Geschichte
Mitte des 16. Jahrhunderts führte Herzog von Alba in den Niederlanden die Arkebuse als Reiterwaffe bei den sogenannten Arkebusier-Reitern (oder Bandelier-Reiter) ein. Es war eine kurze, von 1 bis 1,3 m lange Feuerwaffe, welche ca. 20g schwere Kugeln verschoss. An der linken Seite des Schaftes war eine eiserne Stange angebracht, an der sich ein Ring mit einer Feder befand, womit die Waffe am Bandelier (deshalb auch Bandelier-Reiter) festgehalten wurde. Da die Lunte dem Reiter sehr lästig fiel, führte man bei der Arkebuse und der Pistole zuerst das Radschloss ein.
Diese Arkebusierer- oder Bandellier-Reiter waren eine leichte Reiterei, welche mit einem Kürass in Vorder- und Rückenstück (welches bald abgelegt wurde), und offener Sturmhaube ausgerüstet waren. Sie führten neben dem Radschloss-Karabiner (Arkebuse), 1 bis 2 Pistolen, eine Degen und ritten ein mittelschweres Pferd. Der Karabiner hing an einem Badelier. Dieses reichte von der linken Schulter bis zur rechten Hüfte. Die Patronentasche, welche ein Dutzend Patronen enthielt, hing ebenfalls an der rechten Seite und am Sattelknopf ein lederner Beutel, der sechs Patronen fasste. Der Schlüssel zum Aufziehen des Radschlosses hing an der Patronentasche. Er bedurfte viel Übung und Gewandtheit im Schießen zu Pferde.
Im 16. Jahrhundert wurde das Feuergefecht zu Pferd in Form der Caracole geführt:
Das erste Glied der Schwadron feuerte aus sehr naher Entfernung auf den Gegner die Radschlosspistole ab, wandte sich nach außen und trabte um die Flanken der Schwadron, um sich als letztes Glied wieder zum Laden anzuschließen.
Das gleiche Verfahren, nahmen auch die Arkebusierer- oder Bandellier-Reiter mit ihren Radschlosskarabinern an. Nur brauchte man nicht so nahe wie mit der Pistole heranzugehen. Der Wechsel geschah ebenfalls in Form der Caracole. Das erste Glied machte nach dem Schuss die Front für das zweite Glied frei, indem es um die Flanken der Schwadron nach hinten trabte.
Auch der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620-1688) von Preußen führte als eigentliche Reiterei Arkebusier- bzw. Babdelier-Reiter. Die Brandenburgischen Reiter waren mit zwei Radschlosspistolen und dem hier beschriebenen Radschlosskarbiner mit Paddelschaft bewaffnet.
Allerdings führte laut Müller am Ende seiner Regierungszeit das Anhaltische Regiment zu Pferde neben zwei Radschlosspistolen bereits einen mit gelbem Blech beschlagenen Flintenkarabiner.

Technische Daten und Maße
Abmessungen und Daten :
Gesamtlänge: 1035 mm
Lauflänge: 670 mm
Schlosssystem: Radschloss mit außenliegendem Rad
Kaliber: 14,7 mm
Züge: glatt
Gewicht: 2077 g
Schaft: Nussbaum-Vollschaft
Beschreibung
Nussbaum-Vollschaft mit Eisenbeschlägen, diese bestehend aus halbem Mündungsband, Abzugsbügel mit Verlängerung an der Kolbenunterseite, schmalem Kolbenband an der Rückseite des Kolbens und Sattelstange mit Ring. Lauf in der hinteren Hälfte kantig, dann bis zur Mündung rund. Standkimme in Schwalbenschwanzpassung auf dem kantigen Laufteil, Eisenkorn hinter der Mündung. Lauf/Schaft-Verbindung durch von unten nach oben eingesetzte Kreuzschraube und Stift durch den Vorderschaft. Suhler Radschloss mit verschiebbarem und beim feuern selbsttätig öffnenden Pfannendeckel. Außenliegendes Rad mit Studel. Zugehöriges Tüllenbajonett mit Fixierung an einer Bajonettwarze an der Laufunterseite ohne Sperrring oder Federklinke. Lauf/Schaft- Verbindung durch die in das Abzugsblech eingreifende Kreuzschraube und drei Laufstifte und entsprechende Ösen.
Stempel und Signaturen
Kontrollmarke „SVL“ (Suhl) mit Henne am Pulversack links,
Marke „Henne“ an der Laufunterseite.
Literatur
- Eckhardt, Werner / Morawietz,Otto; Die Handwaffen des brandenburgisch-preußisch-deutschen Heeres 1640 -1945, Hamburg, 1973
- Lander/Brucksch, Ordonnanzpistolen und –karabiner der sächsischen Kavallerie vom 16. Jahrhundert bis 1888, Bonn, 2012
- Müller,Heinrich; Das Heerwesen in Brandenburg und Preußen von 1640 -1806 – Die Bewaffnung, Berlin, 2001
- Schaal, Katalog Dresdener Büchsenmacher 16.-18. Jahrhundert, Dresden, 1975