Geschichte
Im Zuge der Einführung neuer Handfeuerwaffensysteme ab 1857 bei den Truppen des 8. Bundesarmeekorps war es auch erforderlich, für das württembergische Pionier-Bataillon ein neues Gewehr entwickeln zu lassen. Nach den entsprechenden Vorarbeiten der Arsenaldirektion bestellte diese nach Genehmigung der Mustergewehre durch das Kriegsministerium im Juni 1860 400 Pioniergewehre bei Suhler Fabrikanten. Davon entfielen auf die Firma Spangenberg 134 Stück, auf die Firma Sauer 133 Stück und auf die Firma Haenel 133 Stück, die innerhalb Jahresfrist zu liefern waren. Im Dezember 1863 erging ein weiterer Auftrag zur Lieferung von 50 Pioniergewehren an die Gewehrfabrik in Oberndorf. Das Pioniergewehr unterschied sich vom gleichzeitig gefertigten Artilleriegewehr nur durch das Fehlen der Aufpflanzvorrichtung an der rechten Laufseite.
Verträge:
05.06.1860 mit Spangenberg, Sauer, C.G. Haenel über 400 Pioniergewehre
15.12.1863 mit Oberndorf über 50 Pioniergewehre
Produktionszahlen:
Oberndorf: 50
Spangenberg: 134
Sauer: 133
Haenel: 133
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Insgesamt 450 Stück

Technische Daten und Maße
Beschreibung
Nussbaumschaft ohne Kolbenbacke. Eisenbeschläge, bestehend aus doppelbündigem Laufring mit Ladestocktrichter und Riemenbügel, Abzugsbügel, Kolbenblech, Riemenbügel an der Kolbenunterseite und Unterlegscheibe für die Schlossschraube. Württembergisches Perkussionsschloss M 1857. Lauf am Pulversack kantig, dort auch das Standvisier mit 2 Klappen (200, 300 und 400 Schritt). Hakenschwanzschraube mit Basküle. Eiserner Ladestock mit beidseitigem Messingkopf und verdicktem Griffteil.
Abmessungen und Daten :
Gesamtlänge: 900 mm
Lauflänge: 500 mm
Schlosssystem: Perkussionsschloss
Kaliber: 13,9 mm
Züge: 5
Gewicht: 3207 g
Visier: Standvisier mit 2 Klappen (200, 300 und 400 Schritt).
Schaft: Nussbaumschaft
Stempel und Signaturen
Seriennummer „35“, „Suhl“, „W“ unter Krone und „1861“ (Fertigungsjahr) auf dem Lauf,
„G. Hänel“ (Hersteller) unter Krone auf der Schlossplatte,
Abnahmestempel „3 Hirschstangen“ in einem Rechteck und eine Krone auf dem Lauf,
alle Teile mit der Nummer „35“ gekennzeichnet. „103“ auf dem Messingkopf des Ladestocks und
Truppenstempel „P.103“ (Württ. Pionier-Bataillon, Waffe Nr. 103) auf der Kolbenkappe.
Literatur
- Götz, Hans-Dieter : Militärgewehre und Pistolen der deutschen Staaten 1800-1870, Stuttgart 1978
- Reckendorf, Hans : Die Württembergischen Handwaffen 1806 bis 1870, Berlin, 1993
- Vollmer, Udo : Die Bewaffnug der Armeen des Königreichs Württemberg und des Großherzogtums Baden, Schwäbisch Hall, 1981
- Vollmer, Udo: Deutsche Militär Handfeuerwaffen, Heft 6, Württemberg, Althausen, 2004
- Waffenlehre für die Artillerie, Pioniere und Reiterei des königlich württembergischen Truppen-corps, Ludwigsburg, 1864