Geschichte
Da die seit 1873 im Gebrauch befindlichen Zündnadelgewehre vielfach nicht mehr zweckentsprechend und gebrauchsfähig waren, wurde nach Aufbrauch der vorhandenen Munition der von Großherzoglichem Corpskommando gestellte Antrag auf Anschaffung des neuen Karabiners Modell 88 im Jahre 1898 genehmigt.
Die Herstellung der neuen Gendarmeriekarabiner sowie die Aptierung der noch beibehaltenen Jatagane zum Zwecke des Aufpflanzens, wurde der Waffenfabrik C. Schilling in Suhl und die Lieferung des Munitionsbedarfs dem Königlichen Artilleriedepot in Karlsruhe übertragen.Im Laufe des Monats Oktober 1898 kam sodann die neue Waffe sowie die Munition an die Mannschaft zur Ausgabe. Er hat eine Länge von 94,5 cm und wiegt ca. 3 Kilogramm, Kammer mit umgebogenem Knopf, Mehrladevorrichtung , 5 Patronen in einem Rahmen, gezogener Lauf mit Laufmantel, gebläutem Abzugsbügel und Kolbenblech. Munition: Metallpatronen mit Stahlmantelgeschoss und rauchloses Pulver.
Über die Trageweise des Karabiners wurde bestimmt, dass derselbe im Dienst nach Jägerart – im Gegensatz zu früher, Kolben nach unten – getragen werden soll. Zum gewöhnlichen Dienst ist zum Karabiner ein Rahmen mit fünf scharfen Patronen mitzuführen, welcher in dem in dem Kolben angebrachten Behälter aufbewahrt wird. Die Patronentaschen kommen daher zum gewöhnlichen Dienst in Wegfall; nur wenn von den Mannschaften mehr als fünf Patronen mitzunehmen sind, haben dieselben wie früher die Patronentaschen anzulegen.
Zur Ausbildung der Mannschaften mit der neuen Schusswaffe im Schießen wurde von seitens des Corpskommandos die Anordnung getroffen, dass alljährlich eine Schießübung innerhalb der Bezirke an einem geeigneten Ort unter Aufsicht der Bezirkskommandanten stattzufinden hat, wobei von jedem Mann in der Regel 10 Patronen auf verschiedene Distanzen zu verschießen sind.
Das bisherige Zündnadelgewehr wurde dem Gendarmeriepersonal auf eigenen Wunsch zum Preis von 2 M. pro Stück überlassen.
Im Jahre 1898 betrug die Etatstärke des Cops:
1 Kommandeur, 4 Distriktskommandeure, 1 Zahlmeister, 5 Oberwachtmeister, 74 Wachtmeister, 449 Gendarmen und 3 Bürodiener.

Technische Daten und Maße
Abmessungen und Daten :
Gesamtlänge: 955 mm
Lauflänge: 435 mm
Schloss: Zylinderverschluß mit symmetrischer Warzenverriegelung und Öffnungsspannung (System Mannlicher)
Kaliber: 7,9 mm
Züge: 4
Gewicht: 3270 g
Visierung: Rahmenvisier bis 1200 m, kleine Klappe 250 m.
Schaft: Nussbaumschaft
Beschreibung
Zylinderverschluß mit symmetrischer Warzenverriegelung und Öffnungsspannung (System Mannlicher); Magazinkasten im Mittelschaft für 5 Patronen M 88 und Rahmenladung. der Schaft endet 92 mm vor der Laufmündung; Laufmantel im Mündungsbereich; bis zum Kornsockel entsprechend geringer im Durchmesser zwecks Aufnahme des Bajonettrings; Schaftabschlussring mit Bajonetthaft; Riemenhalterung am Abschlussring und Kolbenunterseite. Im Kolben befindet sich ein Patronenfach in der Größe für einen Laderahmen mit 5 Patronen.
Stempel und Signaturen
C. HAENEL (Hersteller) 1898 (Herstellungsjahr) SUHL (Herstellungsort) auf dem Hülsenkopf oben
„186.“ auf Patronenlager und Hüls links, (Fertigungsnummer)
„2,75 g G.B.P.“ (Pulverart und Mengenangabe) “ St.m.G.“ (Stahlmantelgeschoss) auf der linken Seite des Hülsenkopfes
„Kar 88“ (Modellbezeichnung) auf der Hülse links
„1873“ Verschlußgehäuse rechts, (Herstellungsjahr)
Literatur
- Steinhauser, A.: Geschichte des Großherzoglich Badischen Gendarmerie-Korps, Karlsruhe, 1900
- Katalog zur Sonderausstellung der Wehrtechnischen Studiensammlung des BWB, der Deutschen Gesellschaft für Polizeigeschichte e.V. und des Verbandes für Waffentechnik und -geschichte e.V., Koblenz, 1999
- Storz, Dieter : Deutsche Militär-Gewehre - Schusswaffen 88 und 91, Wien, 2012