Ein Repetiergewehr nach dem System Schulhof I mit Kolbenmagazin und Abzugsdrücker.


Geschichte


Als in Europa die Hinterlader mit Metallpatronen Ende der 1860, Anfang der 1870ger Jahre eingeführt wurden, existierten bereits erprobte Repetiergewehre. Schon im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) wurden auf Seiten der Nordstaaten bei einzelnen Bataillonen und später auch bei ganzen Brigaden Spencer-Repetierkarabiner und Winchester-Gewehre eingesetzt. Auch im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurden gegen Ende auf der republikanischen Seite der Franzosen neben allen möglichen Waffen auch Spencer-Karabiner und Winchester-Gewehre, welche aus USA importiert wurden mehr oder weniger erfolgreich eingesetzt. Dies beeindruckte die meisten Staaten nicht, lediglich die Schweiz nahm schon 1867 ein Modell mit Zylinderverschluss und Röhrenmagazin im Schaft unter dem Lauf an.

Erst der Einsatz von Repetierwaffen im Russisch-Türkischen Krieg 1877/78 erregte die Aufmerksamkeit der Militärstaaten. Dort waren Teile der Armee Osman Paschas bei der Verteidigung von Plewna, und zwar die Redoutenbesatzungen außer mit den Peabody-Martini-Gewehren noch mit Winchester-Karabinern bewaffnet. Die Truppen waren instruiert, die Winchester-Waffen als Nahwaffe und die Peabody- Einzellader-Gewehre zum Feuer auf weite Entfernungen zu gebrauchen. Waren die Russen und Rumänen auf 100 Meter an die Werke herangekommen, legten die Türken die Peabody-Gewehre zur Seite und griffen zum Repetier-Karabiner. Sie entwickelten nun ein so rasantes Feuer, dass nach Verschießen von einer Magazinladung die Russen meist in Ihrem Angriff erlahmten. Die Verluste steigerten sich so bis auf 43 Prozent. Der Legende nach hätte dies wohl dazu beigetragen die Einführung von Magazingewehren zu beschleunigen. Nach neuesten Forschungen von Dr. Storz stimmt dies nur bedingt, die Türken überschütteten zwar die angreifenden Russen mit einem Hagel von Geschossen, aber nicht mit Winchester-Gewehren, sondern mit ihren Peabody-Einzelladern. Mit den Winchestern waren nur einzelne Offiziere bewaffnet.

Wie dem auch sei, die Einführung von Mehrladern wurde nun beschleunigt. So legten mehrere Konstrukteure die verschiedensten Modelle von Repetiergewehren vor. Einer von ihnen war Josef Schulhof aus Österreich.

Biographie des Erfinders Josef Schulhof:

Josef Schulhof, geboren im Jahre 1824 in Dolni Ksalana bei Jicin in der Tschechoslowakei, ging mit 14 Jahren nach Ungarn. Durch Selbststudium bildete er sich auf technischem und landwirtschaftlichem Gebiet weiter. Er wurde Bauleiter bei Bahnbauten in Böhmen und Mähren und nahm 1849-51 bereits als selbständiger Bauunternehmer am Bau der Semmering-Bahn teil. Anschließend pachtete er ein Gut und setzte dort als technische Pioniertat einen von ihm adaptierten "Fowler'schen Dampfpflug" ein. Schließlich wurde er Generalinspektor und Generalpächter der Esterházyschen Domänen in Ungarn, die er zum Teil erfolgreich weiter verpachtete.

Anschließend ließ sich Schulhof in Wien nieder und widmete sich der Konstruktion technischer Neuerungen. So ließ er sich einen transportablen Röhrenbrunnen patentieren und entwickelte zusammen mit Salomon Bauer eine Luftlokomotive. Später widmete sich Schulhof, der seit den 1870er Jahren Mitglied des Wiener Schützenvereins war und dort das Pistolenschießen eingeführt hatte, der Konstruktion von Schusswaffen. Zu seinen patentierten Erfindungen gehören neben dem transportablen Röhrenbrunnen, das Repetiergewehr System Schulhof mit Kolbenverschluss und einem im Kolben untergebrachten Magazin, das Repetiergewehr mit Geradezug-Zylinderverschluss und Trommelmagazin und eine Scheibenpistole. Seit 1870 lebte er der Wallnerstraße 13 in Wien. Seine bekannteste Erfindung, welche nach ihm benannt wurde, war eine Scheibenpistole. Ohne einen durchgreifenden Erfolg seiner Konstruktion erreicht zu haben, verstarb er am 11. Juni 1890 in Hietzing bei Wien.

