Preußische Husarenpistole 1742 aus dem Regiment von Billerbeck


Geschichte


Unter Friedrich dem Großen führte jeder Husar einen Säbel, einen Karabiner und zwei glatte Pistolen, die vorne am Sattel in den Holstern getragen wurden. Die Bosniaken dagegen hatten Säbel, Lanze aber nur eine Pistole, welche nicht im Holster sondern am über die Schulter gelegten breiten Bandelier hängend getragen wurde.

Bedingt durch das Anwachsen der Husarentruppe nach dem Regierungsantritt Friedrichs des Großen und die damit verbundene Notwendigkeit, die neuen Regimenter zu bewaffnen, entstand ein Bedarf von ca. 20 000 Pistolen für die Erstausrüstung der neuen Husaren-Regimenter. Reckendorf geht nach seinen Berechnungen von einer Gesamtfertigung von 30 000 Stück über die gesamte Produktionszeit bis 1789 aus. Der erste Auftrag von 1000 Stück dieser neuen Husarenpistole wurde schon 1742 an die preußische Gewehrfabrik in Potsdam vergeben.

Nach Hassenstein, der sich 1940 noch auf Originalprotokolle beziehen konnte, schreibt der König am 20. 8. 1742 an die Kaufleute Splitgerber & Daum auf deren Anfrage vom 18. desgleichen Monats:

„wegen der bestellten 1000 preußischen Husaren-Pistohlen zur Resolution, daß solche nicht nach dem vorigen deinen sondern itzigen ordinairen Dragoner Calibre gemachet“.

Auf Grund dieses Schreibens wurde dem neuen Pistolenmodell das Kaliber des Dragonergewehres M 1726 von rund 17 mm zu Grunde gelegt und somit, wenn auch nur in begrenztem Maße, eine gewisse Kalibervereinheitlichung innerhalb der Kavallerie erreicht. In der neueren Literatur wurde das Datum dieses Briefes als Einführungsjahr bewertet und da die neue Pistole zuerst für die Husaren vorgesehen war entstand die Bezeichnung Husarenpistole M 1742.

Die Abmessungen der neuen Pistole änderten sich nicht und entsprachen denen des früheren Modells (M 1731), während sich jedoch das Aussehen veränderte. Die Schaftverschneidungen waren jetzt nicht mehr rautenförmig, sondern rund ausgearbeitet, die Ladestockröhrchen sind nun zylindrisch geformt und haben an den Enden Querprofile. Die Schlange hat jetzt keine abgeschrägten Kanten mehr und ist nun mit drei Schrauben gehalten, bündig im Schaft verlegt. Die Kolbenkappe sowie der jetzt eckige Kopf des Messingnagels zeigten eingefeilte Ornamente, die jeweils von oben und unten aus der Mitte in die Sporne der Kolbenkappe auslaufen. Der Abzugsbügel ist nicht mehr glatt, er hat jetzt zwei Längseinfeilungen, die links und rechts auf der Schrägkante verlaufen. Der vordere Teil des Abzugsbügels besitzt auf der Oberseite leichte Auskehlungen und eingefeilte Querstriche. Die besondere Eigenart dieser Pistole ist der in der Kolbenkappe vernietete Eisenkolben mit einem Ring, der zur Befestigung der Waffe mit einem Riemchen am Halfter oder Handgelenk gedient hat. So konnte der Husar nach dem Schuss, die Pistole fallen lassen und ohne Verzögerung zum Säbel greifen. Bei den Bosniaken dagegen wurde, wie schon oben erwähnt, die Pistole hängend am Bandelier getragen.

Die Schäfte der Husarenpistole M 1742 bestanden hauptsächlich aus Nussbaum es gab aber auch vereinzelt Ahorn- oder Buchenholzschäfte. Die Hauptmenge der Pistolen wurde in der Gewehrfabrik Potsdam-Spandau gefertigt, kleinere Lieferungen kamen laut Reckendorf auch aus den Fabriken in Lüttich, Suhl und Zella.

Die hier vorgestellte Husaren-Pistole M 1742 mit den Abmessungen:

Gesamtlänge: 562 mm

Lauflänge: 365 mm

Schlosslänge: 140 mm

Kaliber des glatten Laufes: 17,4 mm

Gewicht: 1411 g

entspricht im Wesentlichen dem oben beschriebenen Modell. Das Schlossblech ist mit dem Schriftzug "POTZDAM MAGAZ" mit dem größeren P und auf der abgeschrägten Schlossunterkante mit „S et D“ für Splitgerber und Daum signiert. Das Daumenblech trägt das Monogramm Friedrich des Großen "FR". Die Pistole dürfte also nach 1745 und vor 1786 hergestellt worden sein. Wann und wo die Pistole verwendet wurde gibt uns die bei diesen Pistolen im allgemeinen nicht übliche Laufsignatur Auskunft.

Der Lauf ist mit: "- Esqu. Reg. v. Billerbeck" beschriftet. Was man als Esquadron Regiment von Billerbeck deuten kann. Die Nummer der Eskadron ist leider nicht mehr erkennbar oder war nie vorhanden.

