Sharps Rifle Mod. 1874

Schwedische Perkussions-Kavalleriepistole m / 1850


Geschichte


König Oskar I in UniformAls Oskar I. 1844 zum König gekrönt wurde übernahm er ein Land, welches 1814 (Norwegischer Feldzug) die letzte Kriegstätigkeit zeigte. Schweden griff seitdem in keine Kampfhandlung mehr aktiv ein und wurde später ein neutrales Land. Oskars größtes Bestreben lag darin, eine Verfassungsreform durchzuführen, welche das Land dringend benötigte. Leider wurde diese 1845 vom Reichstag abgelehnt. Er konnte aber einige andere Gesetzreformen durchbringen. Darunter zählen das Kriminalgesetz, das Erbgesetz, die Abschaffung des Zunftzwanges sowie eine größere Förderung von Handel und Gewerbe. 1848 legte er einen neuen Verfassungsentwurf vor, der jedoch vom Reichstag 1850 wiederum abgelehnt wurde. Als Folge daraus, wurde das Ministerium modernisiert und die Sache erneut verschoben. Allerdings wurde eine Steuerreform (hohe Branntweinsteuer), Einführung des Dezimalsystems in Münze, Maß und Gewicht, Herabsetzung der Zölle und Bewilligung von Mitteln zum Bau von Eisenbahnen beschlossen.

Fast hätte sich Schweden 1848 noch mal in eine kriegerische Auseinandersetzung eingebracht. In dem Jahr kam es zum ersten Krieg zwischen Dänemark und dem Deutschen Bund um Schleswig-Holstein. Man verzeichnete besonders unter der Jugend, eine zunehmende Tendenz zur skandinavischen Einheit. Das führte dazu, dass dem alten Hass zwischen Dänemark und Schweden ein Ende gemacht wurde. Aus diesem Grunde fühlte sich Schweden zur Hilfestellung für die Dänen verpflichtet. In Skåne stellte man Hilfstruppen auf. Diese kamen jedoch nicht zum Einsatz. - Ausgerüstet waren diese Truppen unter anderem mit dem aptierten Perkussionsgewehr m/1845, außerdem erhielt jedes Bataillon 16 Dorn-Stutzen m/1840 für die Scharfschützen. Västerbottens Feldjägerkorps bekam ebenfalls 250 Dorn-Stutzen, musste sie jedoch nach ihrer Rückkehr nach Umeå in das Lager der Krone zurückgeben. -

Am 26. August 1848 wurde unter schwedischer Vermittlung in Malmö ein Waffenstillstand abgeschlossen. Da Dänemark die Waffenstillstandsbedingungen nicht einhielt und am

26. März 1849 den Vertrag aufkündigte, keimte der Krieg wieder auf. In Schweden war allerdings das Interesse für die dänische Sache erkaltet, so dass Dänemark 1849 vergeblich versuchte, Schweden zu einer aktiven Teilnahme an dieser Auseinandersetzung zu bewegen.

König Oskar I im AnzugSchweden blieb neutral und beim Waffenstillstand vom 10. Juli 1849 wurde ihm die Besetzung Nordschleswigs übertragen.

Während des Orientkrieges (Krimkrieg, von 1853 – 1856 zwischen Russland und der Türkei) verhielt sich Schweden unparteiisch. Trotzdem schloss Oskar I. am 21. November 1855 ein Schutzbündnis mit Frankreich und England, da Russland an den unsicheren Grenzen im Norden vermehrt Übergriffe auf Jagd und Fischerei durchführte. Dieser Konflikt wurde 1856 im Pariser Frieden beseitigt.

Am 08. Juli 1859 starb Oskar I.


Aufgrund der Neutralität Schwedens kann man davon ausgehen, dass die Bewaffnung der Truppen mit moderneren Waffen sehr viel langsamer voran ging, als in anderen Staaten. Ebenso wie in anderen Ländern kann man in Schweden bei der Einführung von Waffen die geringere Rolle der Kavallerie gegenüber der Infanterie sehen.