Seine Patente

Josef Schulhof hat was die Entwicklung von Waffen betrifft neben den österreichischen Privilegien auch folgend Patente beim Deutschen Reichs-Patentamt angemeldet:

DRP 23402 vom 9. April 1882

Josef Schulhof in Wien - Repetirgewehr mit Cylinderverschluss und im Kolben liegendem Magazin. (Schulhof I)

DRP 26490 vom 9. April 1882

Josef Schulhof in Wien - Repetirvorrichtung für Gewehre mit Cylinderverschluss und im Kolben liegendem Magazin. (Schulhof I)

DRP 29474 vom 13. April 1883

Josef Schulhof in Wien - Repetirvorrichtung für Gewehre mit Cylinderverschluss und Kolbenmagazin. (Schulhof I)

DRP 30563 vom 3. Januar 1884

Josef Schulhof in Wien - Neuerung an Repetirgewehren. (Schulhof II )

DRP 31393 vom 24. April 1884

Josef Schulhof in Wien - Feuerwaffe mit Cylinderverschluss und Kolbenmagazin. (Pistole)

DRP 38884 vom 30. Mai 1886

Frau Franziska Schulhof in Wien - Patronen-Magazin für Schnellader

DRP 42852 vom 26. Juli 1887

Josef Schulhof in Wien - Patronen-Magazin für Schnellader

DRP 46189 vom 25. Mai 1888

Josef Schulhof in Wien - Cylinder-Verschluss für Feuerwaffen, welcher durch einen Abzughebel bewegt wird.

DRP 48103 vom 13. Dezember 1888

Josef Schulhof in Wien -Cylinderverschluss für Handfeuerwaffen, welcher durch einen Drückerhebel bewegt wird.

DRP 48912 vom 19. Februar 1889

Josef Schulhof in Wien - Neuerung an trommelförmigen Magazingewehren.

Die Repetiervorrichtungen für Gewehre mit Zylinderverschluss und im Kolben liegendem Magazinen sind die wohl bekanntesten Systeme von Schulhof und werden in der zeitgenössischen Literatur als System Schulhof I und Schulhof II beschrieben. Seine Erfindung war für den Umbau der Armeehinterlader mit drehbarem Zylinderverschluss wie zum Beispiel Mauser, Berdan, Vetterli und Gras bestimmt. In einer Abhandlung des Erfinders über den angestrebten Zweck seiner Konstruktion und über die Repetier-Gewehrfrage schreibt er folgendes:

„Es kam mir besonders darauf an, ein Repetier-Gewehr zu konstruieren, dessen Form von dem bisher im Gebrauch befindlichen Einzellader nicht abweicht, und dessen Handhabung mit derjenigen dieser letzteren Gewehre möglichst übereinstimmen. Der Übergang zu einer neuen Bewaffnung würde sich daher ohne neues zeitraubendes Exerzitium der mit dem Einzellader ausgebildeten Mannschaften vollziehen lassen.“

System Schulhof I M/82

(In Österreich mit Privilegiennummer 32/2272 vom 14. März 1882 patentiert)

(Im Deutschen Reich: DRP 23402 vom 9. April 1882, DRP 26490 vom 9. April 1882, DRP 29474 vom 13. April 1883)

Der Erfinder beabsichtigte nach eigenen Angaben mit dieser Konstruktion folgendes zu erreichen:

1. Großes Fassungsvermögen des Magazins.

2. Leichtes und gleichzeitiges Füllen sämtlicher Patronen.

3. Führung der Patronen aus dem Magazin ohne Hilfe von Spiralfedern, welche die Geschosse der einen Patrone auf die Zündhütchen der vorliegenden pressen.

Der Kolben des Modell I von 1882, enthält drei hintereinanderliegende kastenförmige Patronenmagazine, die durch zwei Querstege getrennt sind. Im ersten Magazin befinden sich vier Patronen, im zweiten fünf, im dritten sechs, insgesamt also fünfzehn Patronen. Vier Patronen können in die Verbindungsröhre gelegt und eine kann in den Lauf geschoben werden, so dass das völlig geladene Gewehr zwanzig Patronen enthalten kann. Das Patronenmagazin ist durch einen Deckel mit Scharnier an der linken Seite des Kolbens zu verschließen. Beim Laden werden zuerst der Deckel des Patronenmagazins geöffnet und vier Patronen in die Röhre gelegt, davon eine in den löffelförmigen Zubringer. Alle drei Magazine werden auf einmal geladen, indem ein Pappkarton von der gleichen Form und Größe wie das Magazin auf das Magazin gelegt und der Deckel abgerissen wird; dabei fallen die Patronen in die Magazinfächer. Werden keine Patronen in die Röhre gelegt, so muss der Verschluss insgesamt viermal geöffnet und verriegelt werden. Aus dem Magazin fallen die Patronen durch ihr Eigengewicht in die Röhre und werden von dort durch den mit dem Verschluss gekoppelten Mechanismus zum Zubringer geschoben.

