Geschichte
Im Jahre 1828 begann der badische Capitän Ferdinand Wolff anfänglich auf privater Basis, dann aber im staatlichen Auftrag, Versuche durchzuführen, die die Brauchbarkeit des neu aufgekommenen Perkussionssystems für die Handwaffen der badischen Armee nachweisen sollten. Der von 1828 bis 1832 dauernden Experimentierphase, während der verschiedene Schlossmechanismen und unterschiedliche Zündpräparate getestet wurden, folgte ab 1832 ein ausgedehnter Truppenversuch
unter der Leitung von Ferdinand Wolff. Die dabei erzielten Resultate bewiesen die uneingeschränkte Feldverwendungsfähigkeit des neuen Perkussionssystems für die Handfeuerwaffen der badischen Armee, jedoch erging der Befehl zur Umänderung der vorhandenen Steinschlosswaffen erst im Jahre 1840, wobei es aber noch bis zum März 1842 dauern sollte, bis die diesbezüglichen Vorschriften und Mustergewehre zu den jeweiligen Regimentern gelangten. Die Gründe für die nicht unerhebliche zeitliche Verzögerung von mehr als sieben Jahren lagen in den Bestrebungen, sich mit den beiden Partnern im VII. Bundes-Armeekorps, dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt und dem Königreich Württemberg, in der Frage der Modernisierung und Kalibervereinheitlichung der Handfeuerwaffen abzustimmen, was auch damals schon nur auf dem Wege langwidriger Verhandlungen zu erreichen war.
Auch die Kavalleriepistole M 1816 wurde gem. der Verfügung vom 12. Dezember 1840 auf das Perkussionssystem umgeändert. Dabei wurde neben den Schlossänderungen auch eine V-Kimme auf der Verlängerung der Schwanzschraube und ein Eisenkorn auf dem Lauf hinter dem Vorderring angebracht. Auch wurde die Drückerschraube im Schaft nachgerüstet.
Im Jahre 1843 hat sich die Versuchskommission auch mit dieser umgeänderten Pistole befasst, sie eingehenden Schießtests unterzogen und als Resultat beantragt, das bisherige Visier beizubehalten sowie die Pulverladung für die Kugel und für die Exerzierpatrone auf 0,25 Loth festzulegen. Diese Ladung, die im übrigen exakt der Karabinerpatrone entsprach, verhalfen der Pistole zu einer Mündungsgeschwindigkeit von 199,5 m/s und einer wirksamen reichweite von ca. 25 Metern.
Nach Einführung der Kolbenpistole M 1853 bei der badischen Reiterei wurden die Kavalleriepistolen M 1816/40 UM an die badische Artilleriebrigade weitergegeben, deren Mannschaften die Waffe noch im Krieg 1870/71 geführt haben.

Technische Daten und Maße
Abmessungen und Daten :
Gesamtlänge: 377 mm
Lauflänge: 210 mm
Schloss: Perkussionsschloss
Kaliber: 17,2 mm
Züge: glatt
Gewicht: 1218 g
Schaft: Nussbaumschaft
Beschreibung
Zur Perkussionszündung umgebautes Steinschloss mit entsprechendem Perkussionshahn; Nuss mit Ruherast, 5 mm hohe Standkimme auf der Schwanzschraube, Eisenkorn auf dem Lauf, Nussbaumschaft, bis an die Mündung reichend; Lauf-Schaftverbindung durch Kreuzschraube und Vorderring, keine Ladestocknut; Kolbenkappe, Abzugsbügel, Schlossgegenblech und Vorderring aus Messing; obere und unterer Kolbenbügel aus Eisen, Abzug mit neuer Stifteinrichtung mit doppelt verschraubtem Verstärkungsblättchen.
Stempel und Signaturen
Auf der Schlossplatte:
„M“ = 2. Kontolleur Jean Marquinet,
„S:BLASIEN“ = Hersteller Gewehrfabrik St. Blasien
Auf der linken Laufseite:
„D“ unter Krone im wappenförmigen Schild = 1. Kontrolleur Gottlieb Deutschbein
„S“ = 2. Kontrolleur Andreas Schmidt
„1820“ = Herstellungsjahr
„ZD“ mit Landeswappen im Oval = Zeughausstempel
„173“ = Waffennummer
Literatur
- Udo Lander, Die Sammlungen des Wehrgeschichtlichen Museums im Schloß Rastatt, 2 Handfeuerwaffen, Teil III Baden (bis 1870), Freiburg im Breisgau, 1987
- Udo Lander, Die Handfeuerwaffen der Badischen Armee von 1738 bis 1873, Zweibrücken, 2014
- Vollmer, Udo, Die Bewaffnung der Armeen des Königreiches Württemberg und des Großherzogtums Baden, Schwäbisch Hall, 1981
- Vollmer, Udo ; Deutsche Militär-Handfeuerwaffen, Heft 7 Baden, Hohenzoller, Liechtenstein, Altshausen, 2005
- Hans Dieter Götz, Militärgewehre und Pistolen der deutschen Staaten 1800 – 1870, Stuttgart, 1878