Geschichte
Im Februar 1843 war der Umbau der Scharnierpistole M 1816, die 1843 nahezu 30 Jahre alt waren, auf das Perkussionssystem angeordnet worden. Doch die Direktion der Gewehrfabrik Amberg meldete noch im gleichen Monat erhebliche Probleme bei der fristgerechten Auftragsbewältigung, weil man festgestellt hatte, dass an den doch recht alten Pistolen wesentliche und äußerst notwendige Verbesserungen vorzunehmen waren. So mussten nahezu alle Pistolen neu geschäftet und der doppelbündige Laufring durch einen kürzeren, einbündigen ausgetauscht werden, welcher durch eine Feder an der rechten Seite des Vorderschafts fixiert werden sollte. Grund für diese Änderung war, dass sich beim den bisherigen Pistolen, bei denen das Scharnier am Laufring befestigt war, der „Ladestock nicht selten im Charnier sperrte“, so dass hier konstruktive Abhilfe erforderlich war. Die Neukonstruktion des nun einbündigen Laufrings aber machte eine komplette Neuschäftung der Pistolen unerlässlich.
Die Vorschläge der Gewehrfabrik wurden vom Artilleriekorps-Kommando angenommen und am 3. April 1843 ist das genehmigte Muster der Scharnierpistole 1816/43UM gesiegelt und die Umänderung der Steinschlosspistolen M 1816 auf das Perkussionssystem verfügt worden. Allerdings ist bis heute kein aptiertes Stück aufgetaucht, weil die Gewehrfabrik sich ganz offiziell den Neuaufbau der Pistolen M 1816/43 genehmigen ließ. Damit konnte die Amberger Fabrik die zu perkussionierenden Pistolen aus wiederverwendeten, noch im Bestand vorhandenen und aus neu hergestellten Teilen anfertigen. Neu waren das Schlossblech alter Art, der Lauf mit dem Zündstollen, das Piston, das Korn, die Schwanzschraube mit dem Visier, der Hahn, der Laufring, der Abzugsbügel und das Abzugsblech sowie der Ladestock. Lediglich einige Garniturteile sind wiederverwendet worden. All diese Änderungen machten eine Neuschäftung unumgänglich.
Auszugeben waren die Pistolen M 1816/43UM an die Pioniere, die Mineure, die Trompeter, Schmiede, Veterinäre und Junker, sozusagen an alle mit Pistolen ausgerüsteten Dienstgrade, welche keinen Kavalleriekarrtuschkasten besaßen und folglich auch keinen Ladestock am Riemen tragen konnten.
Stückzahlen
In einer Auflistung vom 4.Oktober.1852 wurde der Bestand an Pistolen M 1816/43 UM mit insgesamt nur 3.183 Stück ausgewiesen. Davon lagen 1.560 in der Gewehrfabrik und in den Zeughäusern und 1.623 waren an die Truppe ausgegeben.
Nach den Formationsbestimmungen vom 12. und 18. Mai 1868 waren zu diesem Zeitpunkt 2.152 Pistolen M 1816/43UM ausgegeben und nachdem die bayerische Kavallerie mit Karabinern und Pistolen M/69 System Werder ausgerüstet war, legte das bayerische Kriegsministerium am 13.Juli1872 den Sollstand an Scharnierpistolen auf 2.000 fest, die überzähligen Pistolen wurden verkauft. Als dann der Reichsrevolver M/79 eingeführt wurde, ging der Rest dieser Pistolen letztendlich auch noch an den Handel.
Eines der kennzeichnenden Merkmale der Pistole M 1816/43UM ist im übrigen, daß die Schlossplatte niemals mit einer Herstellersignatur versehen war.
Technische Daten und Maße
Abmessungen und Daten :
Gesamtlänge: 387 mm
Lauflänge: 225 mm
Schlosssystem: Perkussionsschloss
Kaliber: 18,0 mm
Züge: glatt
Gewicht: 1412 g
Schaft: Nussbaumschaft
Beschreibung
Nussbaumschaft mit Eisenbeschlägen, diese bestehend aus an der rechten Schaftseite federarretiertem Laufring mit an seiner Unterseite angelenktem Ladestock, s-förmigem Schlossgegblech. Perkussionsschloss mit neuem Schlossblech ohne Aptierungsmerkmale. Abzugsbügel mit vorderer und hinterer Verlängerung, Kolbenkappe und flachem, enblech. Runder, am Pulversack kantiger Lauf mit seitlich eingelötetem Pistonsockel. Auf das Schwanzschraubenblatt aufgelötete Standkimme, eisernes Ovalkorn auf dem Lauf, 49mm hinter der Mündung, er greift in eine Aussparung des Laufrings ein. Ladestockscharnier an der Laufunterseite hart angelötet. Fertigung und Umbau auf das Perkussionssystem ab 1843 in der bayerischen Gewehrfabrik Amberg, entsprechende Marke „GF“ im Oval (nur noch andeutungsweise sichtbar) auf dem Pulversack oben. Eiserner Ladestock mit Scharnier, angebracht an der Laufunterseite 3mm hinter der Mündung.
Stempel und Signaturen
Marke „GF“ (Gewehrfabrik) im Oval auf dem Pulversack oben. Marke
Auf dem Schaft links die Revisionsstempel „G“ „W“ und Superrevisionsstempel, „gekreuzte Schwerter unter Krone“ .
Keine Truppenteilstempelung – die Waffe war vermutlich nie an die Truppe ausgegeben.
Literatur
- Götschmann, Dirk; Die Kuchenreuter und ihre Zunftgenossen, Regensburg 1991
- Götz, Hans-Dieter, Militärgewehre und Pistolen der deutschen Staaten 1800-1870, Stuttgart 1978
- Xylander, Lehrbuch der Taktik, 1. Teil Feuerwaffen, München 1833
- Reckendorf, Hans; Die bayerischen Handfeuerwaffen 1800-1075, Dortmund 1998
- Reckendorf, Hans; Die Faustfeuerwaffen der Königlich Bayerischen Armee, Dortmund 1981