Württembergischer Infanteriesäbel aus dem Regiment General von Spiznas (1752-1758)
Geschichte
Die Einführung des Infanteriesäbels in Preußen. - Der preußische König Friedrich Wilhelm I. (1713-1740), auch Soldatenkönig genannt führte im Jahre 1715 den Säbel als Seitenwaffe bei der Infanterie ein. Er löste den langen Degen mit zweischneidiger Klinge ab, welcher bis dahin von den preußischen Fußsoldaten getragen wurde. Die Offiziere trugen dagegen weiterhin den Degen. Der Infanteriesäbel M 1715, in der Literatur auch „Infanteriesäbel alter Art“ oder auch als „Infanteriesäbel mit Stichblatt“ bezeichnet besitzt ein gegossenes Messinggefäß. Es gliedert sich in beiderseits mit Stichblättern versehene Parierstange mit gerundetem einfachem Griffbügel, geschwellter, gewundener Hülse und kugeligem Knauf mit Aufsatz. Anfangs war quartseitig noch ein Daumenring angebracht, welcher später entfernt bzw. bei späteren Neufertigungen ganz weggelassen wurde. Die schwach gekrümmte Montmorency-Klinge (mit Züge und Hohlkehlen) war ursprünglich 76 cm lang, sie wurde 1744 auf Befehl Friedrich des Großen um 6 Zoll (ca. 15 cm) gekürzt. Bei einer Klingenlänge von 60 cm war nun die Gesamtlänge etwa 76 cm. Erst hundert Jahre später erhält die preußische Infanterie ein neues Säbelmodel und zwar den Infanteriesäbel M 1816.
Die Einführung in Württemberg. - Dem Beispiel Preußens folgend wurde anfangs des 18. Jahrhunderts in den meisten deutschen Staaten Deutschlands der Säbel anstatt des Degens bei der Infanterie eingeführt, so auch in Württemberg. Das Jahr der Einführung in der württembergischen Armee gibt Gerd Maier mit 1752 an, die tatsächliche Einführung dürfte aber deutlich früher gewesen sein. So ist bei Stadlinger (Geschichte des Militärwesens in Württemberg, Stuttgart, 1856) ein Infanterist aus dem Jahr 1735 schon mit Säbel abgebildet, während bei Darstellungen aus 1716 noch der Degen zu sehen ist. Die ersten im Staatsarchiv Stuttgart nachweisbaren Rechnungen über Säbel datieren aus den Jahren 1754/55. So lieferte Johannes Eßer aus Hohenasperg 85 Füsilier- und 11 Grenadiersäbel, Johann Samuel Kohl aus Stuttgart 52 Grenadier-, 115 Füsilier- und 35 Unteroffiziersäbel und Johan Daniel Kunz aus Ludwigsburg 30 Grenadier- und 1 Füsiliersäbel. Da die gelieferten Stückzahlen doch recht bescheiden sind, deutet nichts auf eine Neubewaffnung hin. Es handelt sind hier wohl um Ergänzungslieferungen - die Einführung dürfte wohl deutlich gewesen früher sein. Auch unterschied man in Grenadier-, Füsilier- und Unteroffiziersäbel.
Herzog Carl Eugen (geb. 11. Februar 1728), der älteste Sohn Herzog Karl Alexanders weilte seit dem 16. Dezember 1741 zur Vollendung seiner Erziehung in Berlin. Aufgewachsen am Hofe Friedrichs des Großen, hatte er das preußische Militärsystem kennengelernt. Er war auf Betreiben des Königs durch kaiserliches Dekret vom 7. Januar 1744 für volljährig erklärt worden und übernahm als Sechzehnjähriger die Regierung. Während das Militär seither nach österreichischem Vorbild eingerichtet war, ließ der junge Herzog nach seiner Thronbesteigung die Regimenter nach preußischem Muster umwandeln. Obwohl er 1746 das preußische Reglement bei seinen Truppen einführte, übernahm er nicht das Modell des preußischen Infanteriesäbels M 1715, sondern orientierte sich anderweitig.
Es gibt nur wenige Infanteriesäbel aus dieser Zeit, welche eindeutig auf Grund ihrer Markierungen der herzoglichen Truppen zugeordnet werden können. Eines dieser Exemplare ist der hier beschriebene lange schwere Säbel mit muschelförmigem Gefäß aus Messing. Er trägt auf beiden Seiten der Klinge das württembergische Wappen und den Namen des Generalmajors von Spiznas. Ein weiteres Exemplar beschreibt Gerd Maier, welches den Namen Prinz Louis trägt. Bei der Datierung mit ca. 1795 liegt er allerdings nicht richtig, denn das Infanterie-Regiment Prinz Louis wurde schon 1744 gegründet und die Gravierung zeigt das herzogliche Wappen wie es vor 1789 geführt war. Die Einführung liegt demnach also deutlich vor 1795.
Beide Säbel sind bis auf die Inschrift auf der Klinge identisch. Das Gefäß mit dem muschelförmigen Handschutz und dem auf der Quartseite befindlichen Daumenring hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Bayerischen Grenadier-Säbel um 1720. Auch Sachsen und Baden hatten ähnliche Säbel eingeführt.
Auf einer Radierung aus dem Jahre 1770 ist ein herzoglicher württembergischer Gardesoldat abgebildet, welcher einen solchen Säbel trägt. Auch Knötel zeigt auf der Tafel 58 - Württemberg Garde zu Fuß 1808 (Band 10 Blatt 58) einen solchen Säbel, allerdings mit Eisenmontierung.
Württembergischer Infanterie- bzw. Grenadiersäbel. - Der hier vorgestellte Säbel aus der Zeit von Herzog Carl Eugens (reg.1744 1793) hat eine Gesamtlänge von 760 mm, eine Klingenlänge von 640 mm, Klingenbreite von 37 mm und eine Pfeilhöhe von 40 mm. Das Gewicht ohne Scheide beträgt 839 g.
Der rechtwinklig aufgebogene Griffbügel des Messinggefäßes ist hinter der belederten und mit gedrilltem Messingdraht umwickelten Hülse gerade und endet in einem Knopf. Terzseitig verbreitert sich ein Stichblatt muschelartig nach oben, um mit einer s-förmigen Spange in den Griffbügel zu münden. Die Parierstange hat zwei sogenannte nach unten gerichtete halbe Mitteleisen. An dem quartseitigen Mitteleisen ist ein Daumenring angelötet. Auf der der leicht gebogenen keilförmigen Klinge mit zwei Zügen ist sind beidseitig das herzogliche Wappen (wie es bis 1789 verwendet wurde) und darüber die Inschrift “G. V. SPIZNAS“ graviert. Die Waffennummer “509“ ist auf der Unterseite der Parierstange eingeschlagen. Die zugehörige messingbeschlagene Scheide fehlt.
Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) kommandierte er an Stelle des Herzogs Carl Eugen 1757 das nach Schlesien gesandte Hilfskorps, nahm am 22. November am Angriff auf Krittern und Kleinburg, sowie am 5. Dezember an der Schlacht bei Leuthen teil. Starb im Winterquartier am 22. März 1758 in Saaz (Böhmen) an einer Infektionskrankheit.
Seit 29. Januar 1732 war er vermählt mit Christiane Charlotte Friederike Freiin v. Pöllnitz, (geb. 12. Juni 1713 und † 31. März 1749 in Stuttgart), welche ihm 4 Söhne und 4 Töchter gebar.
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Die Abbildung um 1770 zeigt einen herzoglichen Gardesodaten, welcher den beschriebenen Säbel trägt. (Museum der Stadt Ludwigsburg)
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