Der Preußische Infanteriesäbel M 1816


Geschichte


Friedrich Wilhelm I. Unter Friedrich Wilhelm I. ( 1713 -1740 ) wurde für die Infanterie, mit Ausnahme einiger Regimenter, die den Degen beibehielten, ein kurzer Säbel mit Stichblatt eingeführt. Durch die Kombination Infanteriegewehr mit Bajonett verlor die Griffwaffe an Bedeutung für den Kampf. Da jedoch der Soldat nicht immer ein Gewehr trug und für bestimmte Zwecke im täglichen Leben eine Waffe mit Klinge sehr zweckmäßig war, außerdem eine Seitenwaffe als Zeichen des wehrhaften Mannes galt, wurden diese traditionellen Blankwaffen beibehalten. Mit einer kurzen Klinge war die Hiebwirkung gering. Deshalb wurde der Säbel bevorzugt. dessen gekrümmte Klinge durch Zug eine schneidende Wirkung erzielte. Diese, heute als "Infanteriesäbel M 1715" ( in alten Quellen auch als "Infanteriesäbel mit Stichblatt" oder "Infanteriesäbel alte Art" aufgeführt ) bezeichnete Seitenwaffe blieb von Modifikationen abgesehen, als Manschaftssäbel bis 1816 in der peußischen Armee.

Bis zur Gründung der Waffenfabriken Potsdam (1722) und Spandau (1733) kann jedoch noch nicht von einem einheitlichen Modell 1715 gesprochen werden, denn die ersten Säbel wurden noch in Einzelfertigung von verschiedenen Werkstätten hergestellt und zeigen geringe Abweichungen untereinander.

Das Messinggefäß des altpreußischen Säbels besteht aus getrennt gegossenen Teilen: dem ovalen Knauf mit rundem Nietkopf, der geschwellten Griffhülse mit nach rechts unten verlaufenden Windungen, welche oben und unten von im Guß imitierten Griffringen begrenzt wird, dem symetrischen, herzförmigen Stichblatt mit abwärts gebogener Parierstange und einem Daumenring. Die nur leicht gekrümmte Klinge besitzt dicht unterhalb des Rückens beidseitig eine bis zum Auflager durchgehende Hohlkehle. Die Spitze liegt im Rücken. Klingengravuren sind an den älteren Stücken wohl sehr selten gewesen, erst abder Regierungszeit Friedrichs II. erscheint auf den Klingen allgemein der gekrönte Mamenszug "FR", darüber hinaus oft die Zepter- oder Adlermarke und die Bezeichnung "POTZDAM". In der Regierungszeit Friedrich Wilhelms II. und Friedrich Wilhelms III. findet sich auf den Klingen eine "FWR" Chiffre, aber abweichend von denjenigen, die aus der Zeit Friedrich Wilhelms I. stammen.

Friedrich II  der GroßeUnter Friedrich II ( 1740 - 1786) kommt es zu folgenden Veränderungen: 1744 befiehld der König, daß die Klingen um 6 Zoll = 157 mm gekürzt werden. Die ursprüngliche Länge der Klingen betrug 2,5 Fuß = 785 mm. Wenn wir heute im allgemeinen noch kürzere Klingen antreffen, so liegt dies daran, daß bedingt durch die lange Tragezeit der Säbel, Abnutzungen insbesondere an der Spitze auftraten und die Klingen nachgeschliffen werden mußten.

Durch Verkürzung der Klinge war der massive Knauf als Gegengewicht für die Balance nicht mehr nötig, er wurde kleiner. Außerdem wurde die Wandung des Stichblattes reduziert. Da das Gewicht des Säbels, insbesondere durch das Verkürzung der Klinge abgenommen hat, braucht man auch den Daumenring nicht mehr. Er wurde abgeschliffen, bzw. bei der Neuproduktion nicht mehr berücksichtigt. Auch die Griffhülse wurde almählich schmaler, die stark hervortretende Reliefstruktur der Rillen reduziert. Die imitierten Griffringe wurden etwas höher und glatt, wenn man von der zur Griffmitte hin abschließenden obligatorischen Zierrille absieht. Außerdem verloren sie allmählich die zylindrische Form und wurden konisch, was in stärkerem Maße für den oberen Griffring galt.

Gegen Ende der 70er Jahre des 18. Jahrhunderts kam es zu einer weiteren Modifikation des Gefäßes wodurch ein neues, eigenständiges Muster entstand : der Knauf verlor seine annähernd runde Form, wurde immer mehr nach oben gestreckt, wodurch eine vasenförmige Gestalt entstand. Zugleich erfuhr der Vernietknopf eine Vergrößerung und Verlängerung, so daß eine Gesamtlänge bis zu 60 mm entstand, im Gegensatz zu den früheren Knäufen mit ca. 50mm Höhe. Außerdem wurde der Angeldurchlass unter dem Stichblatt zu einem bikonvexen Trichter erweitert. Schließlich verlor das Griffstück an Breite und wirkte gegen Ende des 18. Jahrhunderts eher zierlich.

Nachden Befreiungskriegen scheint es einen fließenden Übergang zum Nachfolgemodell M 1816 gegeben zu haben, da Realstücke existieren, bei denen Griffstück und Knauf schon in einem Stück gegossen sind, wioe es dann beim "Infanteriesäbel M 1816" üblich wird.

In den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts wurden die mit "FWR" gekennzeichneten Klingen wieder länger und erreichten bis zu 660 mm, was aber nicht generell für alle Infanterieklingen dieser Zeit gilt.

Die Klinge wurde in einer ledernen Scheide versorgt, Ort- und Mundblech waren durch das Leder fast völlig bedeckt. Lediglich der lange Tragehaken und der Knopf des Mundbleches waren sichtbar.

Der Säbel wurde an einem weißen Säbelgehenk aus sämischgarem Leder, schräg zum Körper um den Leib geschnallt getragen.

Der "Infanteriesäbel alte Art (Infanteriesäbel M 1715)" wurde 1816 durch den "Infanteriesäbel M 1816" und bzw.den "Infanteriesäbel M 1818" ohne Stichblatt ersetzt.


Schlacht bei Prag, 6. Mai 1757

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