Der Mechanismus wird in der zeitgenössischen Literatur (Die Repetir-Gewehre – Ihre Geschichte, Entwicklung, Einrichtung und Leistungsfähigkeit, Band 2, Darmstadt, 1886 ohne Nennung des Autors) wie folgt beschrieben:

Die Vorwärtsbewegung der Patronen aus dem Magazin durch das Verbindungsrohr findet auf folgende Art statt:

An der unteren Seite des Kolbens und seines Halses ist eine Nut eingeschnitten. In derselben befindet sich eine Holschiene, die sich von dem Verschlussgehäuse bis zur Kolbenspitze, bzw. zum untersten Punkt des Kolbenblechs erstreckt. Dieselbe hat im hinteren Teil einen habkreisförmigen Querschnitt, nach vorne geht die Schiene in eine geschlossene Röhre über. Die Patronen aus den Magazin-Ausschachtungen fallen in den rückwärtigen Teil der Hohlschiene. Die rechte Seite derselben ist mit einer Nut zur Aufnahme der Zugstange versehen, welche die Patronen des Magazins vorwärts zu bewegen hat.

Die stählerne Zugstange besitzt mit gleichem Abstand 6 Federn, die an ihren Schweifen mit einer Schraube befestigt sind. Die an den freien Enden bemerkbaren Vorsprünge sind die Vermittler der Vorwärtsbewegung der Patronen. An dem anderen Ende der Zugstange ist das Gleitstück mit einer Schraube befestigt, welche durch eine Feder aufwärts gedrückt wird. Sein Kopf ist mit einem kreisförmigen Loch zur Verbindung mit dem Verschluss versehen, von welchem die Zugstange ihre Bewegung erhält.

Auf der linken Seite der Hohlschiene sind 5 Federn zu bemerken, welche gleichfalls Vorsprünge tragen. Dieselben haben die Bestimmung, die vorbewegten Patronen in ihrer Lage zu erhalten und an einer Rückwärtsbewegung zu hindern, wenn die Zugstange zum Heranholen einer neuen Patrone wieder zurückgeht. Bei der Vorbewegung derselben werden die linksseitigen Krallen durch den Rand der Patrone zurückgedrückt. Beim Zurückführen der Zugstange gleiten die in derselben angebrachten Vorsprünge an den Patronen entlang und werden durch den Rand nach außen gedrängt. Nachdem sie den letzten passiert haben, springen die Ansätze wieder in das Innere der Schiene ein und schieben beim Vorführen der Zugstange die Patronen um eine ihrer Längen vor.

Das Verschlussgehäuse zeigt in der Patroneneinlage einen Ausschnitt für den löffelförmigen Zubringer, dessen unter ihm lagernde Feder in beständig aufwärts drückt. Eine zweite Feder ragt mit einem nach hinten zu abgeschrägten Haken in die Bohrung des Löffels. Derselbe wird von der vordersten Patrone des Magazins durch ihre Vorwärtsbewegung niedergedrückt und springt dann, nachdem der Patronenrand darüber hinweggeglitten ist, wieder in das Innere des Löffels vor. Hierdurch wird das Zurückfallen der Patrone, wenn sich der Löffel hebt, verhindert. Das Herabsinken derselben und damit die Spannung seiner Feder werden durch die Vorbewegung der vordersten Patrone des Magazins bewirkt. Da diese Patrone oben an den Verschlusskolben stößt, so wird der Löffel in seiner abwärts gesenkten Lage erhalten, bis das Gewehr geöffnet wird, worauf dann der Zubringer steigt und die Patrone in eine geeignete Lage zur Bewegungslinie des Verschlusses bringt. Beim Verschließen führt sodann der Verschlusskopf die Patrone in ihr Lager im Lauf.