Wenn man in der Geschichte der preußischen Husaren-Regimenter sucht, wird man bei dem Namen von Billerbeck fündig. Beim siebten Husaren-Regiment war von 1746 bis 1753 ein gewisser Oberst Heinrich Wilhelm von Billerbeck Chef des Regiments.

Wer war nun dieser Heinrich Wilhelm von Billerbeck?

Hier sein Lebenslauf: Er wurde am 8. März in Warnitz (Pommern) geboren. Sein Vater war Anto Christoph von Billerbeck, Erbherr auf Warnitz und preußischer Cornet (das war im 17. Und 18. Jahrhundert die Bezeichnung für den jüngsten Offizier einer Eskadron, welcher während der Schlacht und zur Parade die Cornette, die Standarte der Eskadron führte). Seine Mutter war Esther von Steinwehr.

Heinrich Wilhelm von Billerbeck war seit 1755 mit Johanna Juliane Luise von Schöning (* 23. Juni 1727; † 31. August 1789) verheiratet und hatte Kinder. Seine Söhne Anton Ernst Wilhelm und Otto Ernst Heinrich erbten nach seinem Tode das Gut Warnitz. Seine Tochter Marianne Luise Tugendreich (* 1763; † 1840) heiratete 1791 Richard Ehrenreich von Schöning (* 1747; † 1806).

Heinrich Wilhelm von Billerbeck begann seine Husaren-Laufbahn bei dem Leibhusaren-Regiment Nr. 2 und avancierte hier seit der Stiftung des Regiments (1733) bis zum Jahre 1746 zum Oberst-Leutnant, worauf er in demselben Jahre als Oberst das Husaren-Regiment Nr. 7 erhielt. Da seine Zeit im Regiment (1746 - 1753) genau zwischen dem zweiten Schlesischen Krieg und dem Siebenjährigen Krieg lag, nahm er somit an keinen Kampfhandlungen teil. Er widmete sich daher der Friedensaubildung, nahm Aufgrund seines Alters im August 1753 seinen Abschied und zog sich auf sein Gut Warnitz zurück. Dort verstarb er am 18. März 1775.

Das Husaren-Regiment Nr. 7 in welchem von Billerbeck diente wurde 1743 in Pommern, 10 Eskadrons stark, errichtet und erhielt als Stamm eine Eskadron des Husaren-Regiments Nr. 5. Es wurde hauptsächlich durch Ungarn vollzählig gemacht und 1744 nach Böhmen verlegt. Wegen ihrer gelben Dolmans wurde das Regiment auch „Gelbes Husaren-Regiment“ genannt.

Die Chefs des Regiments waren:

1744 - 1746 Oberst Peter von Dieury (Später Generalmajor)

1746 - 1753 Oberst Heinrich Wilhelm von Billerbeck

1753 - 1775 Oberst Paul Joseph Malachow von Malachowsky

1775 - 1792 Oberst Adolf Detlof von Usedom (Später Generalleutnant )

1792 - 1796 Oberst Friedrich Ludwig von der Trenck

1796 – 1806 Generalleutnant Georg Ludwig Egidius von Köhler (später General der Kavallerie)

Das Regiment hatte an folgenden bedeutenden Schlachten des großen Königs seinen Anteil:

Im zweiten Schlesischen Krieg 1744 - 1745

Im Siebenjährigen Krieg 1756 – 1763

Im vierten Krieg gegen Österreich 1778 – 1779

Im Feldzug 1794

Im Jahre 1806 kämpfte das Regiment unter Rüchel bei Jena, unter Blücher in Lübeck und Kapitulierte am 7. November bei Ratekau und Krempelsdorf, je eine Eskadron bei Lüneburg am 11. November und Boitzenburg am 12. November. Drei Eskadron und das Depot erreichten Ostpreußen und gingen im 4. Husaren-Regiment auf.

Die vorgestellte Pistole wurde in der Zeit von 1744 bis 1753 als Heinrich Wilhelm von Billerbeck Chef des 7. Husaren-Regiments war geführt. Nach der Etatstärke von 1743 bestand damals ein Husaren-Regiment aus 36 Offizieren und 1130 Mann. Wenn alle Pistolen des Regiments mit dem Namen von Billerbeck graviert worden wären, kommen wir auf eine Zahl von zusammen 2260 Pistolen. Ob der Nachfolger von Billerbeck, der Oberst von Malachowsky welcher die Waffen von seinem Vorgänger übernehmen musste den Schriftzug abschleifen ließ, oder ob durch den folgenden Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) die Verluste so hoch waren, dass nur wenige Pistolen überlebten wissen wir nicht. Da aber außer der hier vorgestellten Pistole offensichtlich kein weiteres Exemplar mit dem obigen Schriftzug auf dem Lauf überlebt hat, sind wohl beiden Möglichkeiten wahrscheinlich.

Fazit: Pistolen aus der Regierungszeit von Friedrich dem Großen sind im originalen Erhaltungszustand schon relativ selten, aber Pistolen mit Regimentsbezeichnungen sind kaum erhalten geblieben.



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