Geschichte
Am 21. Januar 1850 verfügte der badische Großherzog Leopold die Neuerrichtung einer badischen Artillerie-Brigade (diese Bezeichnung wurde bereits am 11. Juli jenen Jahres in Artillerie-Regiment geändert), deren berittene Mannschaften glatte Pistolen erhalten sollten. Hierzu griff man auf die schon vor der Auflösung der Armee im Jahre 1849 bei der Artillerie vorhandenen aptierten Pistolen M 1816/40 UM zurück, deren Anzahl aber wegen der revolutionären Ereignisse sicher nicht mehr in vollem Umfange zur Verfügung gestanden haben dürften. Da diese Pistolen auch zur Bedarfsdeckung der neu errichteten Reiterregimenter benötigt wurden, einerseits aber die Gewehrfabrik in St. Blasien seit längerem nicht mehr bestand, man andererseits jedoch den teuren weg der Neubeschaffung bei ausländischen Fabriken nicht gehen wollte, entschied man sich offensichtlich dazu, den Pistolenmangel bei der Artillerie und Kavallerie durch die Perkussionierung der im Altbestand des Zeughauses vorhandenen Lütticher Pistolen 1813 zu beheben. Dabei dürfte die Ausgabe der Pistolen 1813/50 UM an die Reiterei nur als vorübergehende Maßnahme gedacht gewesen sein, da zu diesem Zeitpunkt bereits die Einführung der gezogenen Kolbenpistole projektiert war.
Beim Umbau der Steinschlosspistolen 1813 wurde neben den Änderungen am Schloss auch eine Laufkürzung um 15mm vorgenommen. Da dabei auch der Vorderschaft gekürzt werden musste, war es erforderlich, das eiserne Gewinde-Widerlager, mit dessen Hilfe der Laufring befestigt wurde, ebenfalls nach hinten zu verlegen. Hierbei blieb die ursprüngliche Schaftausfräsung für das Widerlager erhalten und ist noch unter dem Laufring zu erkennen. Wie die vorliegende Pistole zeigt, wurde ein Teil dieser Waffen unter Verwendung der alten Beschlagteile völlig neu geschäftet; lediglich diese neu geschäfteten Pistolen erhielten darüber hinaus die Stiftschraube für den Abzug mit der zweifach verschraubten Unterlegplatte. Da auch diese Waffen eine Visiereinrichtung bekamen, musste der hintere Bund des doppelbündigen Laufrings an der Trennlinie zwischen Lauf und Schaft abgenommen werden, da sonst der Ring nicht mehr hätte entfernt werden können und die Pistole somit nicht mehr zerlegbar gewesen wäre.

Technische Daten und Maße
Abmessungen und Daten :
Gesamtlänge: 370 mm
Lauflänge: 210 mm
Schlossplattenlänge: 129mm
Kaliber: 17,1 mm
Züge: glatt
Gewicht: 1286 g
Beschreibung
Nussbaum-Vollschaft ohne Ladestocknut. Zur Perkussionszündung umgebautes, ehemaliges Steinschloss mit entsprechendem Perkussionshahn. Nuss ohne Ruherastkerbe. 5 mm hohe Standkimme auf dem Schwanzschraubenblatt, ovales Eisenkorn auf dem Lauf, 21 mm hinter der Mündung. Lauf/schaft-Verbindung durch Kreuzschraube und Laufring. Kolbenkappe, Abzugsbügel, Schlossgegenblech und Laufring aus Messing, Abzugsblech und unterer Kolbenbügel aus Eisen. Abzug mit neuer Stifteinrichtung und doppelt verschraubtem Verstärkungsblättchen. Laufring an der Unterseite mit Hilfe eines in den Schaft eingelassenen, eisernen Gewinde-Widerlagers verschraubt.
Stempel und Signaturen
Auf der Schlossplatte:
„ZD“ = Zeughausstempel und Waffennummer „21“ auf der linken Laufseite
„4“ und Abnahmestempel an der linken Schaftseite.
Literatur
- Udo Lander, Die Sammlungen des Wehrgeschichtlichen Museums im Schloß Rastatt, 2 Handfeuerwaffen, Teil III Baden (bis 1870), Freiburg im Breisgau, 1987
- Udo Lander, Die Handfeuerwaffen der Badischen Armee von 1738 bis 1873, Zweibrücken, 2014
- Vollmer, Udo, Die Bewaffnung der Armeen des Königreiches Württemberg und des Großherzogtums Baden, Schwäbisch Hall, 1981
- Vollmer, Udo ; Deutsche Militär-Handfeuerwaffen, Heft 7 Baden, Hohenzoller, Liechtenstein, Altshausen, 2005
- Ferber, Geschichte des 1. Badischen Feldartillerie-Regiments Nr. 14, Karlsruhe 1906, S. 307