Schon 1825 – 1826 führte man Versuche mit einem Perkussionsgewehr und einer Pistole durch. Damals kam man jedoch zu keinem positiven Ergebnis. Lediglich die Flotte testete weiter und führte 1832 ein aptiertes Gewehr ein. Die Armee nahm die Versuche 1833 wieder auf und führte sie in großem Maßstab von 1835 – 1840 weiter. Am 21.12.1840 wurde das erste aptierte Infanteriegewehr bei der schwedischen Armee angenommen. Die Umbewaffnung vollzog sich jedoch sehr langsam, so dass das letzte schwedische Infanterieregiment (Leibregiment Grenadiere) erst 1860 seine Steinschlossgewehre gegen Perkussionswaffen tauschte.

Zum Vergleich, in England wurden 1837 die letzten Steinschlossgewehre hergestellt und in Preußen wurde 1839 das Perkussionsgewehr in Dienst gestellt.


Kronprizhusar

Bewaffnung der schwedischen Kavallerie

Ab 1806 erfolgte die Umbewaffnung der Kavallerie. Alle Gewehre und Karabiner wurden abgelegt und der Kavallerist war jetzt nur noch mit zwei Pistolen und einem Säbel bewaffnet. Diese Umrüstung war Ende 1807 abgeschlossen. Ab diesem Zeitpunkt wurden an jeden Mann ein Paar Pistolen mit einem abnehmbaren Anschlagkolben sowie einem losen Ladestock ausgegeben, der am Bandelier getragen wurde. Sie werden „Stutzenpistole“ und „Flankörpistole“ genannt, wobei der letzte Begriff nicht übersetzbar ist. Möglich wäre Zweit- oder Begleitpistole. Die „Stutzenpistole“ hat einen gezogenen und die „Flankörpistole einen glatten Lauf.


Ladestock

Ladestock mit den zwei unterschiedlichen Köpfen

Pistole m/1850

Dies ist die einzige neu eingeführte Perkussionspistole bei der schwedischen Kavallerie. Es wurde eine große Menge dieser Waffen in Belgien hergestellt (P.J. Malherbe/Liege), aber auch in Husqvarna und in Carl Gustav Stads Gewehrmanufaktur (Eskilstuna) wurden viele Stücke gefertigt. Die Stutzenpistole hat einen gezogenen Lauf und auf der Schwanzschraube einen Dorn nach dem System von Thouvenin. Das Pulver lagert sich um den Dorn und die Spitzkugel wird mit ein paar wuchtigen Stößen mit dem Ladestock auf den Dorn gestaucht. Auf diese Weise wird das Blei der Kugel seitlich in die Züge gepresst. Dies führt zu einem gasdichten Abschluss der Kugel mit dem Lauf. Das Kaliber ist 14,85 mm. Die „Flankörpistole“ mit glattem Lauf hat das Kaliber 20 mm und verschießt den so genannten Rehposten – 6 Stück Kugeln im Durchmesser von 8,91 mm. Die Waffen sind sehr gut in der Handhabung, haben einen losen Ladestock und sind mit Anschlagkolben verwendbar. Der Ladestock hat an jedem Ende einen anderen Kopf, entsprechend der Ladung der jeweiligen Pistole.

Die genaue Stückzahl der gefertigten Pistolen ist nicht geklärt. Wenn man jedoch davon ausgeht, dass das:

Leibregiment Dragonerkorps ca. 505 Mann
Skåne Dragonerregiment ca. 1.000 Mann
Skåne Husarenregiment ca. 1.000 Mann
Leibgarde zu Pferd ca. 1.500 Mann
Husarenregiment König Karl XV ca. 200 Mann
Jämtland Jägerkorps zu Pferd ca. 200 Mann


waren und jeder Mann zwei Pistolen hatte, so ist eine Stückzahl von 9- 10.000 gefertigter Pistolen wahrscheinlich.

Das höchste bis jetzt gesehene Herstellungsdatum ist 1856.


m 1850 mit Anschlagkolben

1865 hatten jedoch erst 3 Regimenter die Pistole m/1850.


Erst am 03.08.1869 bekamen folgende Regimenter die Pistole m/1850.

Die anderen Regimenter führten aptierte Modelle.

Bestimmung der Zusammen gehörigen Paare:

In Schweden ging die Ära der Vorderladerpistolen für die Kavallerie mit der Einführung des Revolvers m/1871 zu Ende.


Stutzenpistole

Stutzenpistole

Stutzenpistole


Flankörpistole

Flankörpistole

Flankörpistole


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