Schwedische Kavalleriepistole m / 1820-49
Geschichte
Oscar I. übernahm 1844 ein Land welches sich seit 1814, nach der Angliederung Norwegens, neutral verhielt. So war man auch nicht bereit viel Geld in die Modernisierung der Armee zu stecken. Nach den vergangenen kriegerischen Jahrzehnten gab es im Land wichtigere Sachen anzupacken.
Carl XII. hatte Schweden zu Anfang des 18. Jahrhunderts noch einmal zu großer innen- wie außenpolitischer Stärke gebracht. Nach seinem Tod gingen die meisten schwedischen Provinzen verloren und das Land versank in tiefe wirtschaftliche Missverhältnisse. Ständige Kriege verstärkten diesen negativen Effekt. Auch Carl XIV. (Bernadotte) eingreifen in den Krieg gegen Napoleon 1813 und die Annektion Norwegens verschlang große Mengen Geld. Dieses große Land hatte im Verhältnis zu wenig Einwohner um genug Steuern einzunehmen und war dazu noch in vielen Regionen landwirtschaftlich nicht nutzbar. Es mussten also große Mengen Geldes ausgegeben werden, um die Bevölkerung zu ernähren. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts erkannte man die Wirtschaftskraft des Stahls und zog durch massiven Ausbau dieses Industriezweiges endlich Nutzen daraus. Diesen Wirtschaftsfaktor erkannte Carl XIV., jedoch war seine Regierung noch sehr konservativ. Erst unter der Regierung seines Sohnes, Oscar I., setzte sich der Liberalismus durch. Es wurde endlich das Zunftwesen abgeschafft, 1846 die Gewerbefreiheit eingeführt und es kam zum Durchbruch für den Freihandel.
Waffenentwicklung
Auch nach Schweden kamen Informationen über das Perkussionssystem. So testete man 1826 auf dem Hof der Artilleriekaserne in Stockholm ein aptiertes Jägergewehr m/1815 und im Jahr darauf eine aptierte Kavalleriepistole m/1820. Diese Versuche wurden jedoch in sehr kleinem Umfang und halbherzig durchgeführt, so dass man daraus keine verwertbaren Ergebnisse ziehen konnte.
Bei der Flotte wirkte der damalige Kommandokapitän von Sydow unermüdlich für die Verbesserung der Feuerwaffen. In den Jahren 1831 1832 gab man zum Truppenversuch aptierte Steinschlossgewehre aus. 1832 führte man ein aptiertes Gewehr und 1833 eine solche Pistole ein.
Nun begann man auch bei der Armee wieder mit Versuchen. 1833 bat man die Flotte aus ihren Lagerbeständen 100 Perkussionsgewehre zu Versuchszwecken zur Verfügung zu stellen. Wieder kam es zu keinem Ergebnis.
Bei erneuten Versuchen im Jahre 1835 wurden mehrere Modelle unter anderen ein Unterhammergewehr getestet. 1840 konnte man sich endlich auf ein Perkussionsgewehr einigen. Aus Kostengründen entschied man sich für das Steinschlossgewehr m/1815, welchem man bei der Herstellung nur ein neues Schloss einbaute. In den Jahren 1845 bis 1849 wurden viele Gewehre m/1815 aptiert. Es wurden aber auch neue Modelle eingeführt. Die Umbewaffnung begann bei der Leibgarde 1845 und war erst 1854 bei allen Regimentern abgeschlossen. Eine Ausnahme machten aber das Leibgrenadierkorps und das Småland Grenadierbataillon, welche die Waffen erst im Jahr 1860 und 1866 erhielten.
Als 1848 mehrere schwedische Einheiten auf der Insel Fünen und in Skåne zur eventuellen Unterstützung Dänemarks aufgestellt wurden, bekamen einige Kompanien Perkussionsgewehre. Nachdem sie in ihren Kasernen zurück waren, mussten sie diese Waffen wieder ins Lager abgeben. Zu der Zeit sah man es also noch nicht als notwendig gegeben, die Truppen ständig mit diesen Waffen ausgerüstet zu lassen.
Perkussionspistolen bei der Kavallerie
Seit 1807 hatte man die Kavallerie völlig umbewaffnet. Der Reiter führte nur noch einen Säbel und zum Pferd gehörten zwei Pistolen mit Anschlagschaft und ein extra am Bandelier getragener Ladestock. Eine Pistole hatte einen glatten und die andere einen gezogenen Lauf. Diese Form der Bewaffnung behielt man bis zum Ende der Vorderladerzeit bei. Die Kavallerie bekam jedoch erst sehr spät Perkussionswaffen. Das lag in der Hauptsache daran, dass bei dieser Waffengattung die Blankwaffe immer noch als „vornehmste“ Waffe galt. Der Kavallerist wurde auch vornehmlich an dieser Waffe ausgebildet. Seine Patronentasche fasste nur 12 Patronen für zwei Pistolen. Schon daran sieht man, welchen Stellenwert diese Waffen hatten.
1850 hatte die Leibgarde zu Pferd und
1852 das Kronprinz Husarenregiment Pistolen m/1820-49.
Diese Waffen hatten sonst keine weiteren Kavallerieregimenter. Es wurden nur regimentseigene Pistolen m/1820 aptiert. Da die Bezeichnungsformen dieser beiden Regimenter bekannt sind, sind diese Waffen sehr gut zuzuordnen. Waffen regimentseigene Nummern zu geben, war in Schweden nicht bei allen Regimentern üblich.
Das Ursprungsmodell m/1820
(An der Bezeichnung auf der Kolbenkappe ist deutlich zu sehen, dass diese Pistole bei der Leibgarde zu Pferdgeführt wurde.)