Württembergisches Infanteriefaschinenmesser 1829


Geschichte


Nach der Reform der württembergischen Armee durch König Wilhelm im Jahre 1817 sollte bei der Infanterie das 1. Glied mit Säbeln, das 2. Glied mit Faschinenmessern und das 3. Glied mit Beilen ausgerüstete werden. Da aber noch genügend Säbel vorhanden waren, wurde erst 1829 das Modell eines Infanteriefaschinenmessers festgelegt. Der König bestimmte mit Entschließung vom 31.März 1829, bei der Infanterie sei die Mannschaft je zur Hälfte mit Faschinenmessern und Beilen auszurüsten. Die Unteroffiziere sollten den Säbel beibehalten.

Da aber noch nicht genügend Faschinenmesser und Beile angeschaft wurden und noch viele brauchbare Säbel vorhanden waren, verfügte der König mit der Entschließung vom März 1831, daß nur die ausrückenden Regimenter zu 1/3 mit Säbeln, 1/3 mit Faschinenmessern und 1/3 mit Beilen ausgerüstet werden. Die zurückbleibenden Regimenter und die Depots sollten den Säbel behalten sollten, weil noch so viele Säbel vorhanden und noch nicht genug Faschinenmesser und Beile angeschaft, um die Säbel bei der Manschaft ganz zu beseitigen, oder auch nur die letztere bei allen Regimentern auf den dritten Teil zu reduzieren.

Württ. Infanterist um 1865Die Regimenter wurden nach und nach mit den neuen Faschinenmessern ausgerüstet, der Zeitpunkt der Einführung bei den einzelnen Regimentern war aber sehr unterschiedlich, so wurde nach den Angaben in den Regimensgeschichten z.B. das 6. Infanterieregiment angeblich schon 1830, das 5. und das 7. Regiment erst 1855 und 1865 mit der neuen Seitenwaffe versorgt.

Spätesten nach Einführung des Zündnadelgewehrs in Württemberg 1867/68 waren alle Regimenter mit dem Faschinenmesser ausgerüstet. Nur im Krieg 1870/71 wurden bei den Garnisions-Regimentern zum Teil noch die alten Säbel verwendet.

Auf alten Fotografien kann man auf den unteren Vorderseiten der Scheiden gelegentlich eine aufgenietete Hülse, an Realstücken aber nur noch die Spuren der später wieder entfernten Hülse erkennen. Möglicherweise diente sie der Aufnahme der Spitze des Dillenbajonetts wie in der nebenstehenden Abbildung eines Infanteristen aus der Zeit um 1865 zu sehen ist.

Hergestellt wurde der größte Teil der Seitengewehre in den Jahren 1834 bis 1857 von der Königlichen Gewehrfabrik in Oberndorf.

Nur die Firma Weyersberg in Solingen lieferte nach einem Vertrag vom 2. April 1859 noch 6000 Stück Infanteriefaschinenmesser an die Arsenalverwaltung.

In der Waffenlehre für die Königlich Württembergische Infanterie von 1862 wird das Faschinenmesser wie folgt beschrieben :

"Das Faschinenmesser hat eine einschneidige Klinge, gerippten Griff mit Parierstange, und wird in einer mit Mund- und Ortband versehenen Scheide versorgt.

Dasselbe dient vorzugsweise zum Fällen kleiner Bäume, zum Abästen und Behauen derselben, sowie zum Faschienenbau und zu Lagerarbeiten.

Das Reinigen des Faschinenmessers geschieht wie das der Eisenteile überhaupt. Griff und Parierstange müssen aber mittelst Kreide glänzend geputzt werden.

Die Scheide wird auf der äußeren Seite mit Lederwerkswichse wie die Patronentaschen behandelt. Naß gewordene Scheiden werden an der Luft langsam getrocknet, die vorher ausgezogene Klinge fett gemacht und wieder eingesteckt."

Württ. Infanterist um 1865Die Länge wird ohne Scheide mit 510 mm, mit Scheide mit 645 mm, die der Klinge mit 468 mm , das Gewicht ohne Scheide mit 790 g und mit Scheide mit 1020g angegeben.

Nach dem deutsch-französischen Krieg, im Laufe des Jahres 1875 wurde das Zündnadelgewehr bei der württembergischen Infanterie durch das neue Infanteriegewehr Mod.71 und dem zugehörigen aufpflanzbaren Seitengewehr M 1871 ersetzt. Nur die Ökonomiehandwerker und andere nicht mit Gewehren bewaffnete Soldaten beim Train, Bekleidungsamt u.s.w. behielten die Faschienenmesser, wie am an den Truppenstempeln wie z.B. : "121. R. H. 180" auf Parierstange und Tragehaken erkennen kann. Die Truppenstempel aus der Zeit vor 1871 wurden auf die Unterseite der Parierstange eingeschlagen wie z. B. "4. 8. 158" oder "7. 5. 128".

Sie wurden wohl auch noch aushilfsweise im ersten Weltkrieg getragen. In dem "Leitfaden betreffend die Seitengewehren der Truppen zu Fuß" aus dem Jahre 1892 wird in der Ausgabe für Württemberg das alte Infanterie-Faschinenmesser noch aufgeführt.



Geschichte Technische Daten Bestempelung Literatur Zum Anfang