Italien: Schnappschlosspistole

Geschichte

Die früheste Art des Steinschlosses war das Schnapphahnschloss, bei dem die Batterie und Pfannendeckel getrennte Teile sind. In Italien war es sehr beliebt und wurde noch lange Zeit in Waffen verwendet, nachdem sich bei uns schon längst das um 1610 entwickelte Steinschloss französischer Art durchgesetzt hatte.

Vorliegende Pistole stammt von Giuseppe Guardiani, dem Mitglied einer großen Büchsenmacherfamilie aus Anghiari in der Toscana und ist mit 1787 datiert. Von der Größe her ist sie als Gürtelpistole einzuordnen, wofür auch der ehemals vorhandene Gürtelhaken spricht.

Von dieser Büchsenmacherdynastie gibt es in Museen und im Privatbesitz eine große Anzahl solcher Pistolen, alle in dieser Größe und in gleicher aufwändiger Art verziert. Sie erfreuten sich offensichtlich großer Beliebtheit, obwohl sie stilistisch längst nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprachen und auch bezüglich der Schlossart als überholt galten.

 

Würdigung: es handelt sich um eine zierliche Pistole mit reichem und künstlerrisch hochwertigem Eisenschnitt aus der Werkstatt einer berühmten Büchsenmacherfamilie in einem kleinen Ort der Toscana.

Technische Daten und Maße

Abmessungen und Daten :

Gesamtlänge: 280 mm

Lauflänge: 160 mm

Schlosssystem: Steinschloss

Kaliber: 12 mm

Züge: glatt

 

Beschreibung

Eiserner Lauf, von Achtkant über Zierrillen in rund übergehend, graviert. Keine Visiereinrichtung. Verbindung mit dem Schaft durch eine von unten her in das Schwanzschraubenblatt gehende Kreuzschraube und Stifte.

Gewölbtes Schloss mit Gravuren und eisengeschnittenem Maskaron am hinteren Ende. Hahn mit geschnittenem Kopf auf seiner Brust verziert, Hahn- und Batterieschraube als Kopf ausgebildet und innen mit einer Rundmutter gehalten. Batteriearm verziert, Schlossinnenteile in typischer Ausführung unter der Hauptfeder signiert „Guiseppe Guardiani“ und auf der Abdeckung über dem Abzugsmechanismus datiert 1707. Der Hahn öffnet beim Niedergehen durch eine Schubstange in Innern den Pfannendeckel.

Vollschaft aus dunklem Nussbaumholz, leicht verschnitzt. Originaler Ladestock mit Horndopper und eisernem Krätzer.

Eisenbeschläge, geschnitten oder graviert, die Gegenplatte durchbrochen. Ein Medaillon mit Büste ist von zwei Figuren und Ranken umgeben. Daumenplatte stilgleich, ebenso Abzugsbügel mit geschnittener Büste und Laubornament am Vorderteil. Zierlicher Barockknauf, graviert und mit geschnittener Büste auf der Bodenplatte.

Stempel und Signaturen

Die Pistole ist unter der Hauptfeder signiert „Guiseppe Guardiani“ und auf der Abdeckung über dem Abzugsmechanismus datiert „1707“.
 

Literatur