Yatagan für die Württembergische Jägerbüchse 1860


Geschichte


Am 1. Juli 1859 wurden in Württemberg zwei Jägerbataillone errichtet und am 6. November 1865 um ein drittes vermehrt. Die Bewaffnung bestand aus der Jägerbüchse 1860 im Kaliber 13,9 mm mit Stecher. Sie wurden in Oberndorf und bei V.C. Schilling in Suhl hergestellt. Als Seitengewehr diente ein zu Aufpflanzen eingerichteter Yatagan. Die aufpflanzbare Yatagane lieferte die Firma Weyersberg in Solingen. Nach einem Vertrag vom 10. Mai 1860 lieferte Weyersberg 3200 Yatagane mit Scheiden an die Arsenalverwaltung und nach einem Vertrag vom 30. Juli 1861 nochmals 231 Yatagane. Nach der Aufstellung des dritten Bataillons wurden am 8. Mai 1866 nochmals 1750 Yatagane bestellt. Es wurden also insgesamt 5181 Yatagane für 4800 (4143 fertige und 657 nichtfertige) Büchsen 1860 gefertigt.

Württembergische JägerIn der Waffenlehre für die Königlich Württembergische Infanterie von 1862 wird die Waffe und deren Behandlung wie folgt beschrieben :

"Der Yatagan ( Bajonettsäbel ) hat eine nach vorn zweischneidige geschweifte Klinge, der Griff ist gekerbt, die Parierstange hat hinten eine ringförmige Oeffnug, in welche der Lauf an seiner Mündung genau einpaßt. An der Rückseite des Griffes befindet sich eine Auskehlung, an der einen breiten Seite ein Druckstift, an der anderen eine Feder, womit der Yatagan an dem Yataganhalter festgehalten wird.

An der Scheide befindet sich oben das Mundband mit Steg und Lederstrupfen, unten der Schuh.

Das Reinigen des Yatagans geschieht wie das der Eisenteile überhaupt. Griff und Parierstange, sowie das Beschläg der Scheide müssen mit bairischem Kalk glänzend geputzt werden. Die Klinge wird mit in Oel getränkter Asche vermittelst eines wollenen Lappens gereinigt. Die Scheide wird auf der äußeren Seite mit Lederwerkswichse wie die Patronentaschen behandelt. Naß gewordene Scheiden werden an der Luft langsam getrocknet, die vorher ausgezogene Klinge fett gemacht und wieder eingesteckt."

Die Länge der Klinge wird mit 1660 württembergischen Punkten ( 1 württ. Punkt = 0,286 mm ) entsprechend 475 mm und das Gewicht des Yatagans mit Scheide mit 1 Pfund 29 Loth 2 Quentle angegeben.

Im Jahr 1867 nach dem verlorenen Krieg 1866 wurde auch bei den württembergischen Jägerbataillonen das preußische Exerzierreglement, das Zündnadelgewehr mit Bajonett und das Infanteriefaschinenmesser eingeführt. Die Jäger waren nun an in Ausbildung, Bewaffnung und Ausrüstung der Infanterie völlig gleich gestellt. Die Jägerbüchsen wurden später teilweise in Zündnadel-Pionier- und Artilleriegewehre umgeändert. Die Yatagane wurden an das Arsenal abgegeben. Ein kleiner Teil von ihnen wurde an die im deutsch-französischen Krieg aufgestellten Stabswachen als Seitengewehr ausgegeben. Sie wurden durch Aufbohren des Parierstangenrings auf 21,2 mm an die Zündnadelkarabiner der Infanterie-Stabswachen angepaßt.

Im November 1870 wurde zwischen dem König von Preußen im Namen des Norddeutschen Bundes und dem König von Württemberg eine Militärkonvention abgeschlossen. Die württembergischen Truppen bildeten als Teil des deutschen Bundesheeres ein geschlossenes Armeekorps ( das XIII. ) nach preußischen Normen. Noch im Jahre 1871 begann die Neuorganisation der württembergischen Truppen. Bei den 8 Infanterieregimentern zu je 2 Bataillonen, wurden in den Jahren 1871-1874 unter Verwendung der 3 Jägerbataillone und Neuformationen die Füsilier-Bataillone als die 3. Bataillone neu gebildet. Laut allerhöchster Order vom 2. September 1871 wurden die 3 Jäger-Bataillone aufgelöst und als Füsilier-Bataillone dem 1.( Nr. 119 ), 5. ( Nr. 123 ) und 8. Infanterieregiment ( Nr. 126 ) zugeteilt. Die neuen Füsilier-Bataillone wurden anfangs noch mit dem Zündnadelgewehr, welches 1873 nach Beck aptiert wurde und den entsprechenden Tüllenbajonett bewaffnet. Als Seitengewehre wurden den ehemaligen Jägern ihre früheren Yatagane zugeteilt, die übrigen Füsiliere erhielten Yatagans von Chassepotgewehren aus der französischen Kriegsbeute.

Die Jägeryatagane wurden bis zur Einführung des Infanteriegewehrs M/71 im Jahre 1875 getragen. So findet man unveränderte Stücke mit den Truppenstempeln der Regimenter 119., 123. und 126. Die Kompanienummer ist immer, da ja nur die 3. Bataillone damit ausgerüstet waren 9., 10., 11. oder 12. Einige Exemplare wurden durch Ausbüchsen des Parierstangenrings auf 17,5 mm verkleinert und durch Abschleifen des Griff am Rücken zu Aufpflanzen auf das Gewehr M/71 angepaßt.

Zwei solcher Exemplare sind mit den Truppenstempeln "119. R. 12. 71." und "126. R. 10. 94." seitlich auf der Parierstange gekennzeichnet. Die Truppenstempel aus der Zeit vor 1871 wurden auf die Un-terseite der Parierstange eingeschlagen z. B. "J. 3. 3. 191" ( 3. Jägerbataillon 3. Kompanie, Waffe Nummer 191 ) oder "J. 3. 4. 64.".


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