Füsilier-Seitengewehr M / 60
Geschichte
Die offizielle Einführung des Füsilier-Seitengewehrs M/1860 erfolgte am 4. August 1860. Das Garde-Füsilier und die neu formierten Füsilierregimenter Nr. 33 bis Nr. 40 wurden mit dem Zündnadel-Füsiliergewehr Modell 1860 ausgestattet. Die Ausgabe des neuen Füsiliergewehrs erfolgte zuerst an das Garde-Füsilierregiment, dann an die übrigen Regimenter ( z. B. Füsilierregiment Nr. 36 am 30. September 1861 und am 1. November 1861 das Niederrheinische Füsilier-Regiment Nr. 39). Im Jahre 1867 erfolgte, infolge der Stiftung des Norddeutschen Bundes, eine Vermehrung der Preußischen Armee durch bisher nichtpreußische Kontingente deutscher Bundesstaaten sowie die Umwandlung der Regimenter Nr. 73, 80 und 86 in Füsilier-Regimenter.
Im Krieg wurde das Füsiliergewehr immer am Riemen getragen, bei ungeladener Waffe mit dem Kolben nach oben, bei geladener Waffe mit dem Kolben nach unten. Das Seitengewehr blieb in der Scheide und wurde nur auf Befehl aufgepflanzt.
Am 15. Juli 1870 hatten die Füsiliergewehre samt Haubajonett einen Gesamtbestand von 101865 Stück erreicht, von denen sich 55802 bei der Truppe und 46063 in den Artilleriedepots befanden. Die Produktion war bei der Mobilmachung zum Deutsch-Französischen Krieg bereits ausgelaufen, und aus den Gewehrfabriken kam nur noch ein Zugang von 21 Gewehren, so daß bis zum Jahre 1871 insgesamt 101886 Füsiliergewehre M/60 mit Seitengewehr hergestellt worden waren.
Nach 1871 wurden Gewehr und Seitengewehr durch das Modell 1871 abgelöst. Das aptierte Seitengewehr M/60 mit ausgebuchstem Parierstangenring (Verkleinerung der Bohrung für den Lauf durch Einsetzen einer Hülse) fand weiter Verwendung bei der Fußartillerie als "Artillerie-Seitengewehr M/71".
Ebenfalls wurde das See-Bataillon der Marine mit dem Füsilier-Gewehr M/60 mit Seitengewehr ausgerüstet. Es blieb jedoch die einzige Marine-Formation, die diese Waffe erhielt; aus Kostengründen, da das M/41 in der Beschaffung preiswerter war. König Wilhelm verfügte mit Befehl vom 6. Februar 1862: " Ferner bestimme Ich, daß das See-Bataillon mit dem Füsiliergewehr M/60 mit dem dazugehörigen Seiten-Gewehr bewaffnet werde..." Das See-Bataillon behielt diese Bewaffnung bis zur Übernahme des Modells 71/84 (Hirschfänger M/71).