Württembergischer Säbel für Infanterieoffiziere M 1817
Geschichte
1817 wurde ein neuer Säbel für die württembergischen Infanterieoffiziere eingeführt.
In der „Uniforms-Vorschrift“ von 1818 wird der Säbel der Infanterie-Offiziere wie folgt beschrieben:
Die Klinge ist etwas gekrümmt, 26 bis 28 Zoll lang, oben 1 Zoll i Linie breit. Das Gefäß von Stahl mit 1 Bügel, der Griff von schwarzem Ebenholz geriffelt, hat 1 runden Stahlkopfund ist unten mit einer Stahlzwinge eingefaßt. Die ganze Länge des Gefäßes samt Griff und Kappe ist 4 Zoll / Linien. Die Scheide ist von schwarzem Glanzleder, hat ein stählernes Ohrband mit einem Zapfen; die Länge des Ohrbandes ist 5 Zoll 4 Linien, das Mundstück von Stahl hat oben einen Boden auf dem Mundstück, das oben 3 Zoll 7 Linien lang ist, eine stählerne Eichel mittelst welcher der Säbel in die Kuppel eingehängt wird.
Es gibt zahlreiche Modifikationen, welche von Maier beschrieben werden:
Das eiserne Gefäß besitzt stete den gebogenen Griffbügel, der durch einen Zapfen im typischen, pilzförmigen Knauf gehalten wird. Kreuzweise geschnittenes Ebenholz bildet die Griffhülse, die stets in einem Griffring sitzt. Bisweilen ist eine Fingerschlaufe für den Zeigefinger vorhanden. Ordonnanzmäßig ist ein seitlicher Bügel vorhanden, doch kommen verschiedene Abarten vor: der einen Waffe fehlt jeder Terzbügel, bei anderen Exemplaren sind beide, nur der kleine oder der große Bügel vorhanden. Zudem gibt es noch Unterschiede in deren Befestigung (am Griffbügel angelötet oder -geschraubt; am Kreuzstück mit einem "Schwalbenschwanz" eingelassen oder/und angelötet).
Maße: 930/770/27/37 mm. Die Klingenlängen variieren an vorhandenen 0riginal8tück8n zwischen 675 und 832 mm, die Breiten zwischen 25 und 30 mm. Klingenschliff: beidseitige Hohlkehle, halbrunder Klingenrücken; Spitze meist in Pandurenform, selten Karpfenzungenspitze. Ordonnanzmäßig ist vorg88chrieben: ganze Länge 30 Zoll 8 Linien bis 32 Zoll 8 Linien; Klingenlänge 26 bis 28 Zoll; Klingenbreite 1 Zoll 1 Linie. Zur Lederscheide gehören zwei Eisengarnituren; der Tragehaken hat die Form einer Eichel. Später treten Stahlscheiden mit beweglichen Trageringen auf. Die Klingen stammen meist von Weyersberg oder Knecht und sind bisweilen mit dem Namen des Fourbisseurs versehen ("G.H. Kohl, Waffenfabricant in Stuttgart"), mit dem "W" König Wilhelms graviert oder auch auf ein Drittel gebläut und tief geätzt vergoldet.
Der Säbel wurde durch 1850 durch ein neues Modell ersetzt. So befahl der König am 16. Dezember 1850 mit Dekret an den Kriegsminister: “ Die Infanterieoffiziere erhalten statt des bisherigen Ordonnanz-Säbels einen stärkeren Säbel mit stählerner Scheide in der vorgeschlagene Art, welcher an einer Schleifkuppel getragen wird.“
Eine Variante dieses Säbels wurde von den Bataillonsadjutanten getragen. In Württemberg, wurden wie bei allen deutschen Staaten üblich, bis zum Jahr 1822 die Bataillonsadjutantenstellen mit Leutnants besetzt. Vom Jahre 1822 ab wurde diese Stelle nicht mehr durch Ober- oder Unterleutnants, sondern durch Unteroffiziere besetzt, welche eine besondere Klasse für sich bildeten. Ein Regiment mit 2 Bataillonen, das Bataillon zu 4 Kompanien hatte also zwei Bataillonsadjutanten pro Regiment.
In einem Bericht über das achte Armee-Corps des deutschen Bundesheeres aus dem Jahre 1840 wird die Uniform und Bewaffnung des württembergischen Bataillons-Adjutanten wie folgt beschrieben:
„Die Bataillons-Adjutanten haben einen Frack wie die Offiziere und Epaulettes mit silbernen Schuppen, die Schale von Tuch und mit silbernen Drahtkränzen und tragen Säbel wie die Offiziere.“
Dass die Bataillons-Adjutanten mit dem gleichen Säbelmodell wie die Offiziere bewaffnet waren beschreiben auch Fromm und Stadlinger. In der Allgemeinen Kriegs-Dienstordnung von 1832 hingegen wird ein eigenes Säbelmodell für die Bataillons-Adjutanten der Infanterie aufgeführt. Auch Reckendorf beschreibt und bildet ein solches Modell ab. Nach seinen Unterlagen wurden im Produktionsjahr 1842/43 in der Gewehrfabrik Oberndorf zwei Bataillonsadjutantensäbel gefertigt.
Die Stellen der Bataillonsadjutanten wurden von 1858 an wieder mit Offizieren besetzt. Die ausgemusterten Unteroffiziere durften wohl, falls sie nicht zu Leutnanten befördert wurden, ihre alten Säbel bis zu ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst weitertragen.
Württembergischer Oberfeldwebel (ehemaliger Bataillonsadjutant) mit dem Säbel für Infanterieoffiziere M 1817
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