Steinschlosspistole von Pfeuffer in Oberndorf
Geschichte
Im Jahre 1806 wurde im Württemberg beschlossen, eine eigene Gewehrfabrik zu errichten. Man baute zu diesem Zweck im Hüttenwerk Christophsthal bei Freudenstadt eine Rohrschmiede, eine Bohrmühle nebst Schleifwerk, eine Gewehrschlossschmiede, eine Bajonettschmiede, eine Ladestockschmiede und eine Klingenschmiede und begann mit der Herstellung. Die in Christophsthal geschmiedeten Teile wurden nach Ludwigsburg gebracht und in einer dort eingerichteten Abteilung zu fertigen Waffen zusammengesetzt. Schon nach wenigen Jahren ergab sich die dringende Notwendigkeit, die bisher getrennten Fertigungsstellen an einem Ort und unter einer Verwaltung zusammenzulegen. Der Staatsrat und Oberst Karl Friedrich von Kerner wurde beauftragt, einen hierfür geeigneten Ort ausfindig zu machen. Nach längeren Studienreisen schlug er dem König vor, die Gewehrfabrik nach Oberndorf am Neckar zu verlegen. Ein im Jahre 1805 säkularisiertes Augustinerkloster mit Nebengebäuden und genügender Wasserkraft in unmittelbarer Nähe schien für die Zwecke einer Gewehrfabrik besonders geeignet zu sein. Gemäß dem Vorschlag des Obersten von Kerner genehmigte König Friedrich am 31 Juli 1811 die Errichtung der königlichen Gewehrfabrik in Oberndorf. Die Fertigungsstätten in Christophsthal und Ludwigsburg wurden geschlossen. Schon im Laufe des Jahres 1812 war in einzelnen Teilen des Werkes der Betrieb aufgenommen worden, am 6. November 1812 waren die Arbeiten so weit fortgeschritten, dass das ganze Unternehmen in Betrieb gesetzt werden konnte.
Die Leitung hatte, nachdem Oberbüchsenmacher Eichhorn, welcher die Fabrik funktionstüchtig gemacht hatte und nach Ludwigsburg zurückgegangen war, Gewehrfabrik-Inspektor Franz Ulrich. Er wurde am 28. Februar 1771 in Schwyz geboren, erlernte das Büchsenmacher-Handwerk, heiratete und hatte drei Töchter. Vor seiner Zeit in Oberndorf war er in Bern als Büchsenmacher tätig. (Bei den älteren Waffen ist der Name ULRICH auf dem Lauf eingeschlagen.) Die Ära Ulrich dauerte nicht sehr lange, schon 1816 wurde er wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten suspendiert. Er wurde zwar später rehabilitiert aber nicht mehr in der Fabrik beschäftigt, sondern mit einer Abfindung entlassen. Franz Ulrich führte dann bis zu seinem Tod am 9. Mai 1845 in Stuttgart, Eberhardstrasse 57, ein Waffengeschäft.
Nach Ulrich übernahm der Oberbüchsenmacher Buschmann die technische Leitung der Fabrik. Mitte 1818 wurde der am 4. Januar 1786 in Suhl geborene Johann Valtentin Pfeuffer, welcher zuvor von König Friedrich als Hofbüchsenmacher ernannt wurde als Fabrik-Obermeister angestellt.
Die für Ulrich erbaute Privatwerkstätte konnten auch seine Nachfolger benutzen. Die Chronik berichtete: Vom 1. Juli 1824 an wurden die Werkstätten, welche inzwischen von dem Obermeister zur Fertigung von Luxus- resp. Zivilwaffen auf seine Rechnung benutzt werden durfte, von der Fabrik übernommen und als sogenannte Galanterie-Werkstätte eingerichtet.
Im Militär-Almanach von 1825 ist vermerkt: Die Galanterie-Werkstätte ist verpachtet, (gegenwärtig an den Fabrik-Obermeister, Hofbüchsenmacher Pfeiffer), steht jedoch unter der Ober-Aufsicht des Verwalters.
1835 ging Valentin Pfeuffer aus gesundheitlichen Gründen zurück nach Stuttgart, wo er das Haus Hospitalstraße 10 erwarb. Hier lebte und arbeitete Pfeuffer mit seinem Sohn Christian Friedrich Wilhelm, bis dieser 1863 sein Amt als Hofbüchsenmacher übernahm. Valentin Pfeuffer starb am 18. August 1869 in Stuttgart.
Die hier vorgestellte Pistole wurde in der sogenannten Galanterie-Werkstätte in der Zeit als Valentin Pfeuffer in Oberndorf wirkte hergestellt. Sie stammt aus der Sammlung Frey, welche am 27.05.2020 bei Hermann Historica in München Versteigert wurde.