Bemerkenswert ist, dass das Abdrücken der Waffe nicht wie bei den bisherigen Handfeuerwaffen durch den Zeigefinger, sondern durch den Daumen, ähnlich wie bei System Pieri erfolgt. (Die Einführung des Abdrückens mit dem Daumen wurde damit begründet, dass dieser von der Hand an meisten unabhängige Finger nicht zu derartigen Verreissungen der Waffe Anlass gäbe, wie die bisherige Art des Abfeuerns.) Der Abzug befindet sich bei dem Schulhof-Gewehr oberhalb des Kolbenhalses an der rechten Seite des Kreuzteils des Verschlussgehäuses. Seine Teile sind: Stollen und Druckstück mit Feder. Der erstere ist mit dem Druckstück fest verbunden, das mit einem rechtwinkligen Aufbug und rechts seitlich sitzenden Knopfs endigt. Durch Druck auf den letzteren senkt sich das Druckstück mit dem Stollen um sein vorne befindliches Pivot (Drehsockel), wodurch das Losgehen des Schusses bewirkt wird.

Die Sicherung besteht aus einem kleine Hebel, dessen Knopf unter das Druckstück geschoben wird, das hierdurch in seiner Stellung festgehalten wird.

Um eine bequeme Auflagefläche für die vier Finger der rechten Hand im Anschlag zu haben, ist an der unteren Fläche der das Abzugsblech ersetzenden Hohlschiene ein kleiner gerippter Bügel angebracht.

Die Verbindung der Zugstange mit dem Verschluss wird durch einen federnden Hebel hergestellt, welcher an einem nach rechts vorspringenden Ansatz des Verschlusskopfes sich befindet. Die Zugstange endigt, wie erwähnt, vorne mit einem Gleitstück, dass rechts der Patroneneinlage in einem Schlitz des Gehäuses bewegbar ist. Der Hebel springt nach innen zu mit einem Stift vor, der in das kreisförmige Loch des Gleitstücks der Zugstange passt. Wird der Hebel nach unten gedreht, dann tritt sein Stift in das Loch des Gleitstücks, und die Verbindung der Zugstange mit dem Verschlusskopf ist hergestellt, der ihr eine Rückwärts-, bzw. Vorwärtsbewegung beim Öffnen, bzw. Schließen erteilt. Die Waffe wirkt nunmehr als Repetierer. Soll das Gewehr als Einzellader gebraucht werden, dann drückt der Soldat den Hebel bei geschlossener Waffe etwas nach außen und dreht ihn dann aufwärts. Sein Stift tritt aus dem Loch des Gleitstücks und legt sich in einen entsprechenden Ausschnitt des Ansatzes vom Verschlusskopf. Die Verbindung desselben mit der Zugstange ist dadurch aufgehoben, die Waffe wirkt als Einlader.

Die Fachwelt war nicht so begeistert, besonders wurden der Daumenabzug und das Klappern der Patronen im Magazinkasten kritisiert.

Zum Daumenabzug:

„Der Unterschied zwischen dem Repetiergewehr und dem früheren Einzellader ist unserer Ansicht nach ein so bedeutender, dass man einen etwaigen Übergang zu ersterem System nicht durch eine nebensächliche, aber von der bisherigen Art gänzlich abweichende Methode des Abdrückens erschweren sollte.

Auch kann es bei vorliegender Konstruktion leicht vorkommen, dass der Soldat, wenn er das Schließen der Waffe rasch und ungeschickt ausführt, mit dem Handballen den Abzug früher in Tätigkeit setzt, als er will, wodurch dann nur Versager entstehen. Außerdem ist der Abzug bei seiner Lage oben auf dem Kolbenhals nicht so gegen zufällige Stöße etc. geschützt, wie unsere jetzigen Abzüge.“

Und zum Klappern der Patronen im Patronenkasten:

„Es muss darauf Rücksicht genommen werden, das bei teilweise verschossenem Magazin das Gewehr in sehr verschiedene Lagen gebracht werden kann, die Patronen ich dann umstürzen und in den meisten Fällen die weitere Funktion des Mechanismus unmöglich machen können. – Bei solchen Störungen wird man das Magazin öffnen und die Patronen wieder neu ordnen müssen, um nach einigen Schüssen dieselbe Arbeit zu wiederholen. Auch die Art, wie das Magazin gefüllt wird, für den Militärdienst sehr ungeeignet. Das unnatürliche Halten des Gewehrs, der Deckel und endlich das Ordnen der Patronen heben die Vorteile des Repetiergewehres auf.“

Schulhof berücksichtige bei der Konstruktion seines verbesserten 2. Modells unter anderem auch die oben genannten Kritikpunkte.

System Schulhof II M/83

(DRP 30563 vom 3. Januar 1884)

Im Jahre 1883 konstruierte Schulhof ein verbesserde Modell seines Mehrladegewehrs, das Modell II. Es entstand aus dem ersten Privilegiengesuch vom 14. März 1882. Schulhof beseitigte daran alle Federn an der Zubringerstange, durch Anwendung eines eigenen Patronentransporter (Zubringer-Schnellers) statt des bisherigen federnden Zubringers und durch Anbringung einer Führung der Patronen im Magazin Kasten. Die Magazinkapazität wurde auf zehn Patronen reduziert, Röhre und der Patronenkasten fassen nun jeweils fünf Patronen. Die Ladeöffnung mit Deckel bleibt wie bisher auf der linken Seite des Kolbens. Durch einen gefederten Scherendrücker im Magazin wurden die eingelegten Patronen positioniert. Damit wurde der Nachteil des Modell I beseitigt, dass Patronen bei teilweise gefülltem Magazin durch jede Bewegung des Gewehrs hin und her geworfen werden konnten.

Gleichzeitig wendete Schulhof bei diesem II. Modell einen Drehkolbenverschluss an, bei welchem das Spannen der Spiralfeder durch das Schließen des Verschlusses bewerkstelligt wurde. Vergleichbar ist diese Spannungsart des Verschlusses mit dem des Gendarmerie Karabiner System Fruhwirth an dem die OEWG bereits einen Schließungsspanner angefertigt hatte. Statt des Daumenabzugs des 1. Modells, welcher sich nicht bewährt hatte, wurde wieder einen normalen Drücker mit Abzugsbügel verwendet.

Zum Laden des Magazins wurde bei geschlossenem Verschluss der Kolben Magazins Deckel geöffnet und es wurden zunächst fünf Patronen in das unterhalb des Kolbenhals befindlichen Magazins Rohr geschoben. Dabei musste darauf geachtet werden, dass die fünf Patronen gut nach vorne geschoben wurden, damit die erste Patrone an ihre richtige Stelle gelangt. Bei offenem Verschluss konnten nur vier Patronen in den im Kolbenhals liegenden Teil des Magazins Rohr eingeschoben werden.

Nachdem das Magazins Rohr gefüllt war, legt man noch weitere fünf Patronen in den Magazins Kasten so ein, dass diese mit ihren Patronenwülsten hinter der Führungsschiene lagen. Werden diese fünf Patronen nicht exakt eingelegt, konnte der Deckel des Magazins Kasten nicht geschlossen werden.

Beim Laden des Magazins bei offenem Verschluss, legt man die zehnte Patrone in den Laderaum, schließt den Verschluss und kann dadurch noch eine elfte Patrone in das Magazin einlegen. Wurde das Magazin bei geschlossenem Verschluss mit zehn Patronen gefüllt, so kann man die elfte Patrone noch dadurch einführen, dass man durch eine ganze Bewegung des Verschlusses – bei eingeschalteter Repetition – eine Patrone des Magazins in den Laderaum befördert, wodurch im Kolben Magazin Raum für die elfte Patrone geschaffen wurde.

Ist die Repetiereinrichtung eingeschaltet, so wird beim Öffnen des Verschlusses die am Boden des Magazins Rohr liegende Repetierstange mitgenommen, dadurch dreht sich zuerst die Zugstange im Magazin nach links, geht dann zurück, die leere Hülse wird extrahiert und im letzten Momente der Bewegung wird die vorderste Patrone aus dem Magazins Rohr in den Laderaum geschnellt.

Beim Schließen des Verschlusses dreht sich zuerst die Zugstange nach rechts, die Ansätze der Zugstange greifen hinter die Patronenböden und schieben die Patronen um eine Patronenlänge vor, worauf diese aus dem Magazins Kasten in das Magazins Rohr gelangen. Ist der Verschluss dann geschlossen befindet sich eine Patrone im Patronenlager und somit kann der Schuss abgegeben werden.

Versuche:

Schulhof bot verschiedenen Staaten sein System zur Umrüstung ihrer Einzellader in Mehrlader an. Es wurden Versuche in Serbien, wo das Gewehr unmittelbar vor der Annahme gestanden hatte, in Österreich und den Niederlanden (5. Mai bis 22, Juni 1885) durchgeführt. Bei allen bekannten Versuchen wurde immer das 2. Modell verwendet.

Im Deutschland ließ er wohl nach seinem ersten Modell er ein Infanteriegewehr anfertigen, welches für die deutsche Mauserpatrone M/71 eingerichtet war und legte dieses dem Kriegsministerium Erprobung vor. Dies wünschte einige Veränderungen, sodass er dann sein zweites Modells vorstellte. Mit diesem wurden dann wohl Versuche im Rahmen der Entwicklung des Infanteriegewehrs M 71/84 durchgeführt, sind aber nicht dokumentiert. Es spricht wohl einiges dafür, zumal im bayrischen Armee Museum und in der WTS in Koblenz je ein Exemplar des Modells Schulhof II mit dem Herstellungsjahr 1884 und deutschen Abnahmestempeln vorhanden ist.

Versuche in Österreich:

Die bekanntesten und gut dokumentierten Versuche wurden in Österreich durchgeführt.

Am 21. April 1886 hatte Ing. Josef Schulhof, wohnhaft in der Wallnergasse 43 in Wien, dem TaMK (Technisch-administratives Militär-Komitee) drei Waffen vorgelegt, und zwar:

1.) Ein für die Gewehrpatrone M. 1877 (Werndlpatrone) eingerichtetes Repetiergewehr mit Geradezugverschluss und Mittel Schaft Trommel Magazin,

2.) ein für die Karabinerpatrone M. 1882 konstruiertes Gewehr mit einem Zylinderverschluss und einem Magazin im Kolben (Schulhof II),

3.) eine 8 mm Repetierpistole, deren Mechanismus im Prinzip jenem Gewehr mit Kolben Magazin gleich war.

Von diesen drei Vorlagen wurde nur das System mit Geradezugverschluss und Mittel Schaft Trommel Magazin programmmäßig Erprobt. Die beiden anderen Waffen wurden nach kurzer Vorführung in Anwesenheit von Ing. Schulhof von ihm zurückgezogen, nachdem sich gravierende Mängel gezeigt hatten.

Zu einem Truppenversuch kam es nach dem 26. Juni 1886 auf Grund des Auftrages vom RKM (Reichskriegsministerium Wien) an das TaMK (Technisch-administratives Militär-Komitee), ein Erprobung Programm zusammen zu stellen. Die Erprobung viel negativ aus.

Ein zweiter Erprobungsversuch mit einem verbesserten Trommel Magazin startete das RKM (Reichskriegsministerium Wien) mit Erlass vom 3. Juli 1886 und wurde von der Armee Schützenschule am 16. und 17. Juli 1886 durchgeführt. Es zeigte sich, dass die Neuvorlage im Vergleich zur Ersterprobung keinerlei nennenswerte Vorteile ergab.

Das RKM richtete am 2. November 1886 an Ing. Schulhof einen ablehnenden Bescheid, dass auf Grund der Mängel, welche die Armee Schützenschule bei der zweiten Vorlage des Gewehrs festgestellt hat, sein Gewehr „nicht als entfernte Kriegswaffe qualifiziert werden könnte“.

Schulhof gab nicht auf, verbesserte sein Mittel Schaft Trommel Magazin und verkleinerte das Kaliber auf 8 mm.

Bei dem hier vorliegenden Versuchsgewehr handelt es sich um ein deutsches Infanteriegewehr, im Kaliber der deutschen Mauserpatrone M/71 11x60R welches auf das System SCHULHOF I mit Kolbenmagazin umgebaut (neu gefertigt wurde) wurde. Visierung und Beschläge wurden vom Infanteriegewehr M/71 übernommen. Der Verschluss ist eine Mischung zwischen Mauser 71 und Schulhofverschluss. Lauf, Visier und Schloss tragen die Waffennummer 5697A. Beachtenswert das Fehlen eines Abzugsbügels mit Abzug. Bei der Draufsicht im Bild 8, ist gegenüber dem Sicherungsflügel der Abzugsdrücker erkennbar. Angefertigt wurde es wie aus der Gravur ersichtlich in der Waffenfabrik der Gebrüder MAUSER in Oberndorf. Da Abnahme und Beschusszeichen fehlen, dürfte es sich wohl um eine Musterwaffe gehandelt haben.

Da die wenigen bekannten Exemplare fast alle dem Modell Schulhof II entsprechen, dürfte das hier beschrieben Modell Schulhof I, zumal es aus der Fabrik der GEBR. MAUSER & Co OBERNDORF stammt extrem selten sein.


Kolbenmagazin geöffnet mit umgeklappten Absperrungen. Darunter Pappkarton mit Patronen gefüllt.


Geschichte Techn. Daten Bestempelung Literatur Zum Anfang