosses erhielten beide Stutzen die Einteilung bis 1200 Schritt.

Die äußere Konstruktion des Stutzens lehnte sich ziemlich eng an die bisher überbrachte ; der achtkantige, vorn auf die Dillenlänge abgedrehten Lauf war wie bisher ohne Laufringe nur mit Schiebern mit dem Schaft verbunden; die Montierung war in Eisen ausgeführt. Das Haubajonett hatte Sperringpflanzung, doch lag der sperrende Ring nicht wie beim Infanterie-Bajonett in der Mitte, sondern am Ende der Dille, um diese auch als Handgriff fassen zu können; infolge dessen konnte auch nicht das Korn als Haft dienen, sondern war ein solcher seitwärts am Lauf angebracht.

Der Ladestock wurde nach alter Art am Riemen getragen, hatte an einem Ende einen in der Form des Geschosses ausgehölten Setzer mit Innengewinde zum Einschrauben eines Kugelziehers, Wichers oder Raumeisen und am anderen Ende einen hölzernen Knopf als Handhabe.

Das zugehörige Bajonett ist ein Haubajonett mit Sperringpflanzung